«Gott hat meine Ketten zerbrochen»
Einen Hang zur Sucht hatte ich schon früh. Mit sieben Jahren klaute ich das erste Mal Zigaretten und Bier von meinem Vater. Mit 13 hatte ich meine erste Alkoholvergiftung, später rauchte ich Haschisch und nahm LSD.
Gegen Ende meiner Ausbildung probierte ich zum ersten Mal Heroin und war sofort süchtig. Um an Geld für das Zeug zu kommen, hätte ich alles getan. Einmal überfiel ich eine Tankstelle, doch bei der Flucht baute ich einen Unfall und wurde geschnappt. Erst damals wurde mir bewusst, wie tief ich im Mist steckte und dachte zum ersten Mal: «Gott, wenn's dich gibt, dann hilf mir!»
Ich bekam zweieinhalb Jahre, doch weil ich suchtkrank war, kam ich nicht in den Knast, sondern in eine Langzeittherapie. Aber nach 18 Monaten wurde ich rückfällig und damit waren doch zwei Jahre Gefängnis fällig. Ich war so verzweifelt, dass ich zu meinem Bruder floh.
Unterschlupf mit Konsequenzen
Auch mein Bruder hatte früher harte Drogen genommen, doch irgendwann wurde er Christ. Ich wusste nicht, dass er inzwischen sogar mit Drogenabhängigen arbeitete. Er leitete eine christliche Drogenreha, aber ich dachte: besser dort als obdachlos.
In diesem Haus erlebte ich zum ersten Mal christliche Gemeinschaft. So etwas kannte ich bis dahin nicht. Es herrschte eine Atmosphäre der Annahme. Die Leute sagten zu mir, dass es schön sei, dass es mich gibt. Ich merkte, wie gut das tat und wie es etwas in mir veränderte. Mein Bruder bewirkte, dass ich nicht ins Gefängnis musste, sondern noch mal die Chance auf eine Therapie bekam.
Verstrickt in der Sucht
Allerdings war ich immer noch hochgradig süchtig. Und anfangs war ich überhaupt nicht motiviert dazu, clean zu werden. Immer wieder haute ich ab und besorgte mir Drogen. Oft erwischte ich zu viel. Irgendwann sagte eine Mitarbeiterin: «Micha, wenn du so weiter machst, wirst du sterben.»
Diese Worte trafen mich tief. Ich wusste, dass ich mit meinem Leben spielte, aber es war mir immer egal gewesen. Doch als ich jetzt mit der Wahrheit konfrontiert wurde, erschütterte mich das. Ich wollte nicht sterben. Gleichzeitig wusste ich, dass ich da selbst nicht rauskomme. So schrie ich zu Gott: «Wenn es dich gibt, dann hilf mir!»
Tatsächlich spürte ich nach diesem Gebet, dass Gott real ist und in mein Leben kommt. Ich spürte, dass Gott zu mir sagte: «Ja, Micha, ich bin mit dir. Ich bin für dich.» Tiefe Hoffnung erfüllte mich. Und zum ersten Mal nach langer Zeit konnte ich wieder glauben, dass sich mein Leben doch noch positiv verändern könnte.
Der Versuch eines Neustarts
Nach diesem Erlebnis war ich ganz neu motiviert. Ich wollte mit Jesus leben. Ich fing an, in die Kirche zu gehen und liess mich taufen. Zudem holte ich den Schulabschluss nach und fing wieder an, Sport zu treiben. Voller Motivation meldete ich mich für ein Studium an und zog nach Hannover.
Doch ich hatte mich überschätzt. Kaum war ich eine Woche weg aus meinem christlichen Umfeld, wurde ich rückfällig. Und damit begann die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich wollte aufhören und mit Gott leben, schaffte es aber nicht. Das drehte derart an meiner Psyche, dass ich dachte, ich werde verrückt. Immer wieder dachte ich an christliche Lieder und wollte in einen Gottesdienst gehen, aber ich packte es nicht mehr. Und dann hörte ich Stimmen, die sagten: «Schmeiss dich vor's Auto oder vor einen Zug!» Ich erlebte, welch dämonische Mächte hinter den Drogen stecken. Diese Finsternis versuchte, mein Leben zu zerstören und liess mich nicht los.
Gott ist stärker
Völlig fertig zog ich nach Lüdenscheid und machte noch mal eine christliche Therapie. Dort lernte ich Gott viel tiefer kennen. Ich fing selbst an, in der Bibel zu lesen und sein Wort wurde nach und nach für mich lebendig. Ich las Johannes, Kapitel 8, Vers 36: «Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei.» Und daran hielt ich mich fest. Ich lernte, nicht mehr auf die Umstände zu schauen, sondern auf das Wort Gottes. Sein Wort bekam immer mehr Raum in meinem Leben. Und so durfte ich erleben, wie ich durch Jesus wirklich frei wurde.
Bis heute lebe ich eng mit Jesus verbunden. Und inzwischen helfe ich selbst Menschen im Kampf mit ihrer Sucht. Das würde niemals gehen, wenn ich selbst noch labil wäre. Aber durch Gottes Hilfe bin ich endlich frei geworden und habe den Schritt ins Leben geschafft.
Hier erzählt Michael Flügge seine ganze Geschichte (ein Beitrag von CBN Deutschland, Autor: Stephan Dublasky):
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Datum: 25.10.2022
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / CBN Deutschland