«Worte können nicht ausdrücken, was Gott für mich tat»

Unlängst sagte Loretta Lynn, dass das Lied «The Third Man» ihr Lieblingsgospelsong sei. «Wenn ich an Ostern denke, denke ich an die unglaubliche Schönheit der wahren Liebe. Liebe, die gibt, wenn sie es nicht muss. Liebe, die gibt, auch wenn sie nicht empfängt. Das ist es, was Christus für uns getan hat. Ich denke an Hoffnung, Erlösung und Vergebung. Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, wie dankbar ich für alles bin, was Gott für mich getan hat. 'The Third Man' war schon immer mein Lieblingsgospelsong.»

Einer ihrer letzten Beiträge auf ihrem Instagram-Account war eine Grafik mit einer Bibelstelle aus dem Neuen Testament: «Wer aber die Wahrheit Gottes liebt und das tut, was er will, der tritt ins Licht! Dann zeigt sich: Gott selbst bestimmt das Handeln dieses Menschen.» Johannes, Kapitel 3, Vers 21.

«Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und will nicht ans Licht kommen aus Angst, dass seine Taten aufgedeckt werden. Wer aber in der Wahrheit lebt, der kommt ins Licht, damit man sieht, dass das, was er getan hat, von Gott getan ist. Johannes 3,20–21», schrieb die Sängerin als Bildbeschrieb dazu.

Bergarbeiter-Tochter

Loretta war eine Bergarbeitertochter, die in bitterer Armut in einem abgelegenen Dorf in den Appalachen in Kentucky aufwuchs. Sie lebte mit sieben Geschwistern in einer Berghütte und war schon als Kind von Musik umgeben.

«Ich dachte, dass jeder singt, weil das jeder dort oben in Butcher Holler tat», erinnert sie sich. «Jeder in meiner Familie hat gesungen. Erst als ich Butcher Holler verliess, verstand ich, dass es Leute gab, die das nicht konnten. Und das war ein ziemlicher Schock.»

Bekanntlich heiratete sie Oliver «Doolittle» Lynn, als sie noch kaum zur Schule ging. Sie war damals ungefähr 15 Jahre alt, ihr Mann «Doo» war ein 21-jähriger Kriegsveteran mit einem Ruf als Unruhestifter. Als sie im siebten Monat mit ihrem ersten Kind schwanger war, zog das Paar weit weg von den Appalachen nach Custer, Washington. Schon bald hatten die beiden vier Kinder. Isoliert von ihrer heimatlichen Kultur und belastet mit der Hausarbeit, suchte sie Trost in der Musik.

«Bevor ich gesungen habe, habe ich das Haus geputzt, die Wäsche geholt und Beeren gepflückt. Ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet. Ich war 15 Jahre lang Hausfrau und Mutter, bevor ich Entertainerin wurde. Und es war nicht so, wie man heute eine Hausfrau ist. Ich habe Handwäsche auf einem Brett gewaschen und auf einem alten Kohleofen gekocht. Ich baute einen Garten an und konservierte, was ich anbaute. Das ist es, was echt ist. Ich weiss, wie man überlebt.»

Ehemann ermutigte sie

Doo hörte sie bei der Hausarbeit singen und fand, dass sie genauso gut klang wie alle anderen, die er im Radio hörte. Er kaufte ihr eine Gitarre und sagte ihr, sie solle lernen, wie man sie spielt und damit Lieder schreibt. Loretta sagt, dass ihre Lieder so unverblümt waren, weil sie es nicht besser wusste.

«Nachdem er mir die Gitarre besorgt hatte, ging ich los und kaufte ein Country Song Roundup. Ich sah mir die Lieder darin an und dachte: 'Na ja, das ist nichts. Jeder kann das machen.' Ich habe einfach über Dinge geschrieben, die passiert sind.»

Bald nahm sie ihre Debütsingle «I'm a Honky Tonk Girl» für ein kleines Label auf. Loretta schneiderte sich ein Cowgirl-Outfit mit Fransen, und sie und Doo fuhren in seiner alten Mercury-Limousine durch das Land, um die Single bei einem Sender nach dem anderen zu promoten.

Durchbruch gelang

Die Platte erreichte im Sommer 1960 die Charts und als das Paar im Herbst 1961 nach Nashville zog, sang Loretta regelmässig in der «Grand Ole Opry». Die «Wilburn Brothers» der Show nahmen sie unter ihre Fittiche.

Hits und Auszeichnungen folgten. Zwei weitere Kinder folgten. Das Paar war fast 50 Jahre verheiratet, ehe Doo im Jahr 1996 verstarb. Loretta berichtet, dass sie in einem Nebel der Trauer versank. Erst im Jahr 2000 meldete sie sich mit einer CD mit dem Titel «Still Country» zurück.

Einst sagte Loretta Lynn: «Ich bin kein Star – ein Star ist etwas am Nachthimmel. Die Leute sagen zu mir: 'Du bist eine Legende.' Doch ich bin keine Legende. Ich bin einfach eine Frau.»

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