Unter Lebensgefahr

Christliche Frauen fordern das Regime heraus

Christliche Frauen agieren als «Agenten des Widerstands» gegen das kommunistische Regime in Nordkorea, so eine säkuläre Menschenrechtsorganisation.
Nordkorea (Bild: Unsplash)

«Korea Future» dokumentiert als säkuläre Institution die Menschenrechtsverletzungen des nordkoreanischen Regimes; im Dezember veröffentlichte die Organisation ihren neuesten Bericht «Religiöse Frauen als Leuchttürme des Widerstands in Nordkorea».

Christliche Frauen verbreiten den Glauben

Durch ihre Mitgliedschaft in Untergrundkirchen verbreiten christliche Frauen den Glauben und fordern das Regime heraus, heisst es in dem Bericht. Durch ihre Netzwerke am Rande der Gesellschaft stellten Frauen, die zum Christentum konvertiert sind, «die Autorität der staatlichen Kontrolle über den Körper und den Geist von Frauen in Frage und ermächtigen andere Frauen, ebenfalls zu Agenten des Widerstands zu werden».

Die nordkoreanische Verfassung gewährt in der Theorie allen Bürgern das Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit, jedoch wird diese Freiheit als ein Recht verstanden, das vom Staat «gewährt» wird, und nicht als eine Freiheit, die allen Menschen zusteht, wie es im internationalen Recht definiert ist. Ebenfalls rühmt sich die nordkoreanische Verfassung, dass Frauen «gleiche Rechte in allen Bereichen des Staates und der Öffentlichkeit» geniessen und dass «sexuelle Ausbeutung oder Belästigung von Frauen auf keine Art und Weise ein Problem in Nordkorea» sei.

In China zum Glauben gekommen

Viele Mitglieder der Untergrundkirche in Nordkorea sind Gläubige, die sich in China zum christlichen Glauben bekehrt hatten. Sie kannten bereits das Christentum, einschliesslich der Kirchenlieder und der Bibel. Die meisten von ihnen waren Frauen, die verschleppt und in Zwangsheiraten mit chinesischen Männern verkauft worden waren und später fliehen konnten. Der enorme Druck zwingt viele Christinnen wieder in die Gegenrichtung, nämlich die Flucht nach China.

Die Ermittler von Korea Future befragten 237 Überlebende, Zeugen und Täter religiöser Verfolgung, die aus der marxistischen Diktatur ins demokratische Südkorea geflohen waren. Sie dokumentierten 140 Fälle, in denen christliche Frauen inhaftiert wurden, 33 Fälle von Folter, 11 Fälle von «Refoulement» (der zwangsweisen Rückführung christlicher Frauen von China nach Nordkorea), fünf Fälle von Zwangsarbeit und einen Fall von sexueller Gewalt. «Das alles waren Verstösse gegen völkerrechtlich geschützte Handlungen, wie Religionsausübung, der Besuch einer Gebetsstätte, der Besitz religiöser Gegenstände und der Kontakt zu religiösen Personen», hält der Bericht fest.

Christen in den schlimmsten Lagern

«In Nordkorea werden Frauen, die im Verdacht stehen, sich zum Christentum zu bekennen, vom nordkoreanischen Geheimdienst, dem Ministerium für Staatssicherheit, überwacht. Dieses Ministerium sammelt über ein Netz von Informanten proaktiv Informationen über religiöse Frauen, auch über solche, die nach China einreisen», heisst es.

Christliche Frauen, die verhaftet werden, sind dem Bericht zufolge massiveren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt als etwa Anhänger des Schamanismus. Während Anhänger anderer Religionen eher in weniger strenge Arbeitslager geschickt werden, inhaftiert das Regime Christinnen und Christen in den brutaleren «politischen Lagern».

«Die üblichen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt, einschliesslich Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung, wie körperliche Schläge und Beschimpfungen, werden für Frauen in Haft aufgrund ihrer religiösen Identität noch verschärft», stellt der Bericht weiter fest.

Change agents

Dass Jesus Frauen Würde und Gleichberechtigung gab, wirkt sich – wie oft in der Geschichte – auch in Nordkorea aus. «Angesichts der tief verwurzelten patriarchalischen Gesellschaft, Gewalt gegen Frauen im öffentlichen und privaten Leben und einer Regierung, die Frauen durch Politik und Praxis aktiv diskriminiert, nutzen religiöse Frauen immer wieder ihre geschlechtliche und religiöse Identität als Plattform für persönliche und lokale Veränderungen über die Grenzen des Staates hinaus», so Korea Future und fährt fort: «Diese Aktionen sind mit grossen Risiken verbunden. Wir haben die Hinrichtungen von Frauen und Mädchen dokumentiert, die ihr Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit wahrgenommen haben». Die Schlussfolgerung des Berichts: «In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass religiöse Frauen in Nordkorea zu Agenten des Wandels geworden sind.»

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Datum: 01.01.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Today / Korea Future

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