8% Gemeindewachstum

Ehemalige «Schlachtfelder» sind heute «lebendige Felder»

Der Anteil der Christen in Kambodscha wächst stetig um 8 Prozent pro Jahr, besonders auf dem animistisch geprägten Land. Das Schlüsselelement? Christen kümmern sich um andere.
Frau in Kambodscha liest in der Bibel (Bild: Wycliffe)
Mirjam und Kees Jan Bos mit dem neuen Testament der Kuy

In Kambodscha sind über 85 Prozent der Bevölkerung Buddhisten. Pagoden, Klöster und in rot oder orange gekleidete Mönche gibt es überall. In vielen Dörfern ist dieser Buddhismus mit Animismus verwoben, was bedeutet, dass die Menschen an Naturgeister glauben. In einem grossen Baum an einer markanten Stelle, auf einem Hügel oder in einem Fluss können Geister wohnen. Die Menschen müssen sie als Freunde behalten, sonst laufen die Dinge falsch.

Die Zahl der Christen in diesen weitgehend animistischen Dörfern nimmt jedoch stetig zu. Fünfzehn Jahre lang arbeiteten die Bibelübersetzer Kees Jan und Mirjam Bos aus den Niederlanden für Wycliffe unter den Kuy, einer ethnischen Minderheit mit eigener Sprache und Kultur. Die Kuy leben hauptsächlich im Nordosten Kambodschas sowie in Thailand und Laos vom Reisanbau. In den letzten Jahren sind mindestens einhundert Kuy zum Glauben an Jesus gekommen.

Eine unbekannte Freude

Eine dieser jungen Christen ist So Phy. «Ich hatte das Gefühl, keinen Wert zu haben, keine Hoffnung in meinem Leben, keinen Frieden. Ich hatte auch nicht die Fähigkeit zu lieben oder Gutes zu tun», sagt sie in einem Video auf der Webseite von Wycliffe. Eines Tages bekam ihr Bruder eine Bibel in Khmer, der Landessprache. «Ich sagte: 'Warum solltest du einer Religion von Ausländern anhängen?' Aber wenn mein Bruder nicht zu Hause war, las ich heimlich in seiner Bibel. Im Johannes-Evangelium las ich von Gottes Liebe und fühlte mich berührt, weil mir so viel Liebe fehlte.»

Zu dieser Zeit wurde Phys Mutter sehr krank. Zu ihrem Erstaunen halfen die Bibelübersetzer aus dem Dorf ihrer Familie. Sie brachten ihre Mutter ins Krankenhaus und besuchten sie regelmässig. «Sie zeigten mir die Liebe Gottes in der Praxis. Sie erzählten uns viel über Gott. Durch das Lesen der Bibel erlebte ich eine Freude, die ich vorher nicht kannte. Da wusste ich: Gott ist gut, und ich möchte Jesus nachfolgen!»

Veränderung

Kees Jan erklärt, wie die erste Gemeinde in diesem Dorf gegründet wurde: «Es begann mit Phen, einem Mann, mit dem ich zusammenarbeitete. Er und seine Frau interessierte das Evangelium. Wir verwendeten Materialien in Khmer. Sie kamen zum Glauben und Phen wurde später der Übersetzer des Neuen Testaments für die Kuy.» Phens Mutter und seine Schwestern wurden ebenfalls Christen. «Kleine Gruppen von Menschen besuchten sich gegenseitig und benutzten und diskutierten übersetzte Teile der Bibel. Auf diese Weise entstand eine Hausgemeinde, die sich unter der Leitung von Phen versammelte.» Eine weitere Gemeinde wurde durch die Arbeit eines kambodschanischen Missionars in einem Nachbardorf gegründet.

Als eine Frau im Dorf, die «von bösen Geistern gequält» wurde, zum Glauben kam, zog ihr Zeugnis viele andere an. «Viele Animisten sind offen für das Evangelium, weil es ihre Fragen über den Ursprung der Erde und der Schöpfung beantwortet», sagt Kees Jan. Das Ehepaar sah, wie sich die Menschen im Dorf allmählich veränderten. «Eine hasserfüllte und mürrische Frau wurde offen, freundlich und liebevoll zu anderen. Die Produktion von Reiswein, eine wichtige Einnahmequelle für die Dorfbewohner, wurde beendet, ohne dass ihnen jemand davon erzählte. Sie wollten auch keinen Weihrauch mehr verkaufen, um den Ahnen Opfer zu bringen. Viele Kuy entwickelten die Gewohnheit, täglich persönlich die Bibel zu lesen. Menschen, die nicht lesen können, erhalten Bildung. Einheimische Christen entwickelten ihre eigenen christlichen Hochzeitszeremonien mit Tänzen und selbstgeschriebenen Liedern in der Sprache der Kuy.»

Antworten auf die Fragen des Lebens

Maarten Bargeman, ebenfalls niederländischer Missionar (Ethnos360, ehemals New Tribes Mission), arbeitet als Gemeindegründer im Nordosten Kambodschas unter den Tampuanern, einer Minderheit von etwa 38'000 Menschen. Auch sie sind hauptsächlich Animisten. Er beobachtet einen Hunger nach dem Evangelium: «Die Menschen sind verzweifelt und suchen nach Antworten auf die Fragen des Lebens.»

Unter den Tampuanern hat sich in Folge der Missionsarbeit ausländischer Organisationen eine Gemeinschaft von 50 neuen Christen entwickelt. Auch in anderen Dörfern wurden Gemeinden gegründet. Vier- bis fünfmal im Jahr kommen alle tampuanischen Gemeinden zusammen, um sich zu treffen und einander zu ermutigen. Maarten meint, eine Erweckung sei ein zu grosses Wort für dieses bescheidene, aber stetige Wachstum. «Wir sehen keine grossen Versammlungen, bei denen Dutzende gleichzeitig zum Glauben kommen. Aber die Kirche in Kambodscha wächst stetig, und Gott ist hier sichtbar am Werk.»

Ungewöhnliche Nächstenliebe

Dorfbewohner verändern sich, wenn sie Jesus kennenlernen. «Sie kümmern sich um andere. Das ist hier ein ungewöhnliches Handeln. Man hilft normalerweise Familie und Freunden, aber nicht anderen. Es ist ein Zeugnis für die Menschen um sie herum.» Dabei ist nicht alles rosig. Neue Christen sehen sich oft auch mit dem Widerstand ihrer Familien konfrontiert. «Es gibt Beispiele dafür, dass Christen bedroht, benachteiligt und verspottet werden.» Maarten ist überzeugt, dass die Kirche weiterwachsen wird, wenn Leiter ausgebildet werden.

Gegenwärtig wächst die Zahl der Christen in Kambodscha um 8 Prozent pro Jahr. Nach dem Völkermord durch die Roten Khmer gab es nur noch 200 Christen. Jetzt gibt es 550'000 kambodschanische Christen (3,3 Prozent) bei einer Bevölkerung von fast 16 Millionen. Sie verteilen sich auf mehr als 200 Denominationen und kirchliche Netzwerke. Die Mehrheit der Christen (85 Prozent) sind ehemalige Buddhisten. Obwohl die Verfassung Kambodschas den Buddhismus als Staatsreligion bezeichnet, besteht Religionsfreiheit. Es gibt Gesetze gegen Tür-zu-Tür-Evangelisation, und Megafone sind verboten, aber die Regierung beteiligt sich an christlichen Wohlfahrtsprojekten.

Das Land, das früher als «Die Schlachtfelder» bekannt war, wird immer mehr zu «lebendigen Feldern», weil immer mehr Kambodschaner zu Christus kommen!

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Datum: 20.03.2021
Quelle: Joel News

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