Damit das Glücksspiel nicht als Trauerspiel endet
«Nur noch einmal», sagt der verzweifelte Mann mit geröteten Augen und abgekauten Fingernägeln am Roulette-Tisch. Wir nennen ihn Max. 400 Franken hat Max an diesem Abend bereits verloren. Gestern waren es 250 Franken, letzten Samstag gar 500 Franken. Eigentlich ist Max längst pleite. Das Geld, das er gerade verspielt, hat er sich bei seinem Nachbarn geliehen. «Die letzten Tage hatte ich so viel Pech, irgendwann muss doch das Glück wieder auf meiner Seite sein!» Max spielt weiter. 100 Franken bleiben ihm noch – Minuten später sind sie weg.
Hastig rennt der 40-Jährige zum Bankomaten. Ohne Erfolg: Sein Konto ist gesperrt. «Das darf doch nicht wahr sein! Ich muss das verlorene Geld wieder einspielen.» Max beginnt zu weinen – in den letzten sechs Monaten hat er fast 12'000 Franken verspielt. Und ist damit nicht alleine in der Schweiz. Max ist nur ein Beispiel von etwa 100'000 Menschen hierzulande, die auf problematische Weise Glücksspiele betreiben. Meist führt dies zu sozialen und vor allem finanziellen Problemen. Die Spielsucht ist längst ein flächendeckendes Problem geworden. Folgende Anregungen können helfen, aus diesem Teufelskreis herauszufinden:
Was tun, damit Glücksspiel nicht zur Sucht wird?
Beachten Sie diese vier Punkte vor jedem Glücksspiel:
- Vor dem Spiel festlegen, wie viel Geld maximal gesetzt und verloren werden darf. Sich zwingend an diese Vorgabe halten!
- Vor dem Spiel festlegen, wie lange das Glücksspiel höchstens dauern soll. Diesem Zeitplan unbedingt folgen.
- Niemals dem verlorenen Geld in einem neuen Spiel nachjagen.
- Zum Spielen nur Geld verwenden, das für keinen anderen Zweck eingeplant ist (z.B. Miete) – auf keinen Fall Geld für das Glücksspiel leihen!
Was tun, wenn mein Spielverhalten bereits problematisch ist?
Je eher man sich Hilfe sucht, umso besser sind die Aussichten, das Problem frühzeitig in den Griff zu bekommen. Der Kontakt mit einer Beratungsstelle ist enorm wichtig. Melden Sie sich beispielsweise bei der Präventionsstelle «Sucht Schweiz».
Wenn man nicht mehr aufhören kann...
Wer seine Glücksspielsucht bekämpfen will, sollte sich unbedingt von fachkundigen Beratern unterstützen lassen. Die Präventionsstelle «Sucht Schweiz» unterstützt bei der Suche nach der geeigneten Behandlung und kennt sich auch mit Anträgen und Kostenübernahmen durch Krankenkassen aus. Neben ambulanter Hilfe und Selbsthilfegruppen ist auch eine stationäre Behandlung eine Möglichkeit. Zusätzlich sollten auch die entstandenen Schulden von Experten verwaltet werden. Schuldnerberatungsstellen helfen bei der Regulierung der Schulden und im Umgang mit Gläubigern.
Was sagt die Bibel dazu?
Zur Zeit der Bibel war Glücksspiel noch kein Thema. Vom Wort Gottes her lässt sich aber ableiten, dass Suchtverhalten falsch und Erlösung möglich ist (1.Timotheus, Kapitel 3, Vers 3; 2.Timotheus, Kapitel 2, Vers 26; 1.Korinther, Kapitel 6, Vers 11; 2.Korinther, Kapitel 10, Verse 4 bis 6). In diesen Fällen ist es biblisch richtig, die Schuld zu bekennen und Vergebung in Anspruch zu nehmen (1.Johannes, Kapitel 1, Verse 7 bis 9). Was neben dem Zugeben der Schuld ebenso wichtig ist: Verletzungen und Persönlichkeitsprobleme, die der Suchtstruktur zugrunde liegen, sollten seelsorgerlich angegangen werden.
Was tun, wenn mir nahestehende Personen spielen?
Beten Sie für diese Menschen! Und sprechen Sie Ihre Sorgen an – teilen Sie sich mit, ohne zu verurteilen und ohne zu dramatisieren. Leiten Sie Informationen, beispielsweise der Stelle «Sucht Schweiz», an diese Person weiter. Im Kontakt mit professionellen Beratern kann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Auch Angehörige und Freunde erhalten in Beratungsstellen Unterstützung und Rat.
Sind Sie spielsüchtig? Testen Sie hier.
Hier erfahren Sie Hilfe:
SOS-Spielsucht
Datum: 18.12.2012
Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet / Präventionsprojekt Glücksspiel