«Sterben muss man lernen»
Den schweiz- und weltweiten Bildern von Covid-19-Patienten, Beatmungsgeräten, vermummtem und besorgtem Klinikpersonal – und von Särgen – können wir in dieser Krisenzeit kaum mehr entfliehen. Wir wissen nicht, wen es treffen wird und wie viele genau. Doch jeder ist einer zu viel.
Die Bibel betrachtet das Sterben als etwas völlig Normales. Ganz realistisch lesen wir im Psalm, Kapitel 90, Vers 10: «Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch alles, worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch schwinden wir dahin!» Oder auch: «Die Tage des Menschen sind wie Gras, wie eine Blume auf dem Feld, so blüht der Mensch. Wenn der Wind weht, ist sie spurlos verschwunden, als sei sie niemals da gewesen.» (Psalm, Kapitel 103, Vers 15). Gottes Wort beschreibt den Tod im Fall von Abraham positiv: «Abraham starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde im Tod mit seinen Vorfahren vereint.» (1. Mose, Kapitel 25, Vers 8)
Gottes Liebe bleibt
«Das ganze Leben lang muss man sterben lernen», schrieb schon der römische Philosoph Seneca in seinem Buch «Von der Kürze des Lebens». Aber kann man denn sterben lernen? In der Bibel wird uns auch empfohlen, sich rechtzeitig mit dem Sterben auseinanderzusetzen: «Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden» (Psalm, Kapitel 90, Vers 12).
Um Klugheit geht es, oder anders gesagt, um Lebenskompetenz, um Möglichkeiten, wie wir uns auf unser Sterben vorbereiten können. Was sein Ableben betraf, hatte der Apostel Paulus eine konkrete Hoffnung: «Ich bin überzeugt: Nichts kann uns von seiner Liebe trennen. Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder unsere Ängste in der Gegenwart noch unsere Sorgen um die Zukunft, ja nicht einmal die Mächte der Hölle können uns von der Liebe Gottes trennen.»
Loslassen und vergeben
Diese Sicherheit, dieses Vertrauen kann das Sterben erleichtern. Es geht beim letzten Abschied darum, loszulassen im Vertrauen darauf, aufgefangen zu werden. Martin Luther hat einmal gesagt: «Mit dem Tod umzugehen, das ist die Schule des Glaubens». Dazu gehört für Luther auch, Beziehungen zu klären, um Verzeihung zu bitten und selbst zu verzeihen: «Man vergebe freundlich und lauter um Gottes willen allen Menschen, die uns beleidigt haben, wiederum auch begehre man Vergebung um Gottes willen von allen Menschen, die wir beleidigt haben, damit die Seele nicht behaftet bleibe mit irgend einem Streit auf Erden.»
Der Tod als Tür zur Ewigkeit
Paulus fügte seinem Bekenntnis «Christus ist mein Leben» eine weitere Aussage hinzu, die uns aufhorchen lässt: «Und Sterben ist mein Gewinn.» Er war nicht lebensmüde, obwohl er doch so etwas wie eine Todessehnsucht verspürte: «Ich habe Lust, aus dieser Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, hier zu bleiben um euretwillen.» Die Aussage «Drüben ist alles viel schöner!» kann einem die Angst vor der letzten grossen Reise nehmen. Bei Jesus zu sein und damit das Ziel seines irdischen Lebens erreicht zu haben, würde Paulus allem anderen vorziehen. Sterben ist für ihn wie eine Tür, die zur Ewigkeit führt.
Unbeschwerter sterben können wir, wenn wir heute das tun, was wir vielleicht morgen nicht mehr tun können, nämlich Jesus Christus unser Leben anvertrauen, der gesagt hat: «Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.»
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Datum: 03.04.2020
Autor: Manuela Herzog / Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch