Frühstücksflop

Wenn die Zielgruppe nicht anbeisst

Junge Frauen beim Frühstück
Lecker Brötchen, Biografiearbeit und Kinderbetreuung. Da sollten die jungen Frauen doch am Samstagmorgen in die Kirche strömen. Doch die Zielgruppe beisst nicht an. Lernerfahrung einer jungen Vikarin.

Als junge Vikarin kam ich in eine sehr herzliche und nette kleine Kirchengemeinde. Zu unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen kamen hauptsächlich ältere Gemeindemitglieder, was mich überhaupt nicht störte und in meinen Augen «normal» für eine Gemeinde war. Trotzdem freute ich mich riesig, dass es im Kirchenvorstand eine Frau in meinem Alter gab. Wir beide verstanden uns und es tat mir gut, jemanden in meinem Alter in der Gemeinde zu haben.

Ziel: Genussvoll den Glauben mit jungen Frauen teilen

Als wir in unserem Vikariat ein Praxisprojekt entwickeln und durchführen sollten, war für mich recht schnell klar: Ich wollte mit der Kirchenvorsteherin zusammen ein Angebot für junge Frauen entwickeln, um Frauen in unserem Alter eine Andockmöglichkeit in unserer Gemeinde zu geben. Was ich schätzen gelernt hatte, nämlich sich über den Glauben aus unserer Perspektive und mit unseren Fragen auszutauschen, wollte ich gerne mit anderen teilen.

Die Kirchenvorsteherin war sofort begeistert und bereit, so ein Angebot mitzuentwickeln. Wir überlegten viel und diskutierten eifrig über Format und Inhalt. Schliesslich entschieden wir uns für ein Frauenfrühstück an einem Samstagvormittag. Wir wollten zunächst eine Stunde frühstücken und uns kennenlernen und anschliessend eine Stunde Biografiearbeit anbieten. Auch um eine Kinderbetreuung kümmerten wir uns, damit auch Mütter teilnehmen konnten. Wir erstellten moderne Flyer und schickten sie per Post allen Frauen aus unserer Gemeinde im Alter von 20 bis 40 Jahren. Auch im Gemeindebrief wurde das Frauenfrühstück beworben, allerdings nicht als Angebot speziell für junge Frauen, sondern generell für alle Frauen. Wir bereiteten alles so vor, dass wir uns selbst eingeladen und angesprochen fühlten.

Erfahrung: Junge Frau zieht nicht gleich junge Frauen

Und so standen wir beide an besagtem Samstagvormittag aufgeregt und voller Vorfreude im Gemeindehaus, legten letzte Handgriffe an Deko und Frühstückstisch und warteten. Von den Frauen, die wir eingeladen hatten, kam – niemand. Es kamen Seniorinnen, die bereits Anschluss an unsere Gemeinde hatten, mich kannten und sich über das Angebot eines Frauenfrühstücks im Gemeindebrief freuten. Die Kirchenvorsteherin und ich freuten uns auch, dass zumindest ältere Frauen gekommen waren und wir nicht ganz alleine dastanden. Auch die Biografiearbeit war in dem Zusammenhang sehr berührend und wertvoll. Doch dieser Tag war für mich eine harte Lektion: Es brach meine naive Vorstellung, dass ich als junge Pfarrerin automatisch junge Frauen in meinem Alter «anziehen» würde. Dass junge Frauen Interesse an einer Gemeinde haben würden, wenn da eine junge Pfarrerin ist.

Was die Gründe für das Fernbleiben der Frauen war, weiss ich nicht. Vielleicht hat die Zeit nicht gepasst, vielleicht war das Format nicht ansprechend, vielleicht bestand aber auch überhaupt kein Interesse am Kontakt zur Kirchengemeinde. Ich kannte die jungen Frauen nicht, die wir per Flyer eingeladen hatten, und die Frauen kannten mich auch nicht. Das war im Nachhinein betrachtet vermutlich schon der erste Fehler. Eine Vorstellung meinerseits verbunden mit einer persönlichen Einladung hätte wahrscheinlich anders gewirkt.

Auch in meiner jetzigen Gemeinde komme ich nur schwer an meine Altersgruppe heran und an manchen Tagen vermisse ich diese Kontakte sehr. Ich vermisse den Austausch mit Gleichaltrigen über den Glauben, über Gott und die Kirche. Klar, ich habe Kontakte zu jungen Eltern durch Kasualien und durch die Kinderarbeit. Aber ein Angebot nur für junge Menschen zwischen 20 und 40? Braucht keiner. Will keiner.

Erkenntnis: Sich auf Themen fokussieren statt aufs Alter

Was ich stattdessen gelernt habe: Vielversprechender ist nicht die Konzentration auf ein bestimmtes Alter, sondern auf ein bestimmtes Thema: Junge Eltern interessieren sich dafür, wie sie ihren Kindern Werte in der Erziehung vermitteln können. Mehr Frauen als uns bewusst ist trauern um einen unerfüllten Kinderwunsch oder um den Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft. Nachdem ich mit solchen thematischen Angeboten angefangen habe, klappt der Kontakt zu Gleichaltrigen schon viel besser!

Alexandra Popp (32) ist inzwischen Pfarrerin in der Nähe von Passau. Sie probiert immer wieder neue Formate aus, um herauszufinden, wie Evangelischsein in der Diaspora funktionieren kann. Sie ist verheiratet mit Peter und liebt Kuchen und gemeinsame Kaffeepausen.

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Zum Thema:
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Datum: 07.12.2024
Autor: Alexandra Popp
Quelle: Magazin 3E 04/2024, SCM Bundes-Verlag

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