Wenn's stürmt

Nur keine Panik!

Kleines Boot im Sturm
Das war ihnen noch nie passiert. Ein Sturm, der sich gewaschen hatte. Sie ruderten aus Leibeskräften und versuchten, das Boot über Wasser zu halten. Die Chancen standen schlecht. Was dann geschah, haben die Männer nie mehr vergessen.

Sie waren wirklich Experten – routinierte Bootsführer mit jahrelanger Erfahrung. Als Fischer hatten sie in ihren Holzbooten manchen Sturm überstanden. Auch heute wollten sie rüber auf die andere Seeseite, eine Strecke von vielleicht fünf Kilometern.

Die dunklen Wolken am Horizont hatten sie gesehen, aber dass der Sturm sie so schnell überraschen würde, damit hatte keiner gerechnet. Er traf sie mit einer Wucht und Heftigkeit, die sie noch nie erlebt hatten. Sie begannen, aus Leibeskräften zu rudern, denn nur so hatten sie eine Chance.

Nur ein Wort

Hinten im Boot lag Jesus. Er schlief den Schlaf des Gerechten. Eine Zeitlang versuchten die Fischer, gegen den Sturm anzukommen. Aber irgendwann wurde es wirklich, wirklich gefährlich. Verzweifelt rüttelte einer Jesus an der Schulter: «Jesus, siehst du nicht, dass wir ertrinken? Du hast Nerven – wir kämpfen hier und du schläfst da!» Jesus wird wach, reibt sich die Augen, steht auf und richtet die Hand gegen den Wind. Und plötzlich wird es still. «Habt ihr eigentlich keinen Glauben?», fragt Jesus seine Freunde. Die bringen kein Wort heraus. Was ist das für ein Mensch, dem sogar die tobenden Elemente gehorchen müssen? (nachzulesen im Markusevangelium, Kapitel 4, Verse 35-41)

Als wenn alles untergeht

Ein eindrückliches Bild – und eine Erfahrung unseres Lebens. Geht bei dir alles drunter und drüber? So ein Sturm kann einen total überraschen und aus dem Gleichgewicht bringen. Sei es, dass du gesundheitlich an den Rand kommst, dass deine Ehe durchgeschüttelt wird oder die Kinder schlimme Wege gehen. Wir reagieren mit Angst. Was, wenn wir untergehen? Was, wenn alles zerbricht? Und dann – die logische Frage: Gott, hörst du nicht? Schläfst du, während ich hier am Kämpfen bin? Wir probieren zu rudern, so lange wir können. Wenn es gar nicht mehr geht, schreien wir zu Gott.

Schläft Gott?

Klar, in der Theorie wissen wir: Gott kommt nicht zu spät. Aber in der Praxis kann das einem so vorkommen. Gott hat die – bisweilen unangenehme – Eigenschaft, dass er seine eigene Zeitrechnung hat. Er handelt nicht in jeder Krise gleich. Da kommt schnell die Frage auf: Sieht er mich überhaupt? Oder hat er gerade woanders zu tun? Wie den Jüngern ihre Routine auf dem See, nutzt uns da oft alle Erfahrung nichts.

Trotzdem sei gesagt: Man darf Gott an der Schulter rütteln. Man darf zu ihm schreien. Und er hört. Da kannst du gewiss sein. Aber die Jünger schreien ja nicht nur zu einem Herrgott, sondern haben Jesus im Boot. Das macht einen grossen Unterschied, ob wir Jesus im Leben haben oder nicht.

Eigentlich sollten wir wissen: Wenn Jesus im Boot ist, wird er auch dafür sorgen, dass wir durch den Sturm durchkommen. Gott bewahrt uns nicht vor heftigen Stürmen; aber er hat auch Wege, wie wir durchkommen. Es kann heftig zu und hergehen, aber es heisst mehrere hundert Mal in der Bibel: «Fürchte dich nicht!»

Erst gehorche ich dir – und jetzt das?

Pikantes Detail der Geschichte: Sie hatten die Überfahrt unternommen, weil Jesus sie darum gebeten hatte. «Da sind wir in deinem Namen und für dich unterwegs, und jetzt so ein Sturm!» Die Begebenheit macht klar: Selbst wenn wir Jesus gehorsam sind, bedeutet das nicht, dass alles glatt geht. Und umgekehrt: Wenn Stürme kommen, heisst das nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Offenbar lässt Gott Krisen und Stürme kommen, dass wir im Vertrauen auf ihn wachsen. Gott liebt sturm- und wettergegerbte Christen – Menschen, die wissen: Selbst ein schlafender Jesus ist noch stärker als die tobendsten Wellen.

Dieser Artikel erschien im Juli 2015 auf Jesus.ch.

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Datum: 21.11.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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