Graziella Rogers: «Geteilte Freude ist doppelte Freude»
Graziellas Geschichte beginnt mit Chris Rogers, ihrem Vater. Er kommt 1984 als Flüchtling aus Sri Lanka in die Schweiz. Sein Wunsch sich anzupassen geht so weit, dass er dem Hinduismus abschwört, sich taufen lässt und sogar seinen Namen ändert – zu Ehren von Roger, seinem ersten Schweizer Freund. Wenig später heiratet Chris Rogers die Schweizerin Pia. Am 12. September 1987 kommt Graziella zur Welt. Doch das Familienleben ist belastet, die kulturellen Differenzen sind zu gross, Trennung und Scheidung unumgänglich.
Glaube als Grundstein
Graziella wächst bei ihrer Mutter und Grossmutter im bernischen Aarberg auf. Als «starke Frau mit Adlerflügeln und Löwentatzen» beschreibt sie ihre Mutter, eine Journalistin und Kommunikationsfrau. «Sie und meine Grossmutter sind für mich Lebens- und Glaubensheldinnen. Für beide war die Freundschaft mit Jesus immer das Wichtigste. Daraus schöpften sie Kraft. Kompromisslos hielten sie an ihrem Glauben fest, liessen sich trotz Schwierigkeiten die Freude am Leben nicht verderben. Das hat mich sehr geprägt.» Und es führt dazu, dass sich auch Graziella entscheidet, in ihrem Leben auf den «Grundstein Jesus» zu setzen.
Balancieren am Abgrund
Die Schulzeit meistert Graziella mühelos. Als Teenager wird sie rebellisch, ihr Glaube verblasst. Ausgang, Freunde und Alkohol sind für sie interessanter. «Ich verkehrte damals in den 'richtigen' Kreisen, um ganz krass abzustürzen», gibt Graziella offen zu. Es sei wohl auf Gebete ihrer Mutter und Grossmutter zurückzuführen, dass sie nach dem Gymnasium ein Zwischenjahr in ihrer Kirchgemeinde absolviert habe. Dazu Graziella: Es war eine Art Bibelschule mit ganz viel Praxis. Danach habe ich ein Jahr als Mitarbeiterin angehängt.»
Titel und Traumhochzeit
2008 meldet sich Graziella für die Schauspielschule in Zürich an, beendet die Grundausbildung nach einem Jahr. Dann, im Juni 2009, wird Graziella Rogers zur «Miss Earth Schweiz» gewählt. Ein Titel, der neben Schönheit auch soziales und ökologisches Bewusstsein verlangt. Nicht nur die «Miss Earth»-Jury hatte Graziellas Schönheit und ihr grosses Herz entdeckt. Auch ein junger Mann namens Michael Matter. Die beiden kennen sich als Kollegen seit der Sekundarschule. Zum Zeitpunkt des Siegs war ihre Liebe taufrisch. In einer romantischen Aktion hält Michael ein Jahr später um Graziellas Hand an. Diese schwärmt: Er ging abends auf einer Wiese vor mir auf die Knie, hinter ihm flammte der Schriftzug 'Marry me' auf.» Im Juni 2011 läuten im Berner Münster die Hochzeitsglocken – eine Traumhochzeit.
Harter Aufprall
Doch schon kurze Zeit später droht der Traum zu zerplatzen. Graziella fällt körperlich und psychisch in ein Loch. Sie ist müde von ihren Engagements und den Erfahrungen, die sie im Rampenlicht gesammelt hat – teils auch ernüchtert. Über das Business sagt sie kurz und knapp: «Das Ganze ist eine riesige Geldmaschinerie.» Michael ist in dieser Krisenzeit der Fels in der Brandung. Graziella reflektiert die dunkle Zeit: «Ich hatte plötzlich Angst, angebunden und damit nicht mehr frei zu sein. Ich bin meinem Schatz undendlich dankbar, dass er meine Ablehnung und meine Launen geduldig ertragen und an unserer Ehe festgehalten hat. Ich weiss, dass er Gott ganz schön in den Ohren gelegen ist. Und Gott hat mir Heilung und neue Hoffnung geschenkt. Es klingt fast kitschig, aber heute führen wir eine Bilderbuchehe. Wir beten miteinander und ziehen am selben Strick.»
Oase für andere
Michael hat soeben sein Architekturstudium abgeschlossen, und Graziella arbeitet im Kommunikationsbereich eines christlichen Hilfswerks. Berufsbegleitend absolviert die 29-jährige Bernerin die Ausbildung zur PR-Fachfrau. Wiederholt haben Graziella und Michael Menschen bei sich aufgenommen, die eine Bleibe oder Gemeinschaft suchten. Zur Zeit unterstützen sie einen alleinerziehenden syrischen Vater. Sie machen unter anderem Ausflüge mit seinen Kindern.
Graziella hat schon lange einen Traum und für dessen Verwirklichung nun den passenden Partner an ihrer Seite: «Ich wünsche mir ein grosses Haus. Menschen, die in irgendeiner Form benachteiligt wurden, sollen bei uns wieder Boden unter die Füsse bekommen und neue Kraft schöpfen. Dafür schlägt mein Herz. Es erfüllt mich mit Freude, Menschen aufblühen zu sehen.
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Datum: 24.09.2016
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch-Print