Wunder der Bibel: Die vier Farben des Kreuzes
Die christliche Botschaft kann in einem einfachen Symbol dargestellt werden: mit einem Kreuz. Dieses besteht prinzipiell aus zwei Teilen. Der stehende Balken deutet die Verbindung zwischen Himmel und Erde an, das bedeutet zwischen Gott und Mensch, der waagrechte dagegen die Beziehungen zwischen Mensch und Mensch.
In Christus kam Gott auf diese Welt, um die Welt mit sich zu versöhnen, aber auch, um die unterschiedlichen Menschen auf die gleiche Stufe zu stellen. Man kann es auch folgendermassen ausdrücken: Gott stellt sich mit den Menschen auf gleiche Ebene, damit diese dasselbe tun. Das heisst, auch ein König soll sich fortan auf dieselbe Ebene wie ein Verbrecher stellen. Gott gibt mit dieser Handlung auch dem untersten Menschen den gleichen Wert.
Revolutionäre Botschaft
Diese Botschaft ist fundamental anders, als was andere Kulturen lehren: Dass der Mann wertvoller sei als die Frau, ein Reicher über dem Armen stehe, ein Freier über dem Sklaven, ein Angehöriger des eigenen Volkes über dem Fremden. Dagegen ist die biblische Nachricht revolutionär. Sogar der Feind ist wertvoll und wird geliebt, weil auch er auf derselben Stufe der von Gott geliebten Menschen steht.
Man könnte also die Bedeutung der beiden Balken des Kreuzes folgendermassen ausdrücken: Der Himmel offenbart sich im Christus (oben) als perfekten Menschen (unten) – der Grösste (links) und der Kleinste (rechts) stehen auf gleicher Stufe.
Welche Farben passen?
Nehmen wir einmal an, wir hätten die Aufgabe, diese Botschaft kreativ auszudrücken. Zum ersten sollten wir vier Farben wählen, welche die vier Teile dieser Botschaft ausdrücken. Für Gott/Himmel würde wohl gold oder blau passen. Zum sündenfreien Menschen weiss. Der erste Mensch – wohl ein König, der sich in purpur kleidet. Den Sklaven, der sich bis aufs Blut schindet, würde man wohl passend mit der Blutsfarbe hellrot bezeichnen. Erstaunlich: Dies sind genau die Farben, welche in dem Zelt vorherrschten, welches Mose schon 1500 vor der Geburt von Jesus errichten liess.
Welches Symbol passt?
Zum zweiten sollten wir ein Symbol finden für die Gemeinschaft, welche Gott sich mit dem Menschen wünscht. Diese könnte man vielleicht durch ein Zelt, oder eine Hütte in der Wüste darstellen. Genau das ist die Bedeutung der Stiftshütte von Moses.
Allerdings ist es gar nicht so einfach, zu dieser Gemeinschaft zu finden. Der Mensch fühlt sich unwürdig. Er steht draussen, vergleicht sich selber mit der göttlichen Perfektion und ist völlig überfordert. Wir müssten vor die Hütte also hohe, blendend weisse Aussenwände hinstellen, unüberwindbar für den Menschen. Genauso hat Moses es gemacht.
Es gibt viele Wege nach Rom. Aber das Zelt von Moses hat zwar eine zehn Meter breite, aber doch nur eine Tür, denn es gibt ja nur eine einzige Lösung für das Problem des Menschen: Jesus. Aber wie sollen wir das Werk des Messias auf dieser Tür darstellen? Vielleicht mit der Zahl vier, welche auf die vier Evangelien hinweist? Tatsächlich, die Tür von Moses stand auf vier Säulen. Sie war auch vierfarbig. Eben genau die oben beschriebenen Farben, die zum Kreuz passen.
Wenn ich Moses gewesen wäre, hätte ich Orange reingenommen, denn das ist meine Lieblingsfarbe. Ich hätte sicher nicht zwei verschiedene Arten von rot gewählt, sondern eher noch grau, grün oder braun dazu. Doch keine dieser Farben hätte zum Kreuz gepasst. Ich hätte auch die Tür niemals zwanzig Ellen, also zehn Meter breit gemacht. Es gibt ja kein Haus, das eine derartige Tür hat. Doch genau damit wird die einzigartige Güte Gottes ausgedrückt, der bereit ist, jeden Menschen zu empfangen. Zudem weist die Zahl zehn auf die zehn Gebote hin. Auch ein fehlerhafter Mensch darf durch die Türe eintreten, weil Jesus alle Gebote des Gesetzes perfekt erfüllt hat. Doch im hebräischen gibt es keine Meter. Alles wird in Ellen gemessen. Zwanzig Ellen steht hier im Urtext. Damit wird das Gesetz (10) mal zwei gerechnet. Zwei ist die Zahl der Ehe. Die Liebe. Aus Liebe zu uns hat Jesus das Gesetz an unserer Stelle erfüllt.
Welches Tier könnte man wählen?
Doch was der Christus am Kreuz für uns getan hat, muss natürlich noch viel dramatischer dargestellt werden als nur in diesen symbolischen vier Farben. Natürlich können wir in unserem Modell nicht die Ermordung von Menschen darstellen. Darum würden wir ein Tier nehmen. Welches Tier gilt als harmlos und unschuldig? Sicher nicht ein Raubtier. Auch nicht aggressive Tiere. In der Schweiz könnte man ein Murmeltier, in Südamerika vielleicht ein Meerschweinchen und in Australien ein Känguru nehmen. Doch alles das gab es im Nahen Osten nicht. Ein Hase hätte vielleicht auch noch gepasst. Moses wählte aber Schafe und Tauben. Bei der Wahl spielte auch eine Rolle, dass es Tiere sein mussten, welche nicht in der Wildnis leben, sondern bei jeder Familie zuhause zu finden sind. Das überrascht uns vielleicht. Aber im Nahen Osten werden Tauben bis heute gezüchtet und gegessen. Ihr zartes Fleisch gilt als Delikatesse.
Es gab eben doch eine Bedingung: Jeder, der durch jene breite Tür eintrat, musste ein solches Friedenstier mitbringen. Die vier Farben der Tür legten ja deutlich Zeugnis ab vom Opfer des Christus am Kreuz. Im Innenhof müsste man also so ein Kreuz eindrücklich darstellen. Ein Kreuz hinstellen? Nein, Tiere werden nicht gekreuzigt. Das wäre ja dann auch furchtbar, sie auf derartige Weise zu quälen. Im Gegenteil: Für einen kurzen raschen Tod der Tiere müsste gesorgt sein. Tatsächlich sieht es in diesem Hof schrecklich aus: überall Blut. Wenn man das aber mit dem stundenlangen langsamen Tod eines Menschen vergleicht, wie es am Kreuz von Golgatha geschah, dann ist das Opfer jener Tiere noch ziemlich human. Es ist eben nur ein Symbol, eine kreative Darstellung, damit die Menschen verstehen: Auch wenn Gott seine Arme weit öffnet und jeden empfängt, so hat ihn diese Liebe doch einen unvorstellbar hohen Preis gekostet.
Um darzustellen, wie die ganze Stiftshütte haargenau auf Jesus hinweist, würde man noch Seiten benötigen. Es ist verblüffend, so als ob Moses schon gewusst hätte, was das Neue Testament dereinst erzählen wird. Alles stimmt. Doch woher wusste er das? Hier stehen wir staunend vor den Wundern der Bibel.
Zum Thema:
Dossier: Faktencheck Christentum
In Feuer und Flut bewahrt: Was ist dran an Wundern rund um die Bibel?
«Der Eindruck täuscht»: Geschehen heute weniger Wunder als in der Bibel?