Warum Russell Crowe nicht mehr sich selbst spielt
Für viele ist der neuseeländische Schauspieler Russel Crowe (56) noch immer Maximus Decimus Meridius oder der «Gladiator». Für das Historiendrama von 2000 erhielt er den Oscar als bester Hauptdarsteller. Doch er brillierte auch in zahlreichen anderen Rollen – als schizophrener Mathematiker John Nash in «A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn» genauso wie als Inspektor Javert in «Les Misérables».
Aggression bis hin zum Mord
Der Berliner Morgenpost erklärte Crowe zu seinem neuen Film: «Diesen mordlüsternen Wahnsinnigen wollte ich ursprünglich auf keinen Fall spielen. Das Drehbuch hat mir echt Angst gemacht.» Er spielt darin einen jähzornigen Autofahrer, der nach dem Zusammentreffen mit einer jungen Frau im Stau durchdreht, ihr «eine Lektion erteilen» und ihr Leben systematisch zerstören will. Dafür geht er über Leichen. Ein Kritiker beschrieb den Film als eher belanglos, lobte aber Caren Pistorius (die junge Frau) «als sympathische, starke Protagonistin» und «Russell Crowe in einer der bösesten Rollen seiner Karriere».
Der Grund, warum Crowe die Rolle letztlich doch übernahm, ist die Normalität, die solche Gewaltexzesse im Alltag bereits haben. «Das sind Leute, die in einem Supermarkt wegen einer Rolle Toilettenpapier komplett ausrasten und total die Kontrolle über sich verlieren. Warum verhalten sich Menschen gegenüber Menschen so? Warum ist es so weit gekommen?» (Morgenpost). Gleichzeitig stellt sich der Schauspieler damit auch den eigenen Dämonen.
Ein getaufter Choleriker
In der Vergangenheit gab es immer mal wieder etwas über Ausraster des Neuseeländers zu lesen. Als er 2005 einmal ein defektes Telefon in seinem Hotelzimmer hatte und seine Frau nicht anrufen konnte, warf er es in Richtung der Rezeption und verletzte einen Angestellten. Crowe verbrachte den Rest der Nacht in einer Zelle. Für Wutausbrüche dieser Art war er bekannt. Umso überraschender war zwei Jahre später die Meldung, dass das Raubein sich taufen lassen wollte. Beim Nachrichtenmagazin Spiegel staunte man: «Der frühere Atheist Russell Crowe hat zum Glauben gefunden. Der Schauspieler will nicht nur sich, sondern auch seinen Sohn Tennyson taufen lassen.»
Natürlich kann ein Reden vom Glauben und «being born again» (wiedergeboren sein) auch einfach eine Marketingaktion sein – sozusagen, um neue Fangruppen zu erschliessen. Doch Crowe betont seitdem bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, dass er an Gott glaubt. So zum Beispiel in einem Kamin-Talk mit der BILD-Zeitung in Köln. Während sich das Gespräch um die Wichtigkeit von Familie und die Unwichtigkeit von Geld dreht, meint er nach einem Seitenblick auf den Dom: «Ich glaube an Gott!»
Noah und ein unauffälliges Leben
Ein Schauspieler, der sich als Christ bezeichnet, muss natürlich nicht unbedingt «fromme» Rollen spielen. Tatsächlich übernahm Crowe 2014 die Hauptrolle des Noah im gleichnamigen Film. Dieser wurde hoch gelobt und völlig zerrissen: Einigen Muslimen war er nicht islamisch genug, deshalb wurde er in manchen Ländern verboten. Einigen Christen war er nicht biblisch genug, deshalb wurde er von ihnen abgelehnt. Aber Crowe spielt den zerrissenen und gläubigen Noah sehr bewegend (Livenet berichtete).
Was tatsächlich wesentlich stärker für Crowe und seinen Glauben spricht als seine Statements und Bibelfilme, sind die fehlenden Nachrichten. Es ist einfach nicht mehr davon die Rede, dass er Leute verprügelt oder Hotelangestellte mit Telefonen bewirft. Im Gegenteil. Der Morgenpost erzählte er schmunzelnd von einer ähnlichen Erfahrung wie in «Unhinged – Ausser Kontrolle»: «Es war in der Vorweihnachtszeit und auf den Strassen war die Hölle los. … Ich blinkte wie wild, aber niemand liess mich in die nächste Spur einfädeln. Hinter mir ein Taxifahrer. … Er hupte ohne Unterlass. Bang! Bang! Bang! Zuerst dachte ich mir: 'Was soll's?!' Aber er hörte nicht auf. Immer wieder Bang! Bang! Bang! Das hat mich den letzten Nerv gekostet. Als dann auch noch der Verkehr komplett zum Stillstand kam, habe ich mein Auto parkfertig abgestellt und bin ausgestiegen. Langsam ging ich auf seinen Wagen zu. (Lacht) Da sah ich, wie sich der Gesichtsausdruck des Taxifahrers veränderte: von blankem Zorn zu 'Oh shit, ich bin da wohl ein bisschen zu weit gegangen' zu 'Mein Gott, ist das nicht Russell Crowe?' Ich ging ans Seitenfenster und sagte nur: 'Merry Christmas, Kamerad.'»
Hier sehen Sie den Trailer zum Film «Unhinged – Ausser Kontrolle»:
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Datum: 06.08.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet