«Kann ich Jüdin bleiben, wenn ich Jesus mein Leben gebe?»
Sie hatte den Holocaust überlebt. Sechs Jahre später überlebte sie noch etwas: die zweiwöchige Schifffahrt im kalten Winter von 1951 von Europa nach Israel. Ihre Eltern wollten in den neu gegründeten Staat auswandern. Doch ihr geringes Erspartes reichte nur für die billigsten Tickets, unten im Frachtraum. In der Kälte wechselten sich die Eltern damit ab, ihr Gepäck und die 13-jährige Sarah vor den über 100 Mitreisenden zu bewachen.
Hilfe von messianischen Juden
Hier im Frachtraum, hungrig, kalt und müde, hörte Sarah zum ersten Mal von Jesus. «Auf dem Schiff trafen wir eine jüdische Familie, die glaubte, dass Jesus der Messias ist. Wir hatten noch nie von diesem seltsamen Glauben gehört und fragten uns, wie Juden überhaupt in diese Falle tappen konnten, dem Gott der Christen loyal zu sein.» Sie wusste, dass die Nazis und die Russen an diesen Gott glaubten – beide hatten versucht, sie zu töten. «Für uns war es völlig verrückt, auch nur einen Gedanken an den Gott dieser Menschen zu verschwenden, die uns verachteten und ermordeten.»
Doch die messianischen Juden, die selbst oben auf dem Schiff wohnten, brachten Sarahs Familie Essen, Decken und Jacken. «Warum kümmerten sie sich um uns, obwohl niemand anders das machte?» Auch nach der Ankunft in Israel, als Sarahs Familie aufgrund ihrer Armut in einem Schiffscontainer übernachten musste, kümmerte sich die befreundete Familie weiter um sie. Das junge Mädchen begann sich zu fragen, ob es vielleicht einen Unterschied gab zwischen den Menschen, die sich selbst als «Christen» bezeichneten, so wie die Nazis, und denjenigen, die versuchten, so zu leben wie Jesus…
Geehrt
In den nächsten Jahrzehnten hatte Sarah Rabinovitch wenig Kontakt zu messianischen Juden. Bis sie zu einem Abendessen eingeladen wurde, das Holocaust-Überlebende ehren sollte. Veranstalter war Beit Sar Shalom (auf Deutsch Haus des Friedefürsten), eine Gemeinde messianischer Juden. «Ich traf wunderbare Menschen! Das Gemeindeteam war so freundlich und gütig und man konnte sehen, dass wir ihnen wirklich wichtig waren. Überlebende werden in Israel gerne übersehen, wir gehören zu einer Generation, die viele Israelis gerne vergessen würden. Aber hier waren diese wunderbaren Menschen, die uns lieb hatten und uns dienten, so wie diese Familie auf dem Schiff…»
Hier hörte sie zum ersten Mal Worte aus dem Neuen Testament, Worte von Jesus. Das gefiel ihr – aber gleichzeitig hatte die mittlerweile über 80-Jährige Angst. «Man hatte mir immer gesagt, dass wenn ich Jesus liebe, dann könnte ich nicht länger jüdisch sein. Ich wurde vor den messianischen Juden gewarnt (…) Aber wie konnte das sein? Jesus war Jude und ich fühlte mich so von ihm angezogen…»
Eine Jüdin, die an Jesus glaubt
Und so war ihre einzige Frage an die Mitarbeiterin JoAnn: «Kann ich Jüdin bleiben, wenn ich Jesus mein Leben gebe?» Die Antwort war eindeutig: Aber sicher! Jesus zu folgen war das Jüdischste, was sie tun konnte, denn es änderte ja nicht ihre ethnischen Wurzeln, sondern schenkte ihr einfach eine Beziehung zum lebendigen Gott. Sie müsste sich noch nicht einmal als «Christin» bezeichnen, sondern vielmehr als Jüdin, die an Jesus glaubt – so wie die Autoren des Neuen Testamentes. Sie müsse einzig glauben, dass Jesus am Kreuz für sie gestorben sei. «Bist du bereit, mit deinem Mund zu bekennen, dass Jesus der Herr ist?», so JoAnns Frage. Und sofort antwortete Sarah: «Das habe ich bereits!»
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Datum: 20.10.2019
Autor: Tom Doyle / Rebekka Schmidt
Quelle: Uncharted Ministries / Übersetzt und gekürzt von Livenet