«Lobbyist der Obdachlosen»

Leiter der Bahnhofsmission Berlin Zoo zum Berliner des Jahres gewählt

Jeweils zu Jahresanfang wählt die Berliner Morgenpost ihren ganz persönlichen «Berliner des Jahres». In diesem Jahr ist es «der Lobbyist der Schwachen und Obdachlosen», wie die Zeitung ihn bezeichnet, der überzeugte Christ Dieter Puhl.
Dieter Puhl
Viele der über 6'000 Obdachlosen Berlins profitieren von Puhls Einsatz bei der Bahnhofsmission.

Seit 25 Jahren schon setzt er sich für die mittlerweile über 6'000 Obdachlosen in Berlin ein, seit zehn Jahren ist er Leiter der evangelischen Bahnhofsmission am Zoologischen Garten. Dieter Puhls Einsatz ist unermüdlich. Viele der 600 Gäste, wie er sie nennt, welche jeden Tag in der Bahnhofsmission Hilfe suchen, kennt er beim Namen. Die meisten von ihnen leben auf der Strasse. Bei der Bahnhofsmission erhalten sie nicht nur Essen, Getränke, Rat und Hilfe. Seit 2015 gibt es neben den Essens- und Kleiderspenden auch Duschen, ein Waschcenter und soziale Einzelfallhilfe. Regelmässig kommen Friseurmeister, um den Gästen die Haare zu schneiden, zwei Freiwillige bieten medizinische Fusspflege an. Das meiste hiervon ist durch Puhls Initiative entstanden.

Zudem ist der Sozialarbeiter und Diakon ein hervorragender Netzwerkler: So helfen in der Bahnhofsmission heute nicht nur private Freiwillige aus, auch die Bahn selbst spendet jährlich hohe Gelder, der Berliner Senat setzt sich ein, sogar die Freimaurer spenden. Und Promis kommen regelmässig und interessieren sich für die Arbeit. Die letzte Einladung ging an Papst Franziskus, den «Papst der Armen», dessen Besuch Puhl unheimlich freuen würde.

«Ein bisschen verrückt»

Das neueste Projekt, das Puhl im Interview mit der Berliner Morgenpost als «ein bisschen verrückt» bezeichnet, ist ein 500 Quadratmeter grosser Bereich im Inneren des Bahnhofs, von der Deutschen Bahn für 25 Jahre mietfrei zur Verfügung gestellt. Hier möchte Dieter Puhl für die Bahnhofsmission ein Beratungs- und Bildungszentrum zum Thema Obdachlosigkeit eröffnen. Dabei soll es weiterführende soziale und psychische Beratung geben, aber auch Seminarräume für Vorträge und Veranstaltungen. Und ein Gemeinderaum, für die «gern auch ein bisschen verrückte Gemeinde».

«Über allen steht Jesus»

Dieter Puhl wurde bereits 2017 das Bundesverdienstkreuz verliehen, nun wurde er zum Berliner des Jahres gewählt. Doch weder das noch die Besuche von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Thomas Gottschalk oder Ex-Fussballspieler Thomas Hässler steigen ihm zu Kopf. Denn letztlich, so erklärte er bereits im Juli 2018 gegenüber der Berliner Morgenpost, sei er ja nur der Leiter – und über uns allen, da sei Jesus.

 

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Datum: 12.01.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Berliner Morgenpost

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