Das Gebet, das James Cordens Leben veränderte
Wir leben im goldenen Zeitalter des Late-Night-TV. Interessanterweise war einer der grössten Stars bis zum vergangenen Frühling weltweit noch beinahe unbekannt. Heute ist James Corden ein ausgewachsener TV-Star, eine YouTube-Sensation und er hat eine Rolle in der bevorstehenden Familienkomödie «Trolls».
Leer, einsam, verloren
Aufgewachsen in einem christlichen Elternhaus, ging Corden während seiner Kindheit regelmässig in die anglikanische Kirche. In der Pubertät suchte er aber das Vergnügen woanders, und als er berühmt wurde, ging es für ihn von einer Party zur anderen und von einem Mädchen zum nächsten. «Je länger es so weiter ging, desto leerer fühlte ich mich.»
In einem Interview mit «BBC Radio 4» von 2012 berichtet er, wie sein schnelllebiger Lebensstil ihn depressiv, leer und einsam machte. «Die Person, die ich geworden war, war nicht die Person, die ich sein wollte», erklärte er der «Daily Mail». «Ich bin so weit von meiner Familie und meinen Freunden abgetrieben, dass ich nicht mal mehr wusste, wie ich noch mit ihnen reden sollte. Ich war verloren und musste mich wiederfinden.»
Der Wendepunkt
Genau in diesem Moment tauchten seine Eltern – ein Ehepaar, das Corden als «die idealen Christen» bezeichnet – unangekündigt bei ihm auf.
«Sie sassen auf dem kleinen Zweier-Sofa und ich sass auf dem Boden», berichtet er. «Ich redete nur mit dem Boden, ich war so beschämt, dass sie mich so sahen. Ich schämte mich für so vieles – dafür, wie ich mich über die letzten sieben oder acht Monate verhalten hatte.»
Sein Vater stand dann einfach auf und kam zu ihm, legte seine Arme um ihn und sagte: «Da musst du einfach durch, Sohn.» Corden begann zu weinen. Seine Mutter kam dazu und so sassen sie dann gemeinsam auf dem Boden. Dann sagte sein Vater: «Ich werde jetzt für dich beten. Alles wird wieder gut, aber du kannst so nicht weitermachen und nur du kannst entscheiden, was jetzt passiert.»
Corden: «Mit jeder Träne, die ich weinte, fühlte ich mich etwas leichter. Mein Vater sagte ein Gebet und küsste meine Stirn, meine Mutter umarmte mich. Ich weiss nicht, wie lange wir so verharrten, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.» Als die Eltern dann gingen, sagte sein Vater noch: «Du hast so viel, wofür du dankbar sein kannst, James. Ich weiss, dass das Jahr schwierig war, aber du kannst so nicht weiter machen.»
Die Veränderung
Dieser Moment veränderte sein Leben und gab ihm eine neue Perspektive. Heute ist er ein Ehemann und Vater mit einer erfolgreichen Karriere, aber er verhält sich auch anders als der junge Schauspieler, der bekannt war für seinen wilden Lebensstil. Allem voraus packt er die Dinge jetzt anders an.
Das «Relevant Magazine» schreibt über ihn: «Cordens nüchterner Ansatz zur Late-Night-Comedy ist erfrischend. Es liegt nicht daran, dass er unbedingt witziger ist als andere grosse Late-Show-Moderatoren – er ist einfach entschieden anders. Corden ist nicht wütend oder zynisch. Er stiehlt seinen Gästen nicht die Show. Er hat nicht Angst davor, sich über sich selber lustig zu machen. Seine Ehrlichkeit und Bescheidenheit scheinen die gleichen Attribute in seinen Gästen hervorzubringen. Er verhält sich eher wie ein Gesprächspartner als ein Interviewer.»
Vielleicht liegt dies an seiner Erziehung oder sogar an seiner Erfahrung mit der dunklen Seite des Ruhms so früh in seiner Karriere. Auf jeden Fall ist er seit dem Abendgebet mit seinen Eltern ein neuer Mensch und eine Bereicherung für viele andere.
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Datum: 07.07.2016
Autor: Anja Janki / Marco Bucher
Quelle: Livent / Relevant Magazine