Korrupter Polizist und Häftling: Heute sind sie Freunde
Andrew Collins war einst ein korrupter Polizist in Benton Harbor in Michigan. Er liess es so aussehen, als wäre Jameel McGee im Besitz von Kokain – und so landete dieser fälschlicherweise hinter Gittern, was sein Leben natürlich auf den Kopf stellte. Während er für ein Verbrechen, das er nie begangen hatte, jahrelang in Haft sass, verlor Collins seinen Job und musste selbst in den Knast, weil er Polizeirapporte gefälscht hatte.
Entgleist
«Meine Arbeit bei der Polizei hatte ich begonnen, weil ich in einer Familie aufwuchs, in der häusliche Gewalt zur Tagesordnung gehörte», erinnert sich Collins. Eines Tages wurde die Polizei gerufen, der Beamte sorgte für Frieden im Haus.
Rasch stieg Collins in den Rängen auf, bald war er als Cop bekannt, der seine Arbeit liebt. Doch im Laufe der Zeit entgleiste er. «Ich hatte den Gedanken gemocht, den Menschen Frieden zu bringen, die Strasse von Drogendealern zu reinigen, doch meine Aggression führte dazu, dass es mir an Integrität fehlte», blickt er zurück. Damals habe er dies als «Beugen des Rechts» und «kreative Artikulation» bezeichnet. «Wenn ich heute zurückschaue, muss ich sagen: Ich habe das Recht gebrochen, ich war korrupt.»
«Wo sind die Drogen?»
So habe er die Rapporte «optimiert». Dazu nutzte er ein ihm aufgefallenes Problem im System. Wenn ein bestimmter ranghöherer Beamter gegen ein Verbrechen eine besondere Abneigung empfand, frisierte er seinen Bericht in die entsprechende Richtung.
Eines Tages begegnete Collins dem ihm bislang unbekannten McGee, als dieser ein Geschäft aufsuchte. «Ich kam gerade heraus», erinnert sich McGee. «Andrew sprach mich an und fragte: 'Wo sind die Drogen?'» Dieser entgegnete: «Was für Drogen? Ich habe keine.» Doch McGee wurde verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Collins machte geltend, dass er am gleichen Tag einen Typen mit Kokain verhaftet hatte. Dieser handelte aus, dass er seine Bezugsquelle verraten würde, wenn er straffrei davonkommen würden. Collins behauptete, dass McGee diese Quelle sei.
Plötzlich hinter Gittern
«Ich hatte Jameel aus dieser Vermutung heraus angesprochen. Er war deshalb wütend auf mich und wollte nicht mit mir reden und mir auch seinen Namen nicht nennen», so Collins weiter. «Doch er hatte nichts Falsches getan und landete im Gefängnis.» McGee hoffte noch immer, dass er schnell wieder heimgehen könnte, doch das geschah nicht. Er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. «Das war der Horror!» Insbesondere da er wusste, dass er nichts Falsches getan hatte. «Ich hatte keine Kontrolle darüber und konnte das nicht verstehen. Ich fragte mich, wie das hatte passieren können.» Inmitten der Verzweiflung hörte er von Jesus Christus und kam im Gefängnis zum Glauben.
«Ich habe einen Unschuldigen eingekerkert»
Collins sagt, dass er absolut davon überzeugt war, das McGee schuldig war und er dazu berufen war, «die Brücke zur Wahrheit» und zu dem, was er sah, zu schlagen. Als er später ins Gefängnis musste, weil er aus Untersuchungen Drogen zu seinem eigenen Gewinn unterschlug, realisierte er, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte. Er dachte an Selbstmord, begann aber dann, mit einem Pastoren zu reden, und fand zum christlichen Glauben; das war im Februar 2008.
Es kam dazu, dass Collins den damaligen Report gegen McGee noch einmal las. «Als ich den ersten Abschnitt durchgegangen war, brach ich zusammen. Ich rief meine Mutter an und sagte: 'Ich habe einen komplett unschuldigen Mann ins Gefängnis gebracht!'»
«Erinnerst du dich an mich?»
Collins konnte 2010 das Gefängnis verlassen, ein Jahr nachdem McGee freigelassen wurde. Er kehrte zurück nach Benton Harbor und begann in einer christlichen Gemeinde mit einer Outreach-Arbeit. Eines Tages stand McGee vor ihm, schüttelte seine Hand und fragte: «Erinnerst du dich an mich?» Die beiden Männer sprachen über das Vergangene. Nicht nur Vergebung wurde ausgesprochen, die beiden wurden sogar Freunde. Und mit ihrer erstaunlichen Geschichte reisen die beiden mittlerweile durch das Land. Ihr Erleben macht anderen Menschen Mut, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben oder nicht vergeben können.
«Direkt vor unseren Augen»
«Wir hoffen, dass die Menschen einen grösseren Sinn von Vergebung erfahren; nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst», sagt Collins. Er hoffe, dass Beziehungen heilen. Manchmal nach einem Vortrag würden zum Beispiel Paare auf die beiden zukommen, «und dann geschieht Wiederherstellung direkt vor unseren Augen».
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Datum: 15.11.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / The Blaze