«Ohne Gott könnte ich am Theater nicht überleben»
Livenet: Eva-Maria Admiral, wie viele Titel-Interpretationen verbergen sich hinter «Mein Überlebenslauf»?
Eva-Maria Admiral: Das überlasse ich dem Leser, aber ein Bild ist sicherlich, dass es oft ums Überleben geht und vor lauter Überleben man kaum zum Leben kommt.
Sie waren in den grossen Städten Wien und Paris unterwegs, leben aber teilweise in Visp – wie geht das?
Das hat einen familiären Hintergrund, in Visp lebt meine Schwiegermutter und so versuchen wir, da viel Zeit zu verbringen. Wir spielen beide manchmal in der Schweiz, da kann man das gut verbinden.
Wie lebt es sich mit Gott am Theater?
Es ist nicht viel anders als in jedem anderen Beruf, aber ich könnte mir nicht vorstellen, ihn ohne Gott auszuüben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sonst gesund überlebt, das hängt aber wohl mehr mit meiner Person zusammen.
Wieso können Sie sich das nicht vorstellen?
Dieser Beruf hat entsetzlich viel mit einem selbst zu tun. Selten in einem Beruf muss man so viel vorsprechen und stösst auf immerwährende Ablehnung. Ohne Gott kann ich mir das nicht vorstellen. Andernorts bildet man sich zum Arzt aus und irgendwann ist man das. In meinem Job spielt man in einer Arztserie, dann vielleicht zehn Jahre nichts.
In einem Fall berichten Sie, dass Sie sich gegen den Rivalitätsgeist entschieden haben – was heisst das?
Das ist ein Punkt, bei dem ich lange gebraucht habe, weil ich nicht ganz hinter meine Fassade sah, was bei mir abläuft und was bei den Kollegen. Mit der Zeit erkannte ich es: Man kann jemanden beneiden und als Rivalen sehen oder dies umdrehen und die andere Person als Vorbild sehen. Man kann überlegen, was man vom anderen lernen kann. Für viele stellt der Kollege eine Gefährdung des Arbeitsplatzes dar – was verständlich ist. Wenn mir nun etwas gefällt, was ein Kollege auf der Bühne tut, zeige ich das und tue mir dabei selbst was Gutes und dem Kollegen sowieso. Neid ist für manche ein Überlebensmechanismus, aber es ist kein Thema, über das man offen spricht, obschon es sehr präsent ist. Unter Christen ist das übrigens auch so; man denkt zum Beispiel, warum er Pastor ist und nicht ich. Warum darf der auf der Bühne stehen und ich nicht? Christen denken das ebenfalls und wir müssen damit umgehen.
Ist dies das Erfolgserlebnis?
Wir sollten das nicht verleugnen und nicht wegreden – und ebenfalls nicht verteufeln. Es sollte nicht zu sehr vergeistlicht werden, sondern wir sollten es wahrnehmen, daran arbeiten und wenn möglich umdrehen.
Ist «Mein Überlebenslauf» auch ein Pamphlet gegen den Selbstzweifel?
So könnte man es auch sagen. Ich gehe noch einen Schritt weiter, es ist ein Pamphlet für die Ehrlichkeit und Authentizität auch unter Christen. Oft tun wir so, als hätten wir die Probleme nicht, aber sie sind da (Stichwort Neid).
Ehrlich waren Sie auch zu Karl Lagerfeld. Freunde geworden sind Sie nicht …
Da kommen viele Komponenten ins Spiel. Er gestaltete die Kostüme der Salzburger Festspiele in Salzburg. Wir waren drei Frauen, die in der Unterwäsche vor ihm standen, damit er uns mustern konnte. Er fasste an den Bizeps meines Arms und sagte: «Scheissmaterial!» Ich reagierte aus dem Bauch heraus und sagte: «Herr Lagerfeld, Sie fassen mich nicht noch einmal an!» Wir wurden keine Freunde.
Das war vor vielen Jahren. Was Regisseure und Machtspiele angeht, bin ich immer noch sehr sensibel. Ob ich in der gleichen Szene heute anders reagieren würde als damals, weiss ich nicht, aber damals war es gut für mich.
Sie schreiben von einer «Raupe mit Schmetterlingsflügeln», ein malerisches Bild …
Viele Christen denken, sie seien ein Schmetterling, der aus einer Raupe geschlüpft ist. Wir leben jedoch in einer gefallenen Welt. Wie es in der Bibel steht, fällt der Regen auf Gläubige und Ungläubige. Und auch die Sonne scheint auf alle. Ich sehe uns noch nicht als Schmetterlinge, das kommt noch. Noch aber sind wir Raupen mit Flügeln.
Wie sind Sie Christin geworden?
Als ich in Paris an der Sorbonne studierte, freundete ich mich mit einem anderen Mädchen an. Hätte ich gewusst, dass sie Christin ist, hätte ich das nicht getan. Als wir einmal über dieses Thema sprachen, drückte ich sehr deutlich aus, dass ich mit diesem Thema abgeschlossen hatte. Doch irgendwie gingen die Gespräche dann doch weiter. Letztlich war sie die Schlüsselperson auf meiner Suche.
Heute verfügen Sie auch über christliche Produktionen?
Ja, wir haben zehn verschiedene Programme, vorwiegend für Gemeinden. Die Programme führen wir auch auf säkularen Bühnen auf. Wenn es gut gemacht ist, spielt es keine Rolle, dass eine «christliche Botschaft» dahinter steckt – es wird dennoch gebucht. Daneben bieten wir Coaching an in Schauspiel, Sprechen und Moderation.
In der Schweiz wird fast ausnahmslos das Stück des Markus-Evangeliums gebucht. Wir haben aber viele verschiedene, von denen jedes den Bogen zur Bibel schlägt. Warum nicht einmal uns mit einem solchen einladen und dann gleich die ganze Stadt einladen, um neue Menschen zu erreichen? Ich glaube, auch in der Schweiz ist es gar nicht so schwer, Menschen mit dem Glauben zu erreichen! Ein Theaterkabarett wäre eine gute Gelegenheit dazu.
Zur Webseite:
Eva-Maria Admiral
Zum Buch:
Mein Überlebenslauf (Schweiz / Deutschland)
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Datum: 03.05.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch