«Ich beschloss obdachlos zu werden»

Der Immobilienmakler und Gemeindepastor Ryan Riddell hat schon Hunderte von Häusern verkauft, aber im vergangenen Januar lebte er auf der Strasse. Freiwillig verliess er für diese Zeit Frau und seine drei Kinder, lebte ein Monat lang als Obdachloser.

Not am eigenen Leib erfahren

«Ich spürte, dass Gott mich dazu bewegte», beschreibt Riddell seine Motivation. «Mir wurde klar, dass es nicht ausreicht, nur über die Not verletzter und verlorener Menschen zu sprechen. Damit Jesus den Menschen Hilfe bringen konnte, wurde er so wie wir und so beschloss ich so wie ein Obdachloser zu werden.»

Die Augen geöffnet

In der im Januar eiskalten Stadt Dayton nächtigte Riddell 30 Tage lang auf der überdachten Pritsche eines alten Lastwagens. So lernte er Obdachlosigkeit in allen Facetten kennen. «In dieser Zeit wurde mir klar, dass diese Leute ein Gesicht haben und einen Namen. Einige Leute fahren durch die Stadt und denken, Obdachlose seien selbst schuld an ihren Problemen», so Riddell. «Oft trifft das teilweise zu, aber die Regel ist es nicht. Früher ignorierte ich ihre Not. Aber Jesus hat mir gezeigt, dass jeder eine Geschichte hat, ein Gesicht, einen Namen und eine Seele. Mir war vorher nie wirklich klar, wie schlimm diese Lebensweise sein kann.»

Medien genutzt

Riddell lernte in diesem Monat «auf der Strasse» eine ganze Reihe von Obdachlosen kennen. Er dokumentierte seine Begegnungen und gab täglich Video-Clips weiter, die ins Netz gestellt wurden. «Die Obdachlosen haben mich umarmt, weil ich ihnen eine Stimme gegeben habe. Bisher hat sich nie jemand auf diese Weise ernst genommen.»

Es waren die Medien, die Riddells Erfahrungen einzigartig machten. Seine ständig aktualisierte Webseite, twittern und die Veröffentlichung auf Facebook gaben die Bedürfnisse der Obdachlosen sofort weiter. Seine täglichen Berichte wurden auch im Fernsehen und Radio übertragen.

Riddell glaubt, dass sein Experiment andere ermutigen wird, den Bedürftigen mehr zu helfen. «Ausgehend von den Antworten, die ich online immer noch bekomme, ist dieses Projekt erfolgreich». Inzwischen hält er Vorträge über seine Erfahrungen und sammelt Spenden für Obdachlose.