Benny Hinn: Abkehr vom Wohlstandsevangelium?
«Wir werden angegriffen, weil wir den Wohlstand predigen. Nun, es gibt ihn in der Bibel, aber einige sind traurigerweise damit ins Extrem gegangen», erklärte Hinn in einem Facebook-Video. «Und da wurde nicht Gottes Wort gelehrt. Ich denke, ich bin da so schuldig wie andere. Manchmal geht man ein bisschen weiter, als man wirklich gehen muss, und dann bringt Gott einen zurück zur Normalität und Realität.»
Hinn, der von US-Senatoren wegen seines extravaganten Lebensstils befragt wurde, erklärte letzten Mittwoch, dass seiner Meinung nach die Bibel seine Lehren unterstützt; aber er bekannte, dass er eine falsche Auslegung verbreitet habe, die er bereits lernte, als er als Kind in Israel aufwuchs.
Der Einfluss Billy Grahams
Im Gespräch würdigt Benny Hinn den Einfluss des «Generals» Billy Graham. Er habe von ihm vor allem gelernt, «Seelen zu gewinnen». Wenn das Gewinnen von Menschen für Jesus im Vordergrund der Evangelisation stehe, habe Gott ein besonderes Auge auf diesen Dienst. Benny Hinn sagte voraus, dass der Tod Billy Grahams der Auslöser für «Erweckung» sein werde – in dem Sinne, dass ganz viele Menschen errettet und geheilt würden. Der Dreischritt sei immer «Bekehrungen – Heilungen – kein Mangel».
«Immer biblischer»
Etwa in der Mitte des Interviews spricht Hinn über das «Wohlstands-Evangelium», das für viele ein wesentlicher Kritikpunkt seines Dienstes ist. «Je mehr man die Bibel kennt, um so biblischer wird man und um so ausgewogener im Denken und in seinen Meinungen, denn wir sind alle beeinflusst», erklärte der 65-jährige Evangelist. «Als ich jünger war, wurde ich von Lehrern beeinflusst, die die verschiedensten Sachen lehrten. Aber jetzt, wo ich älter bin, denke ich: 'Halt mal, das passt doch nicht völlig in die Bibel und auch nicht in die Realität.'»
Elia hatte nicht mal ein Fahrrad
«Was ist Wohlstand? Dass man keinen Mangel hat. Das habe ich immer wieder gesagt», fährt Hinn fort. Aber er habe es falsch interpretiert, was die Bibel unter «keinen Mangel haben» lehrt. «Hat der Prophet Elia ein Auto gehabt? Er hatte nicht mal ein Fahrrad. Aber er hatte keinen Mangel. Fuhr Jesus ein Auto oder lebte er in einer Villa? Nein – aber er hatte keinen Mangel. Und die Apostel? Keiner von ihnen hatte Mangel. Heute denken wir immer an Überfluss und Häuser wie Paläste und Auto und Bankkonten. Der Fokus ist falsch, so falsch.»
Die «World Healing Center Church» von Benny Hinn und die «Joyce Meyer Ministries» waren die einzigen beiden Missionswerke, die bei der Senatsuntersuchung voll mitarbeiteten. Die Senatoren fanden keine definitiven Beweise für Fehlverhalten, und Hinns Kirchen führten auch finanzielle Reformen durch.
40 Millionen oder Privatjet?
«Vergebt mir», sagte Hinn. «Aber die Leute haben mich für Sachen angeklagt, die überhaupt nicht wahr sind. Einer schrieb zum Beispiel 'Hinn ist 40 Millionen schwer'. Ich wollte, es wäre so! Ich würde alles ins Reich Gottes geben.»
«Aber er fliegt private Jets», sagen andere. «Nein, das stimmt nicht. Ich bin seit Jahren nicht mehr privat geflogen. Ich fliege mit Tickets, wie jeder andere auch.»
Zeit, biblisch zu leben
«Wir alle machen leider den Fehler, dass wir das für den Willen Gottes halten. Aber Gott sagt: 'Nein, das will ich nicht'», fügte Hinn hinzu. «Es ist Zeit, dass wir biblisch leben. Wisst ihr, alles kommt nur auf eins an: Lieben wir Jesus, ja oder nein? Wenn wir Jesus lieben, dann geht alles um Jesus. Wenn wir Jesus nicht lieben, dann geht es um andere Sachen.»
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Datum: 28.02.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / RawStory