Aufrüttelndes Buch über Frauenschicksale
Herausgekommen ist ein feinfühlig verfasstes, 200 Seiten umfassendes Werk über ein aufrührendes Thema: Verschleppung von christlichen Mädchen und Frauen, Verkauf an wildfremde Männer, Wegsperrung und Zwangsheirat in der islamischen Welt. Gerber beschreibt, aber klagt nicht an. Und so sind seine Hauptakteure nicht Terroristen, sondern vielmehr eine paar pakistanische Christen, die hinschauen und unter Einsatz ihres Lebens das Unmögliche versuchen.
Oft fast bis zur Schmerzgrenze
«Die Minderheiten stehen im Vielvölkerstaat Pakistan unter einem enormen Druck. Sie leiden unter einem Staat, der diskriminierende Gesetze erlässt und diese bisweilen zu Ungunsten der ohnehin Benachteiligten beugt.» Daniel Gerber beobachtet, analysiert, beschreibt. Oft geht er dabei bis zur Schmerzgrenze. Doch nur so können wohlstandsverwöhnte Europäer verstehen, worum es in Ländern wie Pakistan letztlich geht: den Einbezug von Minderheiten in das Religions- und Staatsgebilde des Islams – oder deren Vertreibung und Eliminierung.
Der Autor hat auch schon das Kriegsgeschehen im Nahen Osten beschrieben – nicht aus der Lobby eines vollklimatisierten Hotels heraus, sondern als Augenzeuge an vorderster Front. So zeugt auch sein neues Buch von unmittelbarem eigenem Erleben, von einem grossen Fachwissen und verständlich formulierten Folgerungen.Im Detail beschreibt Gerber Einzelschicksale von Mädchen und (jungen) Frauen. Solche Beschreibungen gehören kaum zur Lieblingslektüre von Christinnen und Christen im deutschsprachigen Raum. Aber nur so wird das enorme Engagement von überzeugten Jesus-Glaubenden verständlich, die sich mit grosser Opferbereitschaft und nicht selten unter Lebensgefahr für die Unterdrückten einsetzen. Deren Leitfigur ist der Menschenrechtler Joseph Francis. Dessen Agentur CLAAS (Center for Legal Aid Assistance & Settlement) ist ein spendengetragenes Werk, das Beratung und rechtliche Hilfestellung anbietet. Und so blitzt trotz allem Elend immer wieder ein Hoffnungsstrahl auf, scheint das Licht des Ewigen immer wieder in das Leben einzelner Menschen hinein.
Eine Chronologie ausgewählter Ereignisse, Anhänge und ein persönliches Nachwort bereichern das Werk.
«In den Händen von Jesus»
Obwohl der Autor zahlreiche Einzelschicksale beschreibt, verliert er sich nicht in den vielen Details. Vielmehr stellt er die geschilderten Ereignisse in einen grösseren Zusammenhang, etwa in der Beschreibung einer gewissen Doppelmoral:«Doch die Mächtigen, die im Nu wie von der Tarantel gestochen aufspringen, wenn der Islam in irgendeiner Ecke der westlichen Welt auch nur ansatzweise beleidigt werden könnte, lassen zu, dass unzählige Töchter des Landes wortwörtlich bis aufs Blut diskriminiert, entwürdigt und geschändet werden. Und dann schauen ebendiese 'Volksvertreter' nicht etwa weg, sondern geben sogar noch ihren Segen dazu.»
Gerbers Buch wirft ein Licht auf Vorkommnisse, die in der freien Welt weitgehend unbekannt sind. Pakistan steht hier nicht allein. Auch in anderen islamischen und in atheistischen Ländern wie Nordkorea oder China werden Christen unterdrückt und bedroht. Umso eindrücklicher die Aussage von Joseph Francis: «Mach dir um mich keine Sorgen! Mein Leben steht in den Händen von Jesus.» Das ist keine plakative Aussage, sondern «das feste Vertrauen in einen tragenden Fels».
Fazit: «Mir blieben nur Gebet und Tränen» ist ein informatives, zuweilen auch aufrüttelndes Buch. In feinen Ansätzen dringt immer wieder der feste Glaube durch, dass Gewalt nicht das letzte Wort hat. Gott wird einmal die Tränen all derer abwischen, die wegen ihrem Glauben an ihn verfolgt wurden, die für ihn gelitten und bis zuletzt ausgeharrt haben.
In Kürze: «Mir blieben nur Gebet und Tränen» beschreibt das Schicksal von Minderheiten in Pakistan, von (christlichen) Mädchen und Frauen. Entführung, Verkauf, Zwangsheiraten, Wegsperrung in den Harem…
Ein Buch für: …alle, die sich nicht vor der Konfrontation mit heissen gesellschafts- und religionspolitischen Themen scheuen. Und für Christen, die sich dagegen auflehnen, dass Menschenrechte von (christlichen) Minderheiten in zahlreichen Ländern systematisch verletzt, Menschenleben gezielt zerstört werden.
Weniger geeignet für: …Menschen, die lieber die Augen vor der Realität schliessen wollen, aufs «Gute im Menschen» vertrauen und davon ausgehen, dass Menschenrechte auch in islamischen Ländern selbstverständlich sind.
Der Autor ist Texter bei der Jordi AG – das Medienhaus in Belp und Redaktor von ideaSpektrum Schweiz.
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Datum: 14.07.2015
Autor: Thomas Feuz
Quelle: Livenet