Ungarische Delegation auf Gefängnistour in der Schweiz
Eine fünfköpfige ungarische Delegation war vom 12. bis 15. Juni in der Schweiz zu Besuch, um sich ein Bild vom Strafvollzug zu machen. Die Gefängnistour wurde von der Christlichen Polizei Vereinigung CPV und der Gefährdetenhilfe Schweiz organisiert. Wie diese in einer Mitteilung schreiben, sei das Interesse an Themen wie progressiver Vollzug, Arbeit und Bildung, Disziplinarwesen, Resozialisierungsmassnahmen oder auch religiöse Begleitung gross gewesen.
Einblick in Frauengefängnis und Männerstrafanstalt
Besucht hat die ungarische Delegation das Frauengefängnis Hindelbank und die Strafanstalt Lenzburg. Was den Gästen auffiel, war die klare Struktur im Alltag der eingewiesenen Frauen, aufgeteilt in Arbeit, Sport, Bildung und Freizeit. In der Männerstrafanstalt Lenzburg zeigte sich, wie viel im Schweizer Strafvollzug in die Resozialisierung investiert wird. Soziale Lernprozesse zwecks Rückfallverhütung stehen im Zentrum. Die Inhaftierten in Lenzburg arbeiten in der Buchbinderei, Korberei, Malerei, Industriemontage, Schlosserei, Schreinerei, Wäscherei, Küche und Landwirtschaft.
Offenheit für christliche Seelsorge
«Wir haben schon seit etwa der Jahrtausendwende Kontakt zu christlichen Polizisten in Ungarn», sagt CPV-Präsident Felix Ceccato, der die ungarische Gruppe zusammen mit Werner Burkhard von der Gefährdetenhilfe Schweiz durch die Gefängnisse führte. In den letzten drei Jahren habe die CPV damit angefangen, Gefängnisse in Ungarn zu besuchen. Dabei habe man festgestellt, dass bei den ungarischen Gefängnissen eine Offenheit für christliche Seelsorge vorhanden sei. «Wir konnten Workshops mit Gefangenen durchführen, in denen es um Wiedergutmachung, Vergebung und weitere biblische Werte ging. In der Folge merkten die Wärter und die Gefängnisdirektoren, dass die Insassen ruhiger wurden.» So sei die Akzeptanz weiter gestiegen.
Unterdessen war die Christliche Polizei Vereinigung aus der Schweiz mehrmals in ungarischen Gefängnissen, um dort den Insassen zu dienen und von Jesus zu erzählen. Mit dabei war auch Jan Erikson, ein ehemaliger norwegischer Dealer und Zuhälter, der Christ wurde (Buch «Vom Zuhälter zum Christ»). «Mit seiner Vergangenheit hat er einen besonderen Zugang zu den Häftlingen überall auf der Welt», berichtet Felix Ceccato.
Christlicher Background macht den Unterschied
Die internationale Vernetzung ist dem Schweizer CPV-Präsidenten ein Anliegen. Überall auf der Welt habe man die gleichen Probleme. Im September werde ein Team vom CPV in Südafrika eine Gefängnistour machen können, um dort über Lösungen im Strafvollzug auszutauschen. «Mit unserem christlichen Background können wir einen Mehrwert in die Arbeit mit Inhaftierten bringen, der überall auf der Welt wertvoll ist», ist Ceccato überzeugt.
Bei den Workshops in den Gefängnissen hat er mehrmals erlebt, wie Gott die härtesten Kerle berührt und verändert hat. Zusammen mit der US-Polizeiseelsorgerin Marilyn Neubauer sei er einmal in einem ungarischen Gefängnis gewesen und habe erlebt, wie ein Mörder Jesus als Erlöser annahm. Auch der Gefängnisdirektor sei bewegt gewesen, als er sah, wie Häftlinge um Vergebung für ihre Sünden baten. Für Felix Ceccato ist klar: «Gott will Leben verändern – und dies erst recht an Orten, wo die Hoffnung verloren scheint.»
Zur Webseite:
Christliche Polizei Vereinigung Schweiz
Gefährdetenhilfe Schweiz
Street Ministries
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Datum: 26.06.2017
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet