Zufallsbekanntschaft oder Liebesbeziehung?
Gottes Geschichte mit den Menschen beginnt in einem Garten und endet in einer Stadt: eine banale Erkenntnis, aber von geistlicher Brisanz. In den zwölf grössten Städten der Welt leben heute 200 Mio. Menschen. 94 Prozent der Nordamerikaner, 80 Prozent der russischen Bevölkerung, 74 Prozent der Südamerikaner und 73 Prozent der Europäer leben heute in Städten. Seit dem Jahr 2000 ist die Welt zum ersten Mal in der Geschichte mehr städtisch als ländlich.
Ort des Fluches oder des Segens?
Lange waren Städte ein Inbegriff des Fluches, der Sünde und der Laster. Christen – und damit ihre Gemeinden – zogen in die Vororte. Heute ändert sich das langsam. In immer mehr Städten beginnen Christen, ihren Wohnort als Ziel von Gottes Handeln gemeinsam ins Auge zu fassen.
Städte sind Orte der Gemeinschaft (für die wir geschaffen sind), Orte der gemeinsamen Arbeit, von Wohlstand und Genuss, von Schutz und Sicherheit – wenn Gott seinem Volk im Exil (!) sagt: «Suchet der Stadt Bestes», dann meint er es wirklich: «Betet für sie, denn wenn es ihr gut geht, dann geht es auch euch gut» (siehe Jeremia Kapitel 29, Verse 4 bis 7). Pikant: Diese Stadt war Babylon, die als Stadt keinen besonders guten Ruf hat!
Leben Sie in einer Stadt? Haben Sie schon einmal überlegt, für sie zu beten, sie positiv wertzuschätzen und sich für sie einzusetzen? Ihren «zufälligen» Wohnort als Ort anzuschauen, mit dem Gott etwas vorhaben könnte?
Die Gemeinde in der Stadt
In fast jeder Stadt der Schweiz gibt es eine, meistens mehrere Gemeinden. Jede hat für sich und mit sich selbst genug zu tun. Vom Neuen Testament her muss man allerdings sagen: Gott sieht nur eine Gemeinde in der Stadt. «Die Gemeinde in Rom, die Gemeinde in Korinth» etc. waren die Empfänger von Briefen. Der biblische Befund ist ziemlich eindeutig: Die Ortsgemeinde ist die grösste strukturelle Grenze, die die Gemeinde im Neuen Testament hatte. Das ist kein Zufall. Am Ort können Christen ein gemeinsames Bewusstsein entwickeln und auch gemeinsam handeln. Bereits in einer Provinz (einem Kanton) ist das viel schwieriger.
Es gibt mittlerweile viele Berichte, wie Gott Städte positiv verändert hat, weil Christen in Einheit das Wohl ihrer Stadt gesucht haben. Was würde es verändern, wenn sich die Christen in einer Stadt nicht primär von ihren Denominationen, den berühmten «Drei Buchstaben» her verstehen würden, sondern als «Gemeinde für die Stadt» wirklich gemeinsam zu handeln beginnen? Die Einheit unter Christen hat in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht – man bekämpft sich nicht mehr, sondern ergänzt sich. Wir bestärken unsere Gemeinschaft immer wieder durch Worship-Nights, Gebetstreffen, Jesusmärsche und Gottesdienste im Stadion.
Jetzt wäre der nächste Schritt dran: dass Gemeinden, Geschäftsleute, Künstler, Lehrer und andere gesellschaftliche Verantwortungsträger als Christen gemeinsam ihre Stadt in den Blick nehmen und offensiv für ihr Wohlergehen beten und daran arbeiten. Dass die oft nach innen gerichtete, erbauliche Mentalität von Gebetstreffen einen Blickwechsel vollzieht und zu einem kraftvollen Werkzeug des Segens für die Stadt wird. Dass Gemeinschaft unter Christen nicht nur uns selbst dient, sondern zu einem Werkzeug der Heilung unserer Stadt geschmiedet wird. Das schöne Wort «Allianz» bedeutet nicht Kaffeetrinken und Freude aneinander (so schön und wichtig das ist), sondern laut Lexikon «Bündnis zum gemeinsamen Angriff». Was der Einheit Kraft, Richtung und Bestand verleiht, ist der Auftrag. Und der liegt zuerst in der Stadt, in der wir wohnen.
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Datum: 06.02.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet