Säen und ernten

«Es braucht das blaue Zebra!»

Rosa Bösch aus Herisau
Rosa Bösch aus Herisau hat ihre Talente im Dienst für Menschen eingesetzt. Zuerst in der Schweiz, dann weltweit. Immer wieder erlebte sie Gottes Führung. Ihren Wunsch nach Familie erfüllte er auf spezielle Weise.

«Einmal kam ich um 4.30 Uhh nach Hause, als mein Vater schon am Mähen war…», schmunzelt Rosa Bösch. «Als junge Frau wollte ich leben, besuchte Tanzanlässe bis frühmorgens.» Die 76-Jährige ist als Bauerntochter etwas ausserhalb von Lichtensteig aufgewachsen. Auch als angehende Handarbeitslehrerin half sie manchmal auf dem Hof mit. Doch ein Jugendlager in Valzeina veränderte ihre Perspektive. Sie fand Jesus und fragte nun ihn, wie sie ihr Leben gestalten soll.

Auf dem Nieschberg bei Herisau entstand eine christliche Drogenentzugsstation. Hier arbeitete Rosa einige Jahre mit und lernte dabei viel durch das gemeinschaftliche Leben. «Im Dorf war man am Anfang nicht begeistert über unser Haus – und dann war es ausgerechnet ein Herisauer, der als erster im Best Hope eine Therapie machen wollte!».

Frei werden

Im Schloss Hüningen besuchte sie eine Kurzbibelschule. Rosa erkannte, dass sie noch seelische Lasten mitschleppte. Durch das seelsorgerliche Gebet von Reinhard Dettwiler wurde sie frei. «Ein Geheimnis mitzutragen ist sehr belastend – nun bin ich seit 50 Jahren frei!», erklärt sie strahlend. Später zog sie ins Tessin, wo sie in der Casa Moscia mitarbeitete. Dass sie jedes Jahr neue freiwillige Mitarbeitende einarbeiten musste, während der Betrieb schon startete, verursachte zunehmend Stress. Als ihr Vater im Frühling 1994 starb, öffnete sich die Tür für Auslandaufenthalte. Bisher war sie bei Bedarf für ihre Eltern dagewesen, nun war dieser Dienst nicht mehr nötig.

Lebensschule

«Gott trainierte mich, flexibel zu sein», bestätigt die Seniorin. Sie wollte so weit weg wie möglich, besuchte in Neuseeland eine Sprach-, in Hawaii die Jüngerschaftsschule von JmeM, mit Einsatz in der Ukraine. Später in der Schweiz fuhr sie zusammen mit Studenten nach Rumänien und traf da eine Rumänin, die nach Moldawien reisen musste. Durch einen Gedankenblitz bot sie an, die junge Frau zu begleiten. «Dass ich innerhalb von zwei Tagen ein Visa für Moldawien bekam, war ein Wunder und die Bestätigung für die Reise», erinnert sie sich. «Es waren bitterkalte Wintertage, und unser altes Auto gab den Geist auf...»

Bei der Ausreise nach einem Monat erlebte sie ein anderes Wunder. Gott organisierte mittels «Privattaxi» eine Mitfahrgelegenheit von Tür zu Tür für sie. Rosa kehrte dann zurück nach Moldawien und arbeitete mit Frauen und Familien behinderter Kinder, verlassenen Babies im Spital und messianischen Juden. Sie besuchte deren Familien, erzählte mittels Übersetzer von Jesus, vermittelte Rollstühle oder andere Hilfsmittel und brachte verarmten Personen Lebensmittel.

Geisterkult

«Es gab Zeiten, wo ich an meine Grenzen kam», gesteht Rosa. «Aber Gott versorgte mich und half immer wieder durch.» Nach 13 Jahren spürte sie, dass ihre Zeit hier abgelaufen war. Gott führte sie nach Afrika, auch nach Ghana, wo Geisterkulte wie Vodoo aktiv genutzt werden. Ein junger Lehrer gehörte zu einem okkulten Clan. Rosa liess ihn ihren PC nutzen und kam mit ihm über den Glauben ins Gespräch. Er begann die Bibel und Bücher zu lesen, die sie ihm gab, und besuchte die örtliche Gemeinde. Christen beteten für ihn, und er übergab sein Leben Jesus.

Als er eine Operation benötigte, wurde die von Rosa bezahlt. «Mir wurde bewusst: Jemanden zu Jesus zu führen, kann mich etwas kosten.» Doch sein Zeugnis steckte an – andere junge Angehörige seines Clans kamen ebenfalls zum Glauben. Sein Onkel verfluchte seinen Neffen, und auch die Neubekehrten erlebten geistliche Angriffe. «Das Aufeinanderprallen zweier Mächte ist Realität», stellt Rosa fest. Doch der Onkel fand auch noch zu Jesus, bevor er starb: «Gemeinsam erleben wir: Jesus ist stärker!»

Das blaue Zebra

In Uganda lernte Rosa den jungen Lehrer Andrew kennen. Er hatte dank Hilfe aus seinem Dorf die Schule besuchen können, war jetzt Schulleiter und tauschte sich mit ihr aus. Rosa besuchte ihn einige Male, gab auch Kurse. Nun wurde die Schweizerin um Hilfe gebeten für Kinder mit AIDS-Hintergrund. Deren Eltern waren krank, schon verstorben oder hatten ihre Nachkommen angesteckt. «So fing ich an, Schulkinder zu unterstützen – sie hätten sonst nicht zur Schule gehen können, auch wenn sie noch so intelligent sind.» Im Jahr 2019 wurde in der Schweiz zu diesem Zweck der Verein «Blaues Zebra International» gegründet.

Warum geht sie nicht heim?

Eines Tages beobachtete Andrew, wie alle Kinder einer «Baum-Schule» (ohne Schulgebäude) nach Hause rannten, weil sie den ganzen Tag nichts gegessen hatten. Ausser einem Mädchen – es blieb unter dem Baum sitzen. «Sie ist von ihrer Mens überrascht worden und wartet nun, bis es dunkel ist und niemand mehr ihren blutbefleckten Rock sehen kann», erfuhr er. Seither werden für solche Notfälle in einigen Schulen Hygieneartikel abgegeben. Andrew und Rosa nennen es das «Mädchenprojekt» – auch das ist nur dank Sponsoring möglich.

Gott ist treu

Als Andrew heiratete und eine Familie gründete, adoptierte er sie als Grossmutter für seine Kinder. «Nun habe ich Enkel!», freut sich Rosa. Rückblickend ermutigt sie Jesus-Nachfolger: «Wenn ich mich in Bewegung gesetzt habe, führte Gott mich jedes Mal in eine neue Aufgabe.» Deshalb rät sie: «Mach dich auf, interessiere dich für Neues, und setze dich für andere ein. Gib die Hoffnung nie auf – Gott sorgt und versorgt! Er ist treu!»

Zur Website:
Blaues Zebra International

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Datum: 11.11.2024
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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