Für EU-Arbeitsmigranten

Sieber-Werke eröffnen neue Notschlafstelle

Die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) eröffnen vorübergehend eine Notschlafstelle für Arbeitssuchende aus EU-Staaten. Die Notunterkunft «Iglu» wird in den Räumen der SWS-Auffangeinrichtung «Brot-Egge» in Zürich-Seebach eingerichtet und 20 Schlafplätze bieten.
Pfarrer Ernst Sieber

«Seit zwei Jahren stellen wir auf den Strassen Zürichs und in unseren Einrichtungen eine markante Zunahme von Ausländern aus EU-Staaten auf Arbeitsuche fest», heisst es in einer Mitteilung der Sozialwerke Pfarrer Sieber. Weil diese Menschen oft weder Deutsch sprächen noch über eine anerkannte Berufsausbildung verfügten, hätten sie hier kaum Zukunftschancen. Die Rückreise in ihre Herkunftsländer sei in den meisten Fällen die einzige realistische Perspektive. «In der Zeit, in der sie hier sind, sollten sie aber nicht vom Erfrierungstod bedroht sein. Sie haben ein Anrecht auf eine menschenwürdige Behandlung.»

Weil die Zahl der Arbeitsmigranten in den letzten Tagen stark angestiegen sei, öffnen die Sieber-Werke vom 18. Dezember bis voraussichtlich Mitte März 2014 in Räumen der SWS-Auffangeinrichtung «Brot-Egge» an der Seebacherstrasse 60 in Zürich-Seebach eine Notschlafstelle.

Die Öffnungszeiten seien täglich von 20 bis 9 Uhr und die Betreuung durch SWS-Personal während der Nacht sichergestellt. Die Zahl der Übernachtungen pro Person ist auf sieben Nächte beschränkt. In dieser Zeit müsse ein Gast seine Rückreise organisieren. «Mit der Eröffnung der Notunterkunft wollen wir auch und gerade in der Weihnachtszeit christliche Nächstenliebe konkretisieren», heisst es weiter.

Kritik erntet das neue Angebot indessen von Zürichs Sozialvorsteher Martin Waser (SP): «Siebers Angebot ist nicht nötig», sagte er zum Tages-Anzeiger. Bei einem Notstand hätte die Stadt genügend Mittel, um einzuschreiten. «Einen Notstand haben wir aber nicht. Wir schauen, dass in der Stadt niemand erfriert», sagt er. Mittellosen Arbeitssuchenden aus dem EU-Raum biete die Stadt Nothilfe an, sagte Waser. Diese bestehe vor allem aus einem: ihnen eine schnelle Heimreise zu ermöglichen. Der Sozialvorsteher befürchtet, Angebote wie Siebers Notschlafstelle könnten bei Wanderarbeitern eine Sogwirkung nach Zürich auslösen und die Situation verschärfen.

Datum: 18.12.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / ref.ch / TA

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