Unterwegs zum Reformationsjubiläum

2017 jährt sich zum 500. Mal der Protest von Martin Luther gegen die katholische Ablasspraxis. Mit den 95 Thesen, die er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug, trat er eine Bewegung los, die zum Bruch mit Rom führte. 14 Monate später begann Huldrych Zwingli im Zürcher Grossmünster zu predigen, und 1523 beschloss der Zürcher Rat die Reformation. Weitere Orte der Alten Eidgenossenschaft folgten.

«Jubiläum von Weltrang»

Mit den Deutschen feiern alle Lutheraner und viele Protestanten weltweit das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017. Im Land des Reformators bereitet die Lutherdekade «Luther 2017 - 500 Jahre Reformation» seit 2008 auf das Jubiläum vor. Die Politik steht dahinter: Die Regierungskoalition, SPD und Grüne haben sich am 7. Juli 2011 für eine stärkere Unterstützung der Lutherdekade und des Reformationsjubiläums ausgesprochen (Denkmalschutz, Kulturinstitutionen). Es hiess, das Reformationsjubiläum 2017 müsse zu einem Jubiläum von Weltrang mit europäischer und internationaler Aussenwirkung werden. Derzeit sind im deutschen Kulturhaushalt dafür seit dem Jahr 2011 jährlich fünf Millionen Euro eingeplant.

Feiern gesamtschweizerisch angehen

Die 500-Jahr-Feier der Reformation gab jüngst auch an der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) zu reden. Der Rat SEK messe dem Jubiläum eine sehr hohe Bedeutung bei, sagte sein Präsident Gottfried Locher am 19. Juni 2011 vor den Abgeordneten in Lausanne. Nachdem das Calvin-Jubiläum 2009 auf ein «alle Erwartungen übersteigendes Interesse» gestossen sei, wolle der Kirchenbund ein gesamtschweizerisches Konzept für das Reformationsjubiläum erstellen. Der SEK gedenke hier einen Schwerpunkt zu setzen und für nationale und internationale Abstimmung zu sorgen.
Locher antwortete auf Fragen des Zürcher Kirchenratspräsidenten Michel Müller. An der Limmat will man den 500. Jahrestag von Zwinglis Amtsantritt 2019 zum Anlass fürs Jubiläum nehmen. Der Kirchenrat will die Planung unter die nächsten Legislaturziele 2012-16 aufnehmen. In der Antwort auf ein Postulat hat er mögliche Aktivitäten zur Vorbereitung dargelegt.
Locher verwies darauf, dass die Berner erst 1528 feiern, andere Kantone noch später. Die Reformation habe neben der lokalen eine länderübergreifende, völkerverbindende Dimension. Es gelte auch theologisch zu erörtern, was Reformiert-Sein bedeute. „Das Schweizer Modell stellt eine Herausforderung dar für die reformierte Einheit in Europa.“

«Spiritueller Tourismus» – gut für Mitteldeutschland

Unterdessen nutzt man in Luthers Gefilden das kommende Jubiläum bereits für den Tourismus. Am 3. Juli ist in Reinhardsbrunn bei Gotha das Thüringer Informations- und Ausstellungszentrum Spiritueller Tourismus eröffnet worden. Träger des Zentrums ist der Verein «Kirche und Tourismus». Das Projekt wurde gefördert durch den Freistaat Thüringen, die Akademie Bruderhilfe in Kassel und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Das Informations- und Ausstellungszentrum soll einen entscheidenden Beitrag leisten zur Stärkung des Spirituellen Tourismus – dies ist ein erklärtes Ziel der EKM für die Lutherdekade.
Erstmalig in Deutschland sollen Angebote des Spirituellen Tourismus eines Bundeslandes als Informationsangebot für Einheimische und Gäste gemeinsam präsentiert werden. Unter dem Begriff „Spiritueller Tourismus“ werden touristische Angebote mit religiösem Bezug zusammengefasst: Zum Beispiel offene Kirchen und Klosterstätten, Kirchenmusik und Kirchengeschichte, Wander- und Radtourismus mit Pilgerwegen und Radwegekirchen, Klosterurlaub, christliche Meditations- und Fastenkurse bis zu Kneippkuren.

Zum Thema:
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