indicamino-Leiter Adrian Schenk

«Das Evangelium schenkt Identität!»

Man sagt heute nicht «Eingeborene», sondern «Indigene». Die Herausforderung bleibt, die Stämme Südamerikas auf kulturell sensitive Art und auf Augenhöhe mit dem Evangelium in Berührung zu bringen. Hier setzt «indicamino» an.
Südamerikanerinnen mit Kind
Adrian Schenk
Reinhold Scharnowski mit seiner Frau in Bolivien

Ein zweijähriger Einsatz in den Slums von Mexico City war für Adrian Schenk (43) eine wertvolle Erfahrung. Mittlerweile ist er Leiter des christliches Missions- und Hilfswerks indicamino. In Mexico City hatte er zusammen mit seiner Frau Ruth im Bereich Gemeindegründung, Leiterbildung und unter Strassenjugendlichen gearbeitet. indicamino setzt sich für die indigene Bevölkerung in Peru, Bolivien und Kolumbien ein, die dort den Status von Randgruppen hat. In eigenen Zentren und theologischen Bildungsstätten werden Menschen im Glauben und in praktischen beruflichen Fähigkeiten gefördert.

Das Evangelium schenkt Indigenen eine Identität

«Was würde fehlen, wenn indicamino sich auf die praktische Ausbildung konzentrieren und die theologischen Kurse streichen würde?», fragte das Wochenmagazin idea Spektrum den Missionsleiter Adrian Schenk in einem Interview. Seine Einschätzung: «Meine persönliche Erfahrung in Mexico-City war die, dass mit reinen Arbeitsprogrammen tatsächlich rasch etwas bewirkt werden kann, aber mit wenig Nachhaltigkeit. Sobald die Unterstützung zurückgefahren wurde, brachen diese Programme wieder zusammen.» Schenk hat auch eine Erklärung dafür: «Die Menschen hatten ihre Einstellung, ihr Denken nicht geändert.»

Das Evangelium sei eine entscheidende Kraft. Es spreche einem Menschen individuellen Wert und Würde zu und setze ihn frei, einen eigenen, neuen Lebensstil zu beginnen. «Und zwar innerhalb der eigenen Kultur. Es ist eine Kraft, die den Indigenen eine Identität schenkt, die sie gegenüber den starken, zersetzenden Einflüssen von aussen widerstandsfähiger macht. Es braucht beides: das Evangelium und das handwerkliche Rüstzeug» Die Indigenen seien Minderheiten in Südamerika und sie fühlten sich von den Latinos ausgegrenzt.

Alternative Finanzierung für Missionare

Auch wenn indicamino die Zusammenarbeit mit Einheimischen in Südamerika weiter verstärken will, braucht es weiter Mitarbeitende aus der Schweiz: «Und zwar solche, die bereit sind, ihr Fachwissen weiterzugeben, aber angepasst an die Situation im Einsatzland, und sich eher in der Rolle des Coaches sehen, welcher die Einheimischen unterstützt und befähigt», beschreibt der Missionsleiter ihre Rolle. Und für deren Finanzierung hat er gleich auch Ideen: «Dass Menschen mit einer guten Ausbildung und einem Job, der ortsunabhängig ist, in Teilzeit von Südamerika aus arbeiten und sich so den Lebensunterhalt und den Einsatz unter Indigenen selbst finanzieren.»

Livenet-Mitarbeiter Reinhold Scharnowski hat genau das gemacht und mit seiner Frau von 2016 bis 2018 auf der indicamino-Station in Riberalta (Bolivien) mitgearbeitet – und auch seine Livenet-Arbeit von dort aus getan. Ihr Fazit: «Wir würden es sofort wieder machen und möchten diesen interessanten Einsatz auf keinen Fall in unserem Leben missen. Es war ein grosser Gewinn, mit Indigenen zusammen zu leben und zu arbeiten. Gerade reifere Semester können mit einem Einsatz in der Mission ihren eigenen Horizont erweitern und noch sehr viel bewirken.»

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Datum: 21.06.2019
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: idea Schweiz

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