Gemeinsames Leben braucht Rücksicht und Weitsicht
In Biel wimmelte es am Samstag von Menschen der unterschiedlichsten Rassen und Hautfarben. «Nicht weniger als 140 internationale Sprachen werden in dieser Stadt gesprochen», erläuterte Kurt Zaugg, Sektionspräsident der Allianz Biel, an der Celebration 2014 der SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell (AGiK) vom 10. Mai. Die Celebration war ein buntes Fest von Christen der unterschiedlichsten Nationen.
Brücken bauen zwischen den Kulturen
«In unseren Räumlichkeiten treffen sich fünf verschiedene ethnische Gemeinden», erzählte Christian Bussy, Pastor der Église apostolique de Genève. Die Evangelische Allianz in Genf wolle Brücken bauen zwischen den Kulturen. Der Kubaner Julio Oquendo, Pastor der Genfer Kirche «Las Buenas Nuevas» (ILBN) und Vorstandsmitglied des Westschweizer Verbandes Réseau évangélique Suisse (RES), organisiert interkulturelle Gottesdienste. Er lebt seit 16 Jahren in der Schweiz und hat ein grosses Herz für Einheit. Er erzählte von einem gemeinsamen Allianz-Gottesdienst im letzten Winter mit Latinos und afrikanischen Immigranten. Der Lobpreis in Spanisch, der Prediger aus Südamerika – «ein wunderbares Erlebnis», freut sich Oquendo. «Als Gemeinde sind wir Teil von Gottes Wirken in der Schweiz. Wir sind kein Ghetto.» Einheit könne man nicht selber machen, sie werde «vom Herrn» geschaffen.
Gemeinden sind kulturell geprägt
Johannes Müller, Leiter des Netzwerks African Link, erklärte, mit der AGiK-Celebration wolle man Beispiele zeigen, wie interkulturelle Gemeinschaft in einer Stadt oder innerhalb Gemeinden gelebt werden könne: «Weshalb braucht es interkulturelle Initiativen? Weil Migration auch dort stattfindet, wo man sie nicht erwartet oder verhindern will.» Monokulturelle Gemeinden konzentrieren sich auf ihre Kultur – beispielsweise eine äthiopische Gemeinde. Bei interkulturellen Gemeinden sind die Formen gemischt. «Dazu gehört zum Beispiel eine internationale Gemeinde, die am Sonntag in vier Sprachen singt», erklärte Müller. Multikulturelle Gemeinden schliesslich bestehen aus kulturell verschieden geprägten Gruppen, die jeweils ihr eigenes Programm haben. So gehört zur multikulturellen Vineyard Aarau auch eine eritreische Gruppe. Die drei Formen kommen häufig gemischt vor.
Das Beispiel der Vineyard Aarau
Regina Volkart von der Vineyard Aarau unterrichtete Deutsch als Fremdsprache. So kam sie mit Tedros Kidane in Kontakt, der eine Gruppe von eritreischen Christen leitete, und schloss sich ihr an. Als die Eritreer-Gruppe immer mehr wuchs, suchten die beiden nach einer längerfristigen Lösung. Bei der Vineyard Aarau standen die Türen weit offen: «Ihr sollt nicht einfach unsere Gäste sein, sondern wir wollen eine Gemeinschaft mit euch bilden.»
Bei der eritreischen Gruppe ist das Programm vielfältig: Bibelunterricht, Gebet, der wöchentliche Gottesdienst und evangelistische Einsätze gehören dazu. Die Vineyard-Gemeinschaft ist dagegen auf missional ausgerichtete Gruppen im Quartier fokussiert. Die Teenager beider Gruppen treffen sich einmal im Monat gemeinsam. Auch Gebetstreffen, Grillfeste und einige Gottesdienste werden zusammen durchgeführt. «Das Essen, das Denken, die Sprache von Eritreern und Schweizern sind unterschiedlich», resümiert Kidane. «Wir brauchen viel Geduld miteinander und eine weite Sicht.»
Datum: 13.05.2014
Autor: Christian Bachmann
Quelle: Livenet