Verzerrtes Männerbild

Echte Männer singen nicht … Wirklich?

Zwei Männer singen zusammen
Wenn Männer den Mund nicht zum Singen aufbekommen, liegt es selten daran, dass sie es nicht könnten. Meist haben sie ein Klischee von Männlichkeit im Kopf, das ihnen im Weg steht. Warum eigentlich?

Wenn Sie das nächste Mal in einem Gottesdienst sind, dann schauen Sie sich mal unauffällig um – besser noch: Hören Sie sich um, denn in Gemeinden wird gesungen, ob mit Orgel oder Lobpreisband. Da sind die Frauenstimmen von Sopran bis Alt zu hören, ausserdem noch der Pastor und immerhin ein anderer Mann, dem sowieso alles egal zu sein scheint. Die restlichen Männer sehen aus wie die Nationalmannschaft bei der Hymne: Sie bewegen unmotiviert ihre Lippen, aber es kommt nichts heraus. Erwischt? Oder ist das nur ein Klischee und die Wirklichkeit sieht viel gesangsfreudiger aus?

Man(n) singt nicht

Die Realität sieht durchaus besser aus als das Klischee, denn etliche Männer singen. Allerdings haben viele tatsächlich Probleme mit einem Selbstbild, das sich festgesetzt hat und wirkt. Darauf weist David Manner in «ChurchLeaders» hin und erzählt dazu die Geschichte einer traurigen Satire. Vor 40 Jahren erschien in den USA das Buch «Men don’t eat quiche» (Männer essen keine Quiche, ein Leitfaden für echte Männlichkeit). Satirisch schrieb der Autor über angeblich echte Männer, die Holzfällerhemden tragen und Steaks essen. Viele verstanden dies nicht, nahmen es ernst und der Verkauf von Quiche in den Vereinigten Staaten brach ein. Der «starke Mann, der nicht singt» ist ein ebensolches Bild und immer noch führt es dazu, dass viele Männer nicht mitsingen.

Davids Perspektive

Der erste grosse und bekannte König Israels war mehr als ein Staatsmann und Kämpfer, er war ein Sänger und Dichter. Viele der biblischen Psalmen stammen aus Davids Feder. Offensichtlich sang er nicht nur gern, sondern verarbeitete über die Musik auch die Hochs und Tiefs seines Lebens. Ausserdem erklärte er immer wieder, dass dieses Singen eine Art Generationenvertrag sei und hielt fest: «Ein Geschlecht rühme dem andern deine Werke und verkündige deine mächtigen Taten!» (Psalm 145, Vers 4) Manner ergänzt: «Unsere Berufung ist es, der nächsten Generation vorzuleben, wie man anbetet. Männer, Ehemänner und Väter sind von dieser Verantwortung nicht ausgenommen. Vermitteln wir also unseren Kindern, dass echte Männer nicht singen oder dass freudiges, lautes Singen das ist, was echte Männer uneingeschränkt tun?»

Keine Ausrede

Treffen Sie die richtigen Töne nicht? Na und, es hat ja niemand gesagt, dass Sie demnächst eine CD aufnehmen sollten oder das Lobpreisteam leiten, aber wer geistliche Lieder mitsingt, sagt sich selbst und anderen damit, dass er aus vollem Herzen glaubt. Fragen Sie sich, was die anderen denken? Wahrscheinlich denken sie: «Da singt jemand.» Der Prophet Zephanja sagt einmal: «Der Herr, euer Gott, ist in eurer Mitte; und was für ein starker Retter ist er! Von ganzem Herzen freut er sich über euch. Weil er euch liebt, redet er nicht länger über eure Schuld. Ja, er jubelt, wenn er an euch denkt!» (Zephanja, Kapitel 3, Vers 17) Wenn Gott anfängt, über Sie zu jubeln und zu singen, dann können Sie das auch. Was kümmert es Sie, wenn andere die Augenbrauen heben?

Tatsächlich spielt dieses Denken – «Ich singe für Gott!» – eine wichtige Rolle. David Manner zitiert hierzu den Gründer der Methodistenkirche, John Wesley: «Vor allem singt geistlich. Habt bei jedem Wort, das ihr singt, ein Auge auf Gott. Zielt darauf ab, ihm mehr zu gefallen als euch selbst oder irgendeinem anderen Geschöpf.»

Bremsen oder Gas geben?

Ein Freund von mir sang früher gerne. Das tat er so lange, bis irgendwann jemand auf ihn zukam und vertraulich meinte: «Hat dir noch nie jemand gesagt, dass du nicht singen kannst?» Er konnte singen, wirklich, aber von diesem Moment an war es vorbei. Er singt wohl noch ab und zu unter der Dusche, aber sobald andere Menschen in der Nähe sind, ist sein Mund wie zugeklebt. Überlegen Sie also gut, was Sie anderen sagen – es wird Auswirkungen haben. Überlegen Sie allerdings auch gut, was Sie sich sagen lassen, denn wenn Sie für Gott singen, dann ist es gar nicht mehr so wichtig, was andere davon halten.

Können Männer also singen? Natürlich – und nicht nur, wenn sie Ed Sheeran oder José Carreras heissen. Wollen Männer singen? Viele schon, auch wenn einige es für den Fussballplatz reservieren. Dabei ist es doch völlig klar: Echte Männer singen im Gottesdienst und unterstreichen damit: «Ich will dem Herrn singen mein Leben lang, meinem Gott lobsingen, solange ich bin.» (Psalm Kapitel 104, Vers 33)

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Datum: 20.11.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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