Ralph Kunz

Reformation als Kompass für die Kirche

Die Reformation hat viel bewegt und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Im Interview mit «Change» nimmt Prof. Dr. Ralph Kunz, evangelisch-reformierter Pfarrer und Theologieprofessor an der Universität Zürich, Stellung zu Fragen rund um die Reformation von damals bis heute.
Kompass
Ralph Kunz

Change: Ralph Kunz, welches sind die zentralen Errungenschaften der Reformation?
Ralph Kunz: Das «Re» ist entscheidend. Die Reformation hat biblische Impulse «wieder»-entdeckt und so Theologie und Kirche erneuert. In der Theologie war es die Wiederentdeckung der Bibel als Quelle des Glaubens, in der Kirche die Abschaffung eines geistlichen Standes. Das hatte enorme Konsequenzen auf Kultur und Gesellschaft.

Welche Auswirkungen haben die Reformationsbewegungen von damals bis heute?
Die wichtigste Auswirkung der Reformation ist der Kompass, den sie der Kirche geschenkt hat. Die Nadel, die auf Christus zeigt, gibt Orientierung. Das ist die Lichtseite. Aber es gibt auch eine Schattenseite. Man nannte die Epoche nach der Reformation das «konfessionelle Zeitalter». Die Konfessionen (evangelisch kontra katholisch) spalteten die Christenheit, ein Zustand, der bis heute nicht überwunden ist. Der Streit um die Wahrheit war aber immer auch ein Kampf um Macht undGüter. Das Fatale daran war, dass vom 16. Jahrhundert an kriegerische Auseinandersetzungen und Revolutionen konfessionell eingefärbt waren. Denken wir an den Dreissigjährigen Krieg: Das hat Europa zutiefst geprägt.

Glauben Sie, dass wenn Theologen wie Luther, Zwingli, Bullinger und Calvin nicht gekommen wären, die Reformation trotzdem stattgefunden hätte?
Was wäre der Kommunismus ohne Marx? Alle grossen geistigen Bewegungen hatten ihre Propheten. Aber ein Prophet allein macht noch keine Bewegung. Es braucht dazu die Wut der Massen. Das war auch in der Reformation nicht anders.

Dieser Text stammt aus der Verteilzeitung zum Reformationsjubiläum «Change». Hier können Sie diese herunterladen und bestellen.

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Datum: 11.08.2017
Autor: Simon Bucher
Quelle: Reformationszeitung «Change»

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