Israel ist von der Landkarte verschwunden

Dr. Yohanan Manor: «Die Geschichte wird ausradiert.»
Beispiel Saudi-Arabien: Israel existiert ganz einfach nicht.
Beispiel palästinensischer Atlas: Palästina mit 4,659 Mio. Einwohnern und der Hauptstadt Jerusalem. Die 5,2 Mio. Juden werden nicht mitgezählt.
Beispiel Ägypten: Israel wird teilweise gar nicht erwähnt. Manchmal heisst es «Jewish State» (jüdischer Staat), manchmal Palästina.

Jedenfalls in den Schulbüchern seiner Nachbarn. Seine Geschichte wird geleugnet und den Kindern eine gefälschte Vergangenheit gelehrt. Dabei sind alle diese Nachbarn sogar Mitglieder der UNO.

Jerusalem – auf der Suche nach einer Strasse. Der Taxifahrer muss mehrmals nach dem Weg fragen, oder besser: schreien. «The Ravi Ash?» brüllt er aus dem Fenster. Viele Passanten wissen es nicht. Dann zeigt wieder jemand in eine Richtung. Zuletzt finden wir sie. Die Strasse ist klein; womöglich hat sie ihren Namen noch nicht lange.

Unten in einem Wohnblock hat das «Center for Monitoring the Impact of Peace» (CMIP) seine Büros eingerichtet; auf deutsch in etwa «Zentrum zur Beobachtung der Friedensentwicklung». Wenig nobel sind die Räume, dafür sehr praktisch. Es riecht nach Arbeit. Das Center recherchiert die Schulbücher arabischer Nationen und die aus den Palästinensergebieten. Wir sprachen mit CMIP-Leiter Dr. Yohanan Manor über die Arbeit von ihm und seinem Team.

Livenet: Zieht sich ein roter Faden durch die Schulbücher Ihrer Nachbarn?
Dr. Yohanan Manor: Ja, bei allen Unterschieden haben sie gemeinsam, dass sie Israel nicht anerkennen. Manche sind klar antisemitisch, andere weniger. Israel kommt auf der Landkarte nicht vor; im besten Fall heisst es „besetztes Palästina“.In den Büchern taucht Israel dann wieder auf, denn es ist an allen Problemen der arabischen Welt und der Palästinenser schuld.

Man redet allgemein nur von „den Juden“ und dass sie nicht an Allah und den Propheten glauben und einen brutalen Charakter haben. Es gibt zum Beispiel die Geschichte eines Jungen, der Tiberias besucht. Auf dem Weg dorthin fürchtet er sich, weil er an jüdischen Siedlungen vorbei muss. Er fragt sich, was brutaler ist: die wilden Tiere, die ihm begegnen können, oder die menschlichen. Gemeint sind die Siedler.

Nach dem Oslo-Vertrag mussten die Palästinenser ja den Hass stoppen. Vor zweieinhalb Jahren sagten Sie, seit Beginn der zweiten Intifada habe sich nichts gebessert. Ist das jetzt anders?
Das ist schwer zu sagen. Denn die Produktion dieser Schulbücher dauert sehr lange. Mögliche Änderungen betreffen vielleicht nur die vier Klassen, für die das neue Schulbücher gedacht ist. Insgesamt aber wird Israel dämonisiert und für alle Probleme der palästinensischen Gesellschaft verantwortlich gemacht. Das kann der Status der Frau sein, die Bildung, der Tourismus, die Wirtschaft, einfach alles. Überall, wo es ein Problem gibt, ist Israel schuld. Das ist ein klarer Trend.

Genauso eindeutig werden Märtyrertum und Dschihad gelehrt, Dschihad ausschliesslich im Sinne von Krieg. Und das sogar in Büchern der zweiten Klasse! Die syrischen Bücher rufen zum Beispiel zur Vernichtung der Juden auf. Das ist der einzige so klare Fall, den wir gefunden haben. In den saudischen Publikationen ist die antiisraelische, antichristliche und antiwestliche Haltung sehr massiv.

Wie sieht das bei israelischen Büchern aus?
Das ist kein Vergleich. Allenfalls könnte man in Büchern der Ultra-Orthodoxen kritisieren, dass sie die arabischen Länder als Ismaeliten bezeichnen, als Söhne Ismaels. In einem syrischen Buch aber heisst es, Zionismus sei Nazismus. Das ist ein riesiger Unterschied im Stil.

Die EU gibt viel Steuergelder für die palästinensischen Schulbücher aus. Was sagen die denn zu Ihren Berichten?
Die EU gibt vor, dass sie nicht Hand und Fuss hätten. Ansonsten müssten sie ja ihre Unterstützung der PA einstellen ... Eine Kommission hatte uns derartige Vorwürfe gemacht: Wir hätten nicht gut übersetzt, und manchmal hätten sie die erwähnten Beispiele nicht in den Textbüchern gefunden. Bei einem Treffen hätten sie uns das benennen sollen. Aber das konnten sie nicht. Persönlich bescheinigten sie uns also eine korrekte Arbeit. Nur wurde dieses Statement nicht publik gemacht.

Die UNO-Organisation UNRWA* behauptete ebenfalls, dass unsere Arbeit nicht seriös sei. Vor unserem Treffen mit den Leuten von der EU entwarfen sie ein Dokument mit solchen falschen Anschuldigungen. Und danach liessen sie es wider besseres Wissen nicht mehr abändern. Sie verbreiteten also ein Dokument mit einer Lüge darauf und gaben damit grünes Licht, dass diese Bücher Hass und Gewalt lehren dürfen. – So etwas ist einfach nicht seriös, sondern es ist überaus gefährlich. Aber so funktioniert die internationale Politik.

Ein Volk hat nicht das Recht, die Geschichte eines anderen Volkes zu leugnen. Aber das tun die palästinensischen Bücher. Wie wenn die Juden keine Verbindung zu ihrem heiligen Land hätten, wie wenn sie nie dagewesen wären! Kein Bezug zur 3000jährigen Geschichte, keine Erwähnung der heiligen Orte! Und die Welt akzeptiert das.

Mit Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg hat die UNESCO Standards herausgegeben, wie Feinde einander in den Schulbüchern darzustellen hätten ...
Am besten so, dass man den Standpunkt der anderen Seite aufzeigt. Das wäre fair. Bei den arabischen Büchern ist das aber nicht der Fall, im Gegenteil. Die israelischen Bücher bringen die arabische und die palästinensische Sicht und erklären so den Kindern die jeweils andere Seite. Genau so sollten gewissenhafte Leute ihre Kinder erziehen. Die UN ist da nicht gewissenhaft. Die internationalen Organisationen stehen nicht zu ihren eigenen Standards.

* UNRWA ist die Abkürzung für „United Nations’ Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East“, die „Hilfswerke der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten“. Sie wurden 1949 zur Betreuung der mittlerweile rund 4 Millionen palästinensischen Flüchtlinge gegründet. An das jährliche Budget von sage und schreibe 380 Millionen US-Dollar steuert die Schweiz rund 8 Millionen Franken bei.

Datum: 27.07.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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