Niederlande

Mehr Atheisten als Gläubige

In den Niederlanden gibt es erstmals in der jüngeren Geschichte mehr Atheisten als Menschen, die an Gott glauben. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut «Ipsos» nach einer aktuellen Umfrage.
Sie haben die Umfrage geleitet: Politikwissenschaftler André Krouwel und Theologieprofessorin Joke van Saane.
Theologe Joep de Hart

17 Prozent der Niederländer glauben an Gott, etwas mehr als 25 Prozent bezeichnen sich als Atheisten und die absolute Mehrheit, 60 Prozent, schwanken zwischen Glaube und Unglaube. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage, die von dem Politikwissenschaftler André Krouwel und der Theologieprofessorin Joke van Saane konzipiert wurde.

Unentschiedene Mehrheit

Die Mehrheit der Befragten bezeichnen sich demnach als Agnostiker bzw. können oder wollen sich in Glaubensfragen nicht genau festlegen (Agnostiker denken, dass man sich nicht sicher sein kann, ob es so etwas wie ein höheres Wesen gibt). Damit schwindet der Glaube kontinuierlich weiter, wie Vergleichszahlen aus früheren Umfragen belegen. Noch 2012 gab es in Holland mehr gläubige als nicht-gläubige Menschen.

Erklärungsversuche

Eine Erklärung für diesen Trend ist laut Professorin van Saane, dass der moderne Mensch sich selbst und seine Gefühle im Fokus hat und sich davon leiten lässt. Überraschenderweise ist die Anzahl der Gläubigen bei jungen Menschen höher als bei älteren. Nach von Saane suchen Jüngere eher etwas, woran sie sich halten können.

Da dies die erste Untersuchung mit solch einem Ergebnis ist, finden andere, wie der protestantische Theologe Joep de Hart, es sei noch zu früh für Erklärungsversuche wie diesen. Auch wenn sich nur ein relativ kleiner Prozentsatz als gläubig bezeichnet, sagen immerhin 53 Prozent der Bevölkerung, dass sie an eine Form des Weiterlebens nach dem Tod glauben und über 40 Prozent bezeichnen sich selbst als «spirituelle Menschen».

«Urchristliche» Chance

Die aktuellen Zahlen aus den Niederlanden spiegeln sich auch in den letzten Untersuchungen aus Deutschland oder der Schweiz wider. Hier sind die Verhältnisse sehr ähnlich. Die Frage ist, wie Kirchen und Gemeinden darauf reagieren können. Ein kulturpessimistischer Abgesang aufs «christliche Abendland» bringt in der Praxis niemanden weiter. Tatsächlich findet sich Kirche heute viel mehr in einer «urchristlichen» Umgebung als früher: Christliche Werte und Inhalte sind nicht automatisch allgemeinverbindlich und Gläubige sind erst einmal in der Minderheit. Höchste Zeit, die Chance zu nutzen und den Glauben wieder ins Gespräch zu bringen.

Datum: 22.01.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / NL-Times

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