Symbolische Wahl in Jakarta

Indonesien: Toleranz in Gefahr?

Am Mittwoch haben in Indonesien die ersten Wahlen für den Gouverneur von Jakarta stattgefunden. Der bisherige Amtsinhaber Basuki Tjahaya Purnama, bekannt als Ahok, ist wegen «Beleidigung des Korans» angeklagt. Der Fall ist ein Test für Demokratie und die vielgerühmte religiöse Toleranz in Indonesien, dem Land mit den meisten Muslimen auf der Welt.  
Basuki Tjahaha Purnama
Der bisherige Gouverneur von Jakarta Basuki Tjahaya Purnama, bekannt als Ahok, ist wegen Beleidigung des Islam angeklagt.

«Ahok ist einer der besten Gouverneure, die Jakarta je hatte. Er hat gar kein Problem mit den Muslimen. Die meisten Muslime sind gemässigt, vernünftig und kompatibel mit der Demokratie. Aber die Hardliner lehnen die Demokratie ab», erklärt der politische Analyst Boni Hargens, ein Muslim, gegenüber CBN.

Ahok ist Chinese und Christ. Er wurde vom Staatspräsidenten (einem Muslim) in sein Amt eingesetzt. Wenn er jetzt der frei gewählte Gouverneur von Jakarta würde, könnte das sogar den Weg ebnen, dass ein Angehöriger dieser doppelten Minorität zum nächsten Präsidenten wird.

Mächtigen auf die Füsse getreten?

«Er hat so viel für die Stadt getan, die Krankenhäuser stehen jetzt jedem offen», erklärt eine Anhängerin. Als Gouverneur hat Ahok unter anderem die jährlichen Überschwemmungen kanalisiert. Und er hat die Korruption bekämpft und ist damit womöglich Mächtigen auf die Füsse getreten, vermuten Beobachter – und dass es somit letztlich nicht um Religion, sondern um Politik gehe.

Vor allem begann Ahok endlich mit der Planung einer U-Bahn im stauverstopften Moloch Jakarta. Seine beiden muslimischen Herausforderer haben bereits angekündigt, dieses Projekt im Falle eines Wahlsieges zu beerdigen, wie die Tagesschau ARD berichtete. Die «Einheit in Vielfalt» – Leitmotiv im 250-Millionen-Staat-Indonesien – steht auf der Kippe, zitiert ARD die Geschäftsfrau Muti: «Ich fühle mich so verloren. Es scheint, dass wir wieder zurückfallen in düstere Zeiten, die wir längst überwunden hatten. Wo es keine Sicherheit gibt und wir nicht wissen, ob wir der Regierung trauen können. Und wir waren doch so tolerant. Geduldig mit Andersgläubigen und voller Respekt. Wieso sollen wir das jetzt verlieren? Hunderte Jahre der Toleranz zerstören?»

Wahlergebnis erst in drei Wochen – Christen beten weltweit

Nach ersten Berechnungen hat Ahok 42 Prozent der Stimmen bekommen. Der endgültige Wahlgang wird in drei Wochen erwartet. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichen. Wenn das keinem gelingt, wird ein weiterer Wahlgang zwischen den beiden Top-Kandidaten im April stattfinden.

Die Wahl des Gouverneurs von Jakarta hat Christen in der ganzen Welt zum Gebet für Indonesien motiviert. Eine freie Wahl von Ahok wäre ein starkes Signal, dass das Land nicht unter dem Diktat islamischer Extremisten steht, sondern Demokratie und Freiheit für Menschen aller Volksgruppen und Religionen garantiert. Aber selbst, wenn er verlieren sollte, wird sein Nachfolger sich an den Errungenschaften von Ahok als Gouverneur messen müssen. 

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Datum: 21.02.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN News / ARD

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