Dargestellte Gewalt und das Mitgefühl
Die Wirkung von pornografischen und gewaltverherrlichenden Medien auf Jugendliche wird in vielen Studien verharmlost. Sie liefern der Politik die Legitimation, in diesem Bereich auf griffige Massnahmen zu verzichten.
Die neue Studie der Universität Michigan geht in eine andere Richtung. Die Wissenschafter zogen Daten aus 72 Studien zusammen, bei denen über 30 Jahre gegen 14.000 College-Studenten befragt wurden.
Unempfindlich für Schmerzen anderer
Unter den Gründen für die Abnahme der Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen, wird auch mediale Gewalt vermutet. Die Psychologin Sara Konrath, Leiterin des Forscherteams: „Im Vergleich zu vor 30 Jahren ist der durchschnittliche Amerikaner nun dreimal so viel Information ausgesetzt, die nichts mit seiner Arbeit zu tun hat. Was Medieninhalte betrifft, ist diese Generation von Collegestudenten mit Videospielen aufgewachsen." Neuere Forschungen zeigten zunehmend, dass jene, die sich Gewalt-Medien aussetzten, unempfindlich für Schmerzen anderer würden.Die untersuchten Jugendlichen bemühten sich weniger, die Sichtweise ihrer KameradInnen zu verstehen, und verspürten weniger Mitgefühl für Schwächere. Entsprechend würden sie von der Umgebung vermehrt als egoistisch, selbstverliebt und rücksichtslos wahrgenommen, sagte Konrath. Laut der Forscherin dürften soziale Netzwerke wie Facebook dazu beitragen, dass Junge sich einfach ausklinken, wenn sie sich mit Problemen anderer befassen sollten.
Was tun?
Die „Vereinigung gegen mediale Gewalt" (VGMG), die vom Berner Grossrat Roland Näf initiiert worden ist, fordert daher, dass auch die Problematik der abnehmenden Empathie in die Diskussion um die Wirkung medialer Gewalt einbezogen wird.
Massnahmen für den Konsum von weniger Killergames und Horrorfilmen müssten verstärkt werden und auf den folgenden vier Säulen aufbauen: Aufklärung, Förderung der Medienkompetenz, Jugendschutz und Einschränkung des Handels mit Killergames und Horrorfilmen.
Datum: 19.06.2010