Damit wir im Zeitalter des Lärms sprechen können
«Ich bin nie mitten in der Nacht aufgewacht wie Samuel, weil ich Gott meinen Namen aus der Dunkelheit rufen hörte», erinnert sich der Autor und Pastor Jay Y. Kim. «In der Ferne sah ich nie einen brennenden Dornbusch, der mich einlud, näher zu kommen und zu lauschen.»
Aber Gottes Stimme erreichte ihn durchaus, nämlich «indem ich ein hörendes Leben führte». Das sei nicht immer einfach: «Gott zu hören erfordert eine freiwillige Anstrengung, nicht weil Gott es uns schwer machen will, sondern weil Gott unsere Aufmerksamkeit will. Wir tun dies auf verschiedene Weise, aber drei wesentliche Praktiken sind von grösster Bedeutung:
- Während Online-Persönlichkeiten nach Aufmerksamkeit schreien, richtet das Gebet unsere Aufmerksamkeit auf die zeitlose Stimme Gottes.
- Während Experten alles Mögliche vorhersagen, bietet uns die Heilige Schrift die tägliche Stimme Gottes.
- Während Influencer rufen: 'Seht mich an', erinnert uns die christliche Gemeinde daran, dass Gott uns sieht.»
Echte Gemeinschaft
Es gehe nicht darum, «ein paar Verse zu lesen, eine Handvoll formelhafter Gebete zu sprechen und ein paar Mal im Monat in die Kirche zu gehen». Ein gleichgültiges Herangehen an diese drei Schlüsselpunkte führe selten zu einem Leben, das auf die Stimme Gottes ausgerichtet sei, erklärt Jay Y. Kim.
«Beständigkeit und Wiederholung sind natürlich wichtig. Mehr noch, sie sind notwendig. Wir üben uns darin, Gott zu hören, nicht nur zu denken und zu fühlen.» Aber damit das Gebet, die Heilige Schrift und die Gemeinschaft ein Mittel sein können, um Gott zu hören, müssen wir in einem Zeitalter des Lärms zu ihm durchdringen.
Damit wir reden können
Gott spricht zu uns, damit wir reden. «Die Gefahren der sozialen Medien sind bis zum Überdruss diskutiert worden. Das Problem ist, dass die meisten von uns immer noch süchtig sind. Und wenn es darum geht, gute Nachrichten zu verbreiten, hält uns unsere Sucht gefangen. Unsere Sucht nach Scrollen und Wischen erstickt unsere Fähigkeit, zu sprechen und gehört zu werden.»
«Wir vernachlässigen oft unsere lokalen Gemeinschaften, wo wir die besten Chancen haben, wirklich gehört zu werden», bedauert Jay Y. Kim. «Stattdessen schreien wir in die unendlichen Weiten der digitalen Welt und dozieren hinter unseren Bildschirmen über mögliche Themen – obwohl wir damit selten jemanden umstimmen.»
Frohe Botschaft verkünden
In einer verwundeten Welt haben Christen die Verantwortung, nicht nur auf Gott zu hören, sondern die Gute Nachricht auch so zu verkünden, dass sie wirklich gehört wird.
Ein Freund von Jay Y. Kim war einmal in der U-Bahn, als ein grosser Mann stolperte. Er hatte eine braune Papiertüte in der Hand, roch nach Alkohol und spuckte regelrecht mit Obszönitäten um sich. Er drohte, gewalttätig zu werden. Die Fahrgäste blieben still und regungslos und hofften, die Drohung ignorieren zu können. Da erhob sich ein hagerer, älterer Mann, ging langsam auf den Betrunkenen zu und begann leise zu fragen: «Trinkst du, weil du traurig bist?»
«Was sagst du?», antwortete der Betrunkene. «Trinkst du, weil du traurig bist? Denn ich erinnere mich, als meine Frau starb, war ich auch sehr traurig und habe viel getrunken. Bist du traurig?», fragte der Ältere. Der Betrunkene schaute ihn an, und sein Zorn wich...
Gott will reden
Trotz allen Lärms sehnt sich Gott danach, zu sprechen. «Er spricht, damit wir zurücksprechen können. Er legt uns Worte in den Mund, damit wir die Gute Nachricht im Chaos der Welt verkünden können.»
Jay Y. Kim kommt zu dem Schluss: «Mögen wir unsere Ohren öffnen, um Gott in einer Zeit des Lärms zu hören. Mögen wir unseren Mund öffnen, um die Gute Nachricht inmitten von Kakophonie und Chaos zu verkünden.»
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Datum: 29.04.2024
Autor:
Jay Y. Kim / Daniel Gerber
Quelle:
Outreach Magazine / gekürzte Übersetzung: Livenet