Talk mit Matthias Fankhauser

Die Kirche auf neuen Wegen

Matthias Fankhauser
Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse, um ihren Glauben zu leben und zu teilen. Deshalb glaubt Matthias Fankhauser, dass wir verschiedene und auch neue Formen der Kirche entdecken müssen.

In seiner Arbeit innerhalb der EMK beschäftigt sich Matthias Fankhauser oft mit der Frage, wie Kirche auch anders gestaltet werden kann. Er ist zuständig für Gemeindeentwicklung (Fresh X) und lebt mit seiner Frau in Bern. Seine vier Kinder sind bereits erwachsen.

Menschen in allen Themenbereichen abholen

«In der EMK haben wir zum Thema Innovation zwei Dinge», berichtet Matthias. «Das eine ist Gemeindeentwicklung. Dabei unterstützen wir Gemeinden, die etwas Neues machen. Das andere ist ein Versuchs-Lab, welches wir vor ein paar Jahren kreiert haben.» Letzteres trage den Namen «Kirche anders», wodurch auch schon Inhalt und Stossrichtung beschrieben sind. Matthias erwähnt dabei unter anderem eine Kletterkirche, eine Schlagerfamilie oder ein Projekt mit dem Namen Zweifelclub, welches sich an zweifelnde Menschen richtet, die keine Kirche mehr besuchen – «sozusagen eine Kirche für Nicht-Kirchengänger».

Durch all diese Kirchenformen sollen Menschen erreicht werden. «Es geht nicht in erster Linie um die Menge der Leute, die du erreichst, sondern vielmehr darum, dass Menschen in allen Themenbereichen abgeholt werden können.» Mit örtlichen Treffen und der Arbeit in den sozialen Medien erhalten manche dieser innovativen Projekte eine grosse Ausstrahlung.

Es braucht verschiedene Kirchenformen

Unter der Bezeichnung Fresh X (Fresh Expressions of Church) werden frische Ausdrucksformen der Kirche verstanden und Kirche ganz neu gedacht. «Ich habe dies vor gut 20 Jahren kennengelernt», blickt Matthias zurück. «In der Schweiz hatten wir einmal eine Spurgruppe mit verschiedenen Verbänden. Da haben wir überlegt, wie es in der Schweiz aussehen könnte, wenn wir mit Leuten aus dem eigenen Umfeld Kirche gestalten.»

Einmal wurde Matthias von seinem Garagist gefragt, weshalb es eigentlich so viele verschiedene Kirchen brauche. Spontan antwortete dieser mit einer Gegenfrage: «Warum braucht es eigentlich so viele verschiedene Autos?» In diesem Augenblick wurde ihm die Tatsache noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie unterschiedliche Bedürfnisse der Menschen zu verschiedenen Formen führen, wie Kirche gelebt wird. Manche kommen mit der klassischen Kirchen nicht zurecht und brauchen deshalb neue Formen.

Menschen kompetent zur Seite stehen

Matthias glaubt, dass es gut ist, sich selbst zu reflektieren und sich zu fragen, wofür das Herz in Bezug auf Kirche schlägt. So können auch Mitmenschen gefragt werden, wie sie ihren Glauben gerne teilen würden und dann gemeinsam damit begonnen werden, eine entsprechende Kirchenform zu entwickeln. «Als Pfarrer muss du dich mit den Menschen auf einen Weg machen und mit ihnen zusammen etwas entwickeln.»

Obwohl Matthias dafür plädiert, dass die Kirche nicht einfach ein Angebot für kirchendistanzierte Menschen konzipiert, sondern sich auf ein gemeinsames Entdecken einlässt, sind ihm gut ausgebildete Fachpersonen wichtig. «Ich achte darauf, dass unsere Pioniere einen guten theologischen Background haben. Es gibt ja viele herausfordernde Situationen. Nehmen wir den Zweifelclub, wo Menschen kommen und teilweise in ihren Kirchen Missbrauch erlebt haben. Da musst du schon etwas draufhaben, um mit diesen Leuten Schritte zu gehen. Es geht darum, dass sie einen neuen Glauben finden, beziehungsweise den Glauben neu finden.»

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Matthias Fankhauser an:
 

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Datum: 26.04.2023
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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