Schweizer Künstler darf für Papst malen
Der Kreuzweg betrachtet den Leidensweg von Jesus von der Verurteilung durch Pontius Pilatus über den Tod am Kreuz bis hin zur Ruhe im Grab. In der Regel hat ein solcher Kreuzweg 14 Stationen. Die Stationen des Kreuzwegs sind so angeordnet, dass man sie bewusst ablaufen und vor jeder Station innehalten und beten kann. Solche Kreuzwege sind für alle katholischen Kirchen üblich.
Ausgerechnet in der Papstbasilika St. Peter hat es bisher aber keinen. Das wollte der Vatikan ändern und schrieb einen internationalen Wettbewerb dafür aus. Gewonnen hat mit dem Schweizer Künstler Manuel Dürr ausgerechnet ein evangelisch-reformierter Maler. Seine Entwürfe wurden aufgrund ihrer «herausragenden technischen Qualität, Originalität und ihrer kraftvollen Ausdrucksstärke» ausgewählt.
Hohe Wertschätzung für künstlerische Leistung
Die Jury wurde aus führenden Kunsthistorikern, Liturgikern und vatikanischen Würdenträgern zusammengesetzt. Sie lobte insbesondere die tiefe Spiritualität und Ausdruckskraft in Dürrs Skizzen. Seine Darstellungen der 14 Stationen der Via Crucis werden als grossformatige Ölgemälde ab Februar 2026 jährlich wiederkehrend während der Passions- und Osterzeit im zentralen Kirchenschiff der Papstbasilika ausgestellt sein. 2026 findet das 400-Jahr-Jubiläum Jahr der Einweihung des Petersdoms statt. Mit seinem Sieg an diesem mit 120'000 Euro dotierten Wettbewerb erhält Manuel Andreas Dürr die einzigartige Möglichkeit, seine künstlerische Interpretation der Via Crucis an einem weltweit einzigartigen Ort zu realisieren.
Ehre und Herausforderung
«Was für eine Ehre, neben Michelangelo und Bernini auszustellen. Und was für ein Schrecken, eigene Werke zu schaffen, die ihren Platz finden sollen in einem kunst- und kulturhistorisch so bedeutsamen Ort», sagte Manuel Andreas Dürr. Er betonte, dass er durch seine Kunst bewirken möchte, dass «Menschen neue Perspektiven auf die dargestellten Themen eröffnen und diese selbst besser verstehen». Der 35-Jährige aus Biel studierte Malerei an der Klassischen Kunstakademie in Florenz und später Philosophie, Kunstgeschichte und Slawistik an den Universitäten Fribourg und Bern. Seine Werke wurden schon in internationalen Ausstellungen in Europa, China und den USA gezeigt. Er arbeitet als freischaffender Künstler in Biel (BE) und führt das Atelier zusammen mit seiner Frau Anja. Die beiden haben drei kleine Kinder.
Gesellschaftliche Themen interpretieren
Manuel Dürrs Werke zeichnen sich dadurch aus, dass sie von einem intensiven Studium verschiedener künstlerischer Traditionen geprägt sind und diese in neuer Weise zu interpretieren versuchen. Man findet Anklänge an die filigrane Malerei der italienischen Renaissance aber auch an den expressiveren, gröberen Strich des Pariser Realismus eines Courbets etwa. Seine Werke sind bekannt für ihre kraftvolle Bildsprache und ihre Fähigkeit, religiöse und gesellschaftliche Themen auf eindrucksvolle Weise zu interpretieren.
In Bezug auf seine künstlerische Praxis erklärt Manuel Dürr: «Malerei kann heute eine besondere Form sein, die Wahrheit zu sagen. In jedem Fall ist das durch die Malerei Gesagte mit einer gewissen Ernsthaftigkeit verbunden, weil die Malerei eine sehr kostspielige Form der Kommunikation ist. Gerade im Kontrast zur digitalen Bildlandschaft, wo Bilder billig produziert und schnell konsumiert werden, ist die Hingabe, die Malerei erfordert, Ausdruck einer Hingabe, die in anderen Medien seltener anzutreffen ist.» Der Akt des Malens sei etwas tief Existenzielles: «Man bereist die Welt der Malerei wie eine lange, beschwerliche Reise, für die es Planung und Hingabe braucht. Wer diese Reise vollendet, hat in der Regel etwas zu erzählen.»
Dieser Artikel erschien erstmals auf Dienstagsmail.
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Manuel Andreas Dürr
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Datum: 16.01.2025
Autor:
Markus Baumgartner
Quelle:
Dienstagsmail