Stabile Zahlen: Kein Rückgang der US-Christen mehr
Nach vielen Jahren des stetigen Rückgangs hat sich der Anteil der US-Amerikaner, die sich als Christen bezeichnen, auf etwas mehr als sechs von zehn eingependelt. Dies geht aus einer umfangreichen neuen Umfrage des Pew Research Center (Washington D.C.) unter 36'908 Erwachsenen in den USA hervor. Die Studie zur religiösen Landschaft (Religious Landscape Study, RLS) ist die grösste Einzelerhebung, die das Institut durchführt. Sie liefert verbindliche Zahlen über die religiöse Zusammensetzung der US-Bevölkerung, da die Volkszählung in den USA diese Informationen nicht erfasst. In den letzten 17 Jahren wurden drei dieser Studien durchgeführt, an denen jedes Mal mehr als 35'000 Personen teilgenommen haben.
Zuerst Rückgang, dann stabilisiert
In der ersten RLS-Studie von 2007 bezeichneten sich 78 Prozent der Erwachsenen in den USA als Christen; in der zweiten aus dem Jahr 2014 waren es 71 Prozent. Die jüngste Studie, die über sieben Monate in den Jahren 2023/24 durchgeführt wurde, zeigt, dass sich 62 Prozent der Erwachsenen in den USA als Christen bezeichnen.
In den letzten fünf Jahren, zwischen 2019 und 2024, war der Anteil der Christen an der erwachsenen Bevölkerung relativ stabil und lag zwischen 60 und 64 Prozent. Der Wert von 62 Prozent in der neuen Studie liegt genau in der Mitte dieser Spanne.
Die grössten Untergruppen der Christen in den Vereinigten Staaten sind die Protestanten – 40 Prozent der Erwachsenen – und die Katholiken, die 19 Prozent ausmachen.
Andere Religionen und Nichtreligiöse
Der Anteil der US-Bewohner, die sich einer anderen Religion zuordnen, ist seit 2007 von 4,7 auf heute 7,1 Prozent gestiegen, wobei die Angehörigen jüdischen Glaubens mit 1,7 Prozent gleichbleibend die grösste Einzelgruppe stellen.
Religiös nicht gebundene Erwachsene – diejenigen, die sich als Atheisten, Agnostiker oder als «nichts Bestimmtes» bezeichnen, wenn sie nach ihrer Religion gefragt werden – machen in der neuen Studie 29 Prozent der Bevölkerung aus. Ihr Anteil hat sich in den letzten Jahren nach einer langen Periode des anhaltenden Wachstums stabilisiert.
Eine religiöse Weltanschauung
Die Umfrage zeigt, dass eine grosse Mehrheit der Amerikaner eine spirituelle oder übernatürliche Weltanschauung hat:
- 86 Prozent glauben, dass die Menschen neben ihrem physischen Körper auch eine Seele oder einen Geist haben.
- 83 Prozent glauben an Gott oder einen universellen Geist.
- 79 Prozent glauben, dass es etwas Geistiges jenseits der natürlichen Welt gibt, auch wenn wir es nicht sehen können.
- 70 Prozent glauben an ein Leben nach dem Tod (Himmel, Hölle oder beides).
Gebet, Gottesdienstbesuch – und weitere Praktiken
44 Prozent der Bevölkerung geben an, mindestens einmal pro Tag zu beten – auch ihre Zahl ist seit 2021 stabil. Während bei älteren Christen die Frauen um 20 Prozentpunkte mehr beten als die Männer, ist der Anteil bei den jüngsten fast gleich.
Und durchschnittlich 33 Prozent, also ein Drittel der Bevölkerung, besuchen mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst. Ältere Erwachsene besuchen weitaus häufiger Gottesdienste (34-49%) als junge (25-28%). 57 Prozent der ältesten Christen sind Mitglied einer religiösen Gemeinde, verglichen mit 27 Prozent der jüngeren Erwachsenen.
Einige Beobachtungen
74 Prozent der Erwachsenen, die in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen sind, identifizieren sich heute noch mit dem Glauben ihrer Kindheit. Wenn die Familie allerdings selten oder nie einen Gottesdienst besuchte, reduziert sich dieser Anteil auf 42 Prozent.
Und während die Hälfte der ältesten Erwachsenen angibt, als Kind viel «formale religiöse Bildung» erhalten zu haben – sieben oder mehr Jahre an Sonntagschule, Bibelunterricht oder Ähnliches – haben dies nur 19 Prozent der jüngsten Erwachsenen erlebt.
Immerhin: 43 Prozent der amerikanischen Christen geben an, dass ihr Glaubensleben im Laufe der Jahre intensiver geworden ist. Nur bei 11 Prozent ist das Gegenteil eingetreten.
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Datum: 01.03.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / Pew Research Center