Cliff Richard – fast 85 und noch auf der Bühne
«Ich sehe mich als Christ, der zufälligerweise im Showgeschäft ist – und nicht etwa umgekehrt», gehört zu den bekannteren Zitaten des Ausnahmemusikers. Doch von beidem war er zu Beginn weit entfernt. Vor knapp 85 Jahren kam er als Harry Rodger Webb in Indien zur Welt. Während der Unabhängigkeitskämpfe des Landes kehrten seine Eltern nach England zurück – und lebten dort sehr bescheiden in einer kleinen Sozialwohnung.
Richard hörte schon als Kind gern Musik, kaufte sich eine Gitarre und als er mit 16 Jahren tagsüber in einem Büro arbeitete, stand er abends mit seiner ersten Band «The Drifters» auf der Bühne. Er sah gut aus, hatte eine angenehme Stimme und ein Gefühl für Hits, so hatte er schon bald einen Plattenvertrag in der Tasche. Schon die erste Single wurde ein Erfolg und «Living Doll» wurde ein Jahr später sein erster Mega-Hit. Damit war der «britische Elvis» auf der Überholspur.
Wenn es ganz anders kommt
Cliff Richard sang Hits und wurde auch noch für Filmproduktionen angefragt, doch dann kam eine persönliche Katastrophe: Sein Vater starb. Eigentlich wollte er alles hinwerfen, doch er hatte Verträge unterschrieben, an die er gebunden war. Also blieb er im Musikgeschäft. Doch die Sinnfrage hatte sich stark nach vorne geschoben: Wofür das alles, wenn am Ende doch nur der Tod kam? Richard las in der Bibel und suchte Antworten. Eine Weile war er in einer Sekte unterwegs, doch irgendwann entschied er sich gegen Enge und Extreme, aber für einen persönlichen Glauben an Gott. Daraus machte er nie ein Geheimnis und es störte weder Fans noch Freunde. Vielleicht, weil dieser Glaube nie nur ein Anhängsel war, sondern eine solide Basis seines Lebens und weil er auf der anderen Seite immer noch «normale» Musik machte und der nette Kerl von nebenan blieb.
Glaube, der verändert
Auch wenn Richard auf der Bühne nicht missionierte, sang er immer einmal wieder Lieder mit christlichen Texten. Eines wurde sogar zum Nummer-1-Hit. 1999 schaffte er es mit dem vertonten Vaterunser als «The Millennium Prayer» erst in die Schlagzeilen und dann in die Charts, obwohl viele Radiosender sich weigerten, den Titel zu spielen. Er reiste in England mit dem US-Prediger Billy Graham zu dessen Evangelisationen und schrieb später ein Kinderbuch über biblische Geschichten. «Sie sind überraschend und inspirierend und zeigen Menschen von ihrer besten und ihrer schlechtesten Seite. Und in erster Linie erzählen sie von der Liebe Gottes», unterstrich er. Die Bibel hatte und hat einen grossen Stellenwert in seinem Leben.
Skandalös skandalfrei
Nach den Beatles ist Cliff Richards mit 250 Millionen verkauften Tonträgern der erfolgreichste britische Musiker. Er veröffentlichte 158 Singles und 47 Studioalben. Bis zum Jahr 2000 war er in jedem Jahrzehnt mit mindestens einem Hit auf Platz 1 der Charts. 1995 wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen. Und doch stellt er die Frage: «Wie hätte ich mich gefühlt, wenn ich wirklich nur die Musik gehabt hätte?»
Natürlich lässt solch eine Karriere auch Fragen offen: Der Star war nie verheiratet und antwortet auch nicht auf die Frage, warum das so ist. Vor fast zehn Jahren kursierten darüber hinaus Missbrauchsvorwürfe, die medial schnell weitergegeben wurden. Allerdings wurden sie nie bestätigt und die BBC entschuldigte sich ausdrücklich für ihre Berichterstattung. Sicher ist Cliff Richard nicht perfekt, aber er ist scheinbar ein höchst erfolgreicher Musiker, der es schafft, ohne Skandale durchs Leben zu kommen. Jemand, der seinen Glauben lebt. Ohne viel Aufhebens davon zu machen, spendet er stattdessen grosse Summen an christliche Wohltätigkeitsorganisationen. Und wenn er im Oktober seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, plant er … auf Tournee zu gehen. Was sonst?
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Datum: 10.03.2025
Autor:
Hauke Burgarth
Quelle:
Livenet