Die 10 Gebote unter dem Hammer
Das Stück Marmor ist etwa 60 Zentimeter hoch und 52 Kilogramm schwer; in althebräischer Schrift sind die Zehn Gebote eingemeisselt. Laut «Spiegel» könnte die Steintafel bei der Versteigerung am 18. Dezember zwischen ein und zwei Millionen Dollar einbringen. «Wir haben verstanden, welche Kraft dieses Objekt hatte und waren begeistert, es der Öffentlichkeit zum Verkauf anbieten zu können», wird Sharon Liberman Mintz, internationale Spezialistin für Judaica, Bücher und Manuskripte beim Auktionshaus, zitiert. Die Tafel sei eine «Brücke zwischen Glaubensrichtungen, Regionen und Epochen».
Leute laufen über den «Moralkodex»
Die Steintafel wurde 1913 beim Eisenbahnbau im Süden Israels entdeckt; sie war am Eingang eines Hauses – wahrscheinlich einer Synagoge – eingemauert, mit der Schriftseite nach oben, sodass viele Menschen darüber liefen. Erst in den Vierzigerjahren entdeckten Wissenschaftler, worum es sich bei der Tafel handelte.
«Die zehn Gebote sind eine zentrale Reihe von Regeln und Vorschriften im Judentum wie auch im Christentum. Der Moralkodex ist als direkte Rede Gottes an sein Volk und seine Gläubigen formuliert», erklärt der «Spiegel» den Inhalt seinen Lesern.
Unter dem Hammer – oder unerkannt aktuell?
Es ist unbestreitbar, dass die Zehn Gebote einen – vielleicht DEN – Grundstein unserer jüdisch-christlich-westliche Kultur darstellen. Offensichtlich ist aber auch, dass sie «unter dem Hammer» sind und viele Menschen keinen Zugang zu den alten Regeln mehr finden. Wie wäre es, wenn wir sie einmal anders formulieren und merken würden, wie sehr sie ein Weg zur Freiheit und zum Leben sind? Also, ein Versuch:
«Ich bin der Herr, dein Gott» – du bist nicht die letzte Instanz, Gott sei Dank. Da ist jemand, der dich und die Welt trägt.
- Du sollst keine anderen Götter neben mir haben – die Götter unserer Kultur versprechen viel, halten nichts und sind unbarmherzige Herren.
- Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren – «Gottverdammi» ist auch ein Gebet, hoffentlich wird es nicht erhört…
- Denke daran, den Feiertag zu heiligen – du musst nicht pausenlos durchkrampfen; gönne dir Ruhe!
- Ehre deinen Vater und deine Mutter – deine Eltern tun dir gut, gerade wenn du die Krise hast.
- Du sollst nicht morden – Gott will das Leben, vom Anfang bis zum Ende.
- Du sollst die Ehe nicht brechen – zieh dir nicht dauernd Pornos rein, das höhlt dich aus.
- Du sollst nicht stehlen – sei zufrieden mit dem, was du hast; mehr macht nicht glücklicher.
- Verbreite keine Lügen über deinen Nächsten – sie haben sehr kurze Beine, könnten dich aber einholen.
- Begehre nicht die Frau da drüben – das geht in die Hose, und sie ist nicht besser als deine.
- Begehre nicht das Hab und Gut deines Nächsten – Neid zerfrisst dich, und du kriegst nie genug.
Rein subjektiv, klar. Aber wer die Zehn Gebote reflektiert und sie auch nur annähernd versteht und sich nach ihnen «richtet», merkt schnell: Sie sind noch mehr wert als die Millionen, die eine alte Steintafel bei Sotheby`s bringt. Garantiert.
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