Schweden

Diskussion über Covid-19-Pass für Gottesdienste

Gottesdienste in Schweden sind nicht von den neuen Beschränkungen ausgenommen, die die Regierung für alle Versammlungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Personen eingeführt hat. Das führt zu Widerstand.
Zertifikats-Kontrolle (Bild: Bigstock)

Seit dem 1. Dezember 2021 sind in Schweden für Versammlungen in geschlossenen Räumen von mehr als 100 Personen Impfnachweise vorgeschrieben. Gottesdienste sind davon nicht ausgenommen, was bei christlichen Leitern für Proteste gesorgt hat. So erklärte der stellvertretende Generalsekretär der Schwedischen Evangelischen Allianz, Jacob Rudenstrand, in einem von der Zeitung Dagen veröffentlichten Artikel, dass seiner Meinung nach «niemand durch das Auge des Staates kontrolliert werden sollte, wenn er sich Gott nähert». Die Forderung nach einem Impfnachweis für die Teilnahme an religiösen Versammlungen bedeute eine «Einschränkung der persönlichen Integrität (…), die in keinem Verhältnis zum verfassungsmässigen Schutz der Religionsfreiheit steht».

Über Religionsfreiheit kaum nachgedacht?

Der Vorsitzende der Schwedischen Evangelischen Allianz beklagt, dass «im Mai der Minister für digitale Angelegenheiten, Anders Ygeman, den Kirchen versichert hat, dass für Gottesdienste oder andere religiöse Versammlungen keine Impfbescheinigungen verlangt werden würden. Heute wissen wir, dass dieses Versprechen nicht sehr lange gehalten hat». Die Tatsache, dass die Religionsfreiheit im Pandemiegesetz nicht erwähnt werde, zeige, dass man in Schweden wenig über diese Grundfreiheit nachgedacht habe. Und er fährt fort: «Obdachlose, Asylbewerber, Migranten ohne Papiere, Trauernde und andere schutzbedürftige Menschen kommen oft in die Kirchen. Ihnen den Eintritt zu verweigern oder ihnen zu sagen, dass sie eine andere Kirche aufsuchen sollen, sollte keine Option sein.»

Dabei gehe es nicht um prinzipiellen Widerstand gegen die Regierung. Auch Bürger, die grundsätzlich für Impfpässe sind, würden dennoch die «faktische Einschränkung der Grundrechte und Freiheiten, die sie im Prinzip darstellen», sehen, so Rudenstrand. Er erinnerte schliesslich daran, dass Schweden im nächsten Jahr den 70. Jahrestag der Religionsfreiheit feiert.

Andere Stimmen: Alternativen

Nicht alle Christen in Schweden sehen das so wie die Evangelische Allianz. Einige sind der Meinung, dass die Ablehnung der Covid-19-Impfung auch bedeutet, «die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen», so ein anderer Kolumnist auf Dagen.

Dies bringt das Grunddilemma, in dem christliche Kirchen in Europa im Moment stehen, sehr gut auf den Punkt. «Es ist nicht zumutbar, dass andere Gottesdienstbesucher die Verantwortung übernehmen müssen und gezwungen werden, zu Hause zu bleiben, weil das Risiko besteht, neben einer ungeimpften Person in der Kirchenbank zu landen. Ältere und gefährdete Menschen haben bereits zu Beginn der Pandemie Verantwortung übernommen und in Isolation gelebt», heisst es in dieser Kolumne. Kleinere Versammlungen, mehrere Versammlungen, Treffen im Freien und Online-Gottesdienste seien ebenfalls immer eine Option.

«Wir werden weiterhin gegen Impfpässe protestieren»

Unterdessen hat die lutherische Erzbischöfin Ante Jackelén erklärt, die schwedische Kirche lehne «diese inkonsequenten Vorschriften» ab, wie aus den vom Christian Network Europe (CNE) zusammengestellten Erklärungen hervorgeht. «Wir werden weiterhin gegen Impfpässe protestieren. Es ärgert uns, dass kirchliche Aktivitäten mit Sportveranstaltungen und Konzerten verglichen werden, die nicht vergleichbar sind. Die Religionsausübung der Menschen ist grundlegend und muss auf andere Weise geschützt werden», sagte die Bischöfin.

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Datum: 03.01.2022
Autor: Evangelical Focus / Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus / Übersetzung: Livenet

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