Wie frustrierend!?

Gott immer wieder um Vergebung bitten

Als Christ komme ich immer wieder zu Gott, um ihn um Vergebung zu bitten. Und meist ist es immer der gleiche «Mist», den ich ihm bringe. Das kann also eine recht frustrierende Sache sein, immer und immer wieder zu beten: «Herr, vergib mir.»
Frau im Gebet

Die Bitte um Vergebung gehört, so könnte man sagen, zum Einmaleins des christlichen Glaubens. Meist steht sie am Anfang einer bewusst getroffenen Entscheidung, künftig mit Jesus zu leben. Aber bei diesem ersten Mal bleibt es ja nicht.

Wenn ein Christ die Regeln Gottes, also seine Gebote, in seinem Leben ernst nimmt, hat er immer wieder Grund, zu Gott zu kommen und ihn um Vergebung zu bitten. Immer wieder, Tag für Tag, ja sogar viele Male am Tag.

Vergebung auch für unbewusste Schuld

Bei der regelmässigen Bitte um Vergebung geht es allerdings nicht darum, möglichst jedes Fehlverhalten akribisch aufzulisten. Es geht nicht um eine grösstmögliche Genauigkeit oder gar um die Haltung eines Buchhalters. Etwa nach dem Motto: Habe ich wirklich nichts vergessen? Hab’ ich jede Einzelheit erkannt und Gott gesagt?

Es gibt in der Bibel ein Gebet um Vergebung, das sehr bewusst ausdrückt, dass ein Mensch gar nicht wissen kann und wohl auch nicht immer wissen soll, wo er sich schuldig macht. Da heisst es: «Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden!» (Die Bibel, Psalm 19, Vers 13) Das meint nicht anderes, als dass ein Mensch nicht immer vor Augen hat, was er falsch gemacht, gedacht oder unterlassen hat. Ich darf stattdessen wissen, dass Gott um alles weiss und mich trotz meiner Fehler gerne und immer wieder in seine Arme nimmt.

Verändert, nach und nach

Doch die Frage nach dem «Immer wieder» im Blick auf Vergebung ist damit noch nicht beantwortet. Will Gott Menschen damit klein halten, dass sie immer wieder seine Vergebung brauchen? Sicher nicht. Wie sollte er, wenn er uns liebt?

Wenn in uns ein tiefer Frust und Ärger über die eigenen Fehler aufkommt, hat das vielleicht mehr damit zu tun, wer ich gerne wäre, als dass es etwas ist, was Gott in uns bewirkt. Immer wieder um Vergebung zu bitten, das macht etwas mit dem, der diese Bitte ausspricht, es verändert ihn im Laufe der Zeit tief in seinem Inneren.

Weg der Barmherzigkeit

Wer immer wieder die Vergebung Gottes erlebt, der beginnt auch, ein anderes Verhältnis zu seinen Fehlern und Schwachstellen zu bekommen. Wer erlebt, dass es Gott mit ihm und seinen Fehlern aushält, dass er immer wieder gerne vergibt und sich nicht abwendet, der wird auch mit sich selbst gnädiger umgehen. Es ist leichter, sich selbst zu vergeben und sich anzunehmen, wenn ich erlebe, dass Gott das jeden Tag tut und keine Sekunde zögert, mir zu vergeben, wenn ich zu ihm komme.

Und das gilt in gleicher Weise in der Beziehung zu anderen Menschen: Denn wer will sich allen Ernstes selbstgerecht hinstellen und auf die Fehler anderer herabschauen, wenn er weiss, wie sehr er selbst es immer wieder braucht, dass Gott ihm vergibt und ihn annimmt? Das Wissen um die eigenen Fehler hilft, barmherziger und geduldiger mit anderen umzugehen.

Es geht nicht um Vollkommenheit

Und noch etwas ist diesem Zusammenhang wichtig: Jesus verheisst denen, die seinen Weg gehen, kein Leben, das in die Vollkommenheit führt.

Ja, es stimmt, mit Jesus hat ein neues Leben begonnen. Jeder, der Jesus sein Leben anvertraut hat, ist ein Kind Gottes und in ihm wohnt sein Geist. Aber so lange sich dieses Leben auf der Erde abspielt, bleibt es doch voller Fehler; die Bibel nennt das Sünde. Das Ziel ist nicht, dass ein Mensch irgendwann durch viel Bemühen und Selbstdisziplin nicht mehr sündigt und vollkommen wird. Das ist nicht die erste Absicht von Jesus.

Was Jesus sucht und will, ist Gemeinschaft mit jedem Menschen. Er hat nicht nur einmal zu Beginn unserer Beziehung «Ja» zu uns gesagt, sondern er sagt es immer wieder, und zwar, weil er uns liebt.

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Datum: 30.10.2022
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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