Glaubwürdiger Chef

Der Heilsarmee-Leiter im Spiegel der Medien

«Der Chef, der mit 3500 Franken zufrieden ist.» So überschreiben die Zeitungen von CH-Medien ein Porträt des höchsten Schweizer Heilsarmee-Offiziers. Dass ein Chef für Spendengelder mit seinen Leuten auf der Strasse singt, macht Eindruck.
Daniel Imboden, neuer Chefsekretär der Heilsarmee Schweiz, Österreich und Ungarn (Bild: Livenet)

Dass ein Chef von 1'850 Angestellten, konkret der «Chefsekretär» der Heilsarmee, mit einem Lohn von 3'500 zufrieden ist, erstaunt Medienleute auch in diesem Fall. Anlass zum Porträt ist die Topfkollekte, welche diese Freikirche mit sozialem Schwerpunkt jedes Jahr vor Weihnachten in den Schweizer Städten sichtbar macht. Der Oberstleutnant leitet zusammen mit seiner Frau Heidi, die ebenfalls den Rang Oberstleutnant trägt, seit einigen Monaten die Heilsarmee Schweiz, Österreich und Ungarn.

Daniel Imboden sprach mit den Journalistinnen aber nicht nur über seinen bescheidenen Lebensstil, sondern auch darüber, wie er die Heilsarmee nach dem Verlust der Flüchtlingsbetreuung im Kanton Bern wirtschaftlich neu aufstellen will.

Eigentlich wollte er Sprachlehrer werden

Daniel Imboden kennt seine Leute, war er doch vor seiner Berufung zum Chefsekretär fünf Jahre lang Personalchef der Heilsarmee. Die CH-Medien stellen ihn und seine Frau kurz vor: «Beide sind seit 23 Jahren Offiziere, das heisst, sie haben ihr Berufsleben der Heilsarmee verschrieben, haben ein Gelübde abgelegt, verzichten auf Alkohol und Tabak, tragen Uniform und besuchen regelmässig den Sonntagsgottesdienst ihrer Gemeinde­ ­respektive ihres Korps.» Imboden, ursprünglich Mitglied der Baptistenkirche St. Gallen, sei durch seine Frau zur Heilsarmee gekommen. Eigentlich habe er nach seinem Anglistik- und Romanistikstudium Sprachlehrer werden wollen.

Er habe die Leitung der Heilsarmee in der Schweiz in einem schwierigen Moment übernommen, stellen die Zeitungen fest. Nicht nur sei die Mitgliederzahl in den letzten fünf Jahren um rund 4 Prozent auf 3'610 gefallen. Auch der Umsatz sei im selben Zeitraum von 227 Millionen auf 184 Millionen Franken eingebrochen. Zudem habe das Personal nach dem Verlust der Flüchtlingsarbeit im Kanton Bern um 100 Stellen auf 1'850 Mitarbeitende abgebaut werden müssen.

Wachstumspläne bei den sozialen Einrichtungen 

«In Europa haben wir ein Nachwuchsproblem», gesteht dazu Daniel Imboden ein. Die Jungen liessen sich nicht mehr so einfach einbinden, was er auch als Vater von vier erwachsenen Kindern erlebe, von denen keines die Offizierslaufbahn eingeschlagen habe. Nur ein Sohn sei als ­Jugendarbeiter bei der Heilsarmee tätig. Global erlebe die Heilsarmee jedoch ein Wachstum, insbesondere in afrikanischen Ländern und in Indien.

Der Entzug von mehreren Aufträgen der Flüchtlingsbetreuung im Kanton Bern brachte für die Heilsarmee einen Umsatzrückgang von über 40 Millionen Franken. Trotz der grossen Enttäuschung darüber blickt der Chefsekretär vorwärts und fokussiert auf bestehende und neue soziale Einrichtungen, zum Beispiel auf die Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigungen – namentlich beim betreuten Wohnen und bei den Altersheimen. Dazu wurden erste Schritte getan.

Partner in neuem Projekt

Imboden erwähnt auch das Projekt in Basel, wo die Heilsarmee als «Partnerin» für das Pilotprojekt «Housing First» auserkoren wurde mit dem Ziel, obdachlosen Menschen eine eigene Wohnung zu beschaffen. Dahinter stehe die Idee: Wer eine geregelte Wohnsituation hat, findet einfacher einen Job und zurück ins Leben.

Das zweite Wachstumspotenzial bei den Sozialwerken sieht Imboden bei den Altersheimen. Ihre Zahl soll erhöht werden. Zudem will er das Betreuungsangebot ausweiten, auch auf psychia­trische Dienste. «Wir müssen nur die Kosten unserer Arbeit decken und arbeiten nicht gewinnorientiert», betont dazu der Heilsarmee-Leiter.

Mehr als Topfkollekte und Brockenstuben 

Er setzt dafür auch zeitgemässe Mittel um. So will Imboden die «Expertise» der Heilsarmee «sichtbarer» machen und den «grössten privaten Anbieter sozialer Einrichtungen» als «zuverlässigen Partner» positionieren, wie er gegenüber den Medien betont. Dazu habe er einen externen Kommunikationsexperten einer renommierten Agentur engagiert. Er kommentiert dazu: «Wir sind mehr als Topfkollekte und Brockenstuben.»

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Daniel Imboden vom Oktober 2022 an:

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Datum: 04.01.2023
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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