Transhumanismus

Mensch 2.0: Fortschritt oder ethische Sackgasse?

Die menschliche DNA
Die Gefahren des Mensch 2.0: Cyborgisierung, Gen-Manipulation und Nano-Technologie. Transhumanisten träumen vom Supermenschen. Doch Boris Schmidtgall mahnt zur Vorsicht: Wer Gottes Schöpfung verbessern wolle, riskiere, «alles zu verschlimmbessern».

Der Traum von Unsterblichkeit, übermenschlichen Fähigkeiten und der Überwindung biologischer Grenzen ist so alt wie die Menschheit selbst. Vom Turmbau zu Babel über die Pyramiden bis hin zu Stonehenge zeugen monumentale Bauten von dem Streben, die natürlichen Grenzen zu überschreiten.

Boris Schmidtgall, Leiter von «Wort und Wissen», sieht hier Chancen, aber auch grosse Gefahren: «Wenn Menschen glauben, sie könnten die Schöpfung verbessern, endet das oft in einer Verschlimmbesserung.»

Mensch 2.0: Träume und Risiken

Mit der Entdeckung der Genschere CRISPR im Jahr 2012 begann eine neue Ära. Forscher sprechen auch davon, den Menschen «zu verbessern». In China wurden Embryonen bereits genetisch modifiziert, um sie angeblich resistenter gegen HIV werden zu lassen. «Das Ergebnis: Kinder, die nun ständig medizinisch überwacht werden müssen», kritisiert Boris Schmidtgall. Es besteht die Gefahr, dass diese Kinder anfälliger für andere Krankheiten sind und früher sterben könnten. «Ein Mensch hat hier Gott gespielt – und scheiterte.»

Neben genetischer Manipulation gibt es die Idee der Cyborgisierung: Technische Implantate sollen den Menschen leistungsfähiger machen. «Doch auch hier lauern Gefahren: Energieversorgung, Kaputtbarkeit und Wartung sind massive Probleme», warnt Schmidtgall. Auch ethisch sieht er Grenzen: «Menschen Fähigkeiten zu geben, die sie natürlicherweise nicht haben, wie das Wahrnehmen von Magnetfeldern, halte ich für problematisch.»

Die christlich-ethische Perspektive

Boris Schmidtgall

Boris Schmidtgall betont, dass technische Hilfsmittel, die das Leid lindern, begrüssenswert sind: «Eine Sprachprothese bei neurodegenerativen Erkrankungen ist ein Segen.» Doch wenn es darum geht, Grenzen zu überschreiten, warnt er vor einer unreflektierten Annahme technologischer Innovationen. «Gott hat in seiner Weisheit Grenzen gesetzt, die wir respektieren sollten.»

Wenn der Schöpfer etwas hervorgebracht hat und sagte, dass es sehr gut ist, dann habe das etwas zu heissen. «Immer dann, wenn es darum geht, Schwachen zu helfen – zum Beispiel, dass Kranken oder Behinderten in irgendeiner Weise geholfen werden kann, dass gewisse Funktionen wieder hergestellt werden, die sie natürlicherweise hatten und man dazu technische Mittel nutzt, die eine Verbesserung ermöglichen und die das Leid reduzieren, dann halte ich das ethisch für vertretbar», bilanziert Boris Schmidtgall.

«Aber sobald Menschen anfangen, biologische Grenzen überschreiten zu wollen, die Gott gesetzt hat, sehe ich Gefahren, dass die Biologie verschlimmbessert wird. Weil ich davon ausgehe, dass Gott in seiner Weisheit Grenzen gesetzt hat und es besser ist, sie zu akzeptieren, anstatt sie ständig aus einer Unzufriedenheit heraus überschreiten zu wollen.»

Übernatürliche Fähigkeiten «einbauen»?

Als kritisch bewertet es Boris Schmidtgall, wenn Menschen übernatürliche Fähigkeiten eingebaut werden sollten. «Zum Beispiel wenn man meint, Menschen mit Fähigkeiten ausstatten zu können, wie der Fähigkeit, Infrarotlicht zu sehen oder Magnetfelder wahrzunehmen. Eigenschaften, die der Mensch natürlicherweise nicht hat. Das halte ich für ethisch nicht vertretbar.» Und es sind Eigenschaften, an denen Kriegstreiber durchaus ein Interesse haben können. «Die erwähnte Sprach-Prothese für einen Menschen, der unter einer neuro-degenerativen Erkrankung leidet, ist etwas, das ich befürworten würde, das halte ich für ethisch vertretbar.»

Neues Denken sei nötig. «Wir brauchen vermehrt als Christen die Fähigkeit, wieder unabhängig zu denken. Es braucht Wachsamkeit und die Fähigkeit, ‘nein’ zu sagen, bei gewissen, vermeintlichen Innovationen. Nicht alles, was neu ist, ist gut.» Besonders wenn sich der Mensch an der genetischen Information zu schaffen mache.

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Datum: 14.01.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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