Insel in Schieflage

Kuba geht es nicht gut

Den Menschen in Kuba fehlt jegliche Zukunftsperspektive.
Nach einem Besuch in Kuba bleibt eine Schwere zurück. Das Land erlebt seit Jahrzehnten eine politische und wirtschaftliche Schieflage. Dennoch sind die lokalen Kirchen zuversichtlich.

Fährt man in die Hauptstadt Kubas, sieht man zahlreiche Autos im Stau. Ein normales Bild für Schweizer Autofahrer, Stau gibt es auch in der Schweiz. Was es aber nicht gibt, ist der Grund für diesen Stau in Havanna. Die Autoschlange bildet sich nämlich vor einer Tankstelle. Das Angebot an Benzin und Diesel ist so begrenzt, dass die Bevölkerung bis zu zwei Tage anstehen muss, um an Benzin zu kommen.  

Das Importgeschäft Kubas ist nicht nur in diesem Sinne geschädigt, auch an Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung fehlt es. Was wir in der Schweiz innerhalb von wenigen Minuten in einer Apotheke bekommen können, ist für Kubaner unerreichbares Luxusgut. 

Überalterung der Gesellschaft 

Durch die Umstände im Land sind die Perspektiven für junge – wie auch ältere – Kubaner nicht rosig. Weder die Rente noch der Lohn der regulären Jobs reichen, um zu leben. Eine Flucht in die USA wird durch die Regierung deutlich erschwert und ist meist am einfachsten durch eine Zweckheirat oder über den klassischen Seeweg – meist in unzuverlässigen Booten – zu erreichen.  

Dennoch gelang einer grösseren Welle von jungen Kubanern die Flucht. Fast täglich verlassen die Jungen das Land, um mehr Perspektiven zu bekommen. Das führt wiederum zu einer Überalterung der Gesellschaft und kulturellen Schwierigkeiten in der Altersvorsorge. Wo sich früher die Jungen um die Älteren gekümmert haben, ist nun niemand mehr da, der hilft. Doch die Regierung bleibt tatenlos. Wirtschaftsschulden verhindern ein angemessenes Reagieren auf die Anliegen des Volkes. Die Spirale dreht sich also weiterhin abwärts. 

Die Kirche sieht ihren Auftrag 

«Cristo para Kuba» (dt. Christus für Kuba) schallt es durch die Hauskirche in Viñales. Im Gespräch mit vielen Pastoren kommt oft dieselbe Antwort: In einem Land, das so hoffnungslos ist wie Kuba, suchen die Menschen nach Hoffnung. So etwa Pastor José (Name geändert): «Alles, was Hoffnung darstellt, ist für die Menschen wie ein Anker – dieses Land gehört schon lange Jesus!» 

Auch Jugendpastoren berichten von einem stetigen Abgang der Jugendlichen – durch die hohe Anzahl an Auswandernden – und dennoch von einer immer gleich gross bleibenden Gruppe. Wenn Teilnehmende gehen, kommen sofort wieder Neue. So hoffnungslos die Perspektiven auch sind, weigern sich die Gläubigen, ihr Land und ihre Menschen aufzugeben. 

Primär humanitär 

Die Kirchen sehen in der Nächstenliebe einen Schlüssel, um dem Volk zu helfen. Eine Kirche in Havana konnte durch die Unterstützung von verschiedenen Hilfswerken – darunter das Schweizer Hilfswerk HMK – eine Wasserpumpe errichten. Nun geht das ganze Quartier in der Kirche ein und aus, um Wasser zu holen. «Es ist schön, unseren Brüdern und Schwestern so beizustehen. Noch viel schöner ist es, wenn sie durch unser Wasser die beste Hoffnungsquelle entdecken!», sagt der Pastor dieser Kirche.

Die Jugend Kubas sucht in ihrer Perspektivlosigkeit Zuflucht in den Drogen. Auch in diesem Bereich habern Gemeinden diverse Programme gestartet, die vor Ort den Jugendlichen Begleitung anbieten. Viele Pastoren sind zudem gut ausgebildet. Pastor Luis (Name geändert) etwa hat Psychologie und Pädagogik studiert und investiert sich neben den normalen Kirchentätigkeiten bewusst in ein Begleitungsprogramm für Jugendliche. 

Trotz der Schwierigkeiten sind die Kirchen zuversichtlich, dass sie Gottes Wirken erleben: «Wir erleben Gottes Treue immer wieder.» Sie hoffen, dass sich die Zustände bald und friedlich bessern werden. 

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Datum: 10.05.2024
Autor: Debira Murri
Quelle: Livenet

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