Diskriminierung und Gewalt

«Stille Verfolgung» von Christen im Kosovo

Kosovo
Diskriminierung und Gewalt gegen christliche Minderheiten im Kosovo sind trotz offizieller Gesetze zum Schutz der Religionsfreiheit im Lande nach wie vor weit verbreitet. «Stille Unterdrückung» zeigt sich vor allem in administrativen Blockaden.

Laut Anja Hoffmann, Geschäftsführerin der Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa (OIDACE), sind evangelikale Kirchen im Kosovo besonderen Einschränkungen durch die lokale Bürokratie ausgesetzt. Gegenüber «Christian Daily International» erklärte sie, dass Kirchen auf Widerstand stossen, wenn sie Veranstaltungen organisieren wollen. Das Gesetz sehe keinen Mechanismus zur Erlangung eines Rechtsstatus durch Registrierung vor; darum sei es für Religionsgemeinschaften nicht möglich, Eigentum zu besitzen, Bankkonten zu eröffnen oder legal Mitarbeiter zu beschäftigen. Evangelikale berichten auch über Diskriminierung beim Zugang zu Eigentum und Bestattungsrechten, was sie daran hindert, Beerdigungsgottesdienste nach ihren Überzeugungen durchzuführen.

Schändungen von Friedhöfen

Hoffmann verwies auf die jüngsten gewalttätigen antichristlichen Hassverbrechen, die sich gegen serbisch-orthodoxe, katholische und andere historische Kirchen richteten. «Tragischerweise ist es in den letzten Jahren zu weit verbreiteten Schändungen serbisch-orthodoxer Friedhöfe gekommen», sagte sie.

Pfarrer Artur Krasniqi leitet seit fast 25 Jahren die evangelische Kirche Fellowship of the Lord's People in Pristina, Kosovo. Er erklärte gegenüber Christian Daily International, dass die Verfolgung evangelikaler Christen in seinem Land sehr subtil sei und bezeichnete sie als «stille Verfolgung» und «Diskriminierung durch Gesetze» und fügte hinzu: «Es ist nicht leicht für uns.»

Zwangsbeerdigung auf muslimischen Friedhöfen

Wenn Christen sterben, haben die Hinterbliebenen zum Beispiel keine andere Wahl, als sie auf einem muslimischen Friedhof unter der Leitung eines Imams zu bestatten, so Krasniqi. «Jeder Christ muss sich also überlegen, wie er beerdigt werden will – das ist unglaublich», sagte Krasniqi. «Wir leben jeden Tag mit diesen Herausforderungen, aber wir versuchen, sie als Chancen für das Evangelium zu sehen. Wir haben nicht aufgegeben und haben sowohl die Energie als auch den Wunsch, diese Situation zum Besseren zu verändern, als Erbe für unsere Kinder. Auch wenn die islamische Radikalisierung hier zunimmt, habe ich Hoffnung für dieses Land.»

«Die evangelikale Kirche im Kosovo ist zwar zahlenmässig gewachsen, hat aber an Qualität eingebüsst», sagte er weiter. «Vor 25 Jahren waren wir klein, aber wir dienten den Flüchtlingen, und jeder war bereit zu dienen, aber heute sind die Menschen mehr darauf bedacht, wie viel sie bezahlt bekommen. Die Leute sind nicht mehr bereit, so wie damals zu helfen.»

Papst Franziskus: Gebet und Evangelisation

Krasniqi kehrte am 21. März von einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan zurück. An dem Besuch zur Erörterung der zwischenkirchlichen Beziehungen nahm eine 15-köpfige Gruppe von Pfarrern und evangelikalen Leitern aus anderen Ländern wie Rumänien, Polen, dem Vereinigten Königreich, Italien und Israel teil. Der Papst verbrachte zwei Stunden mit den evangelikalen Führern, statt der vorgesehenen halben Stunde. Er ermutigte die Anwesenden, das Evangelium zu verkünden und noch intensiver zu beten.

«Ich war sehr beeindruckt von den tiefgründigen Antworten, die er gab», sagte Krasniqi. «Er sagte viele Dinge über den stagnierenden Zustand der Kirche und dass sie weiterhin das Wort predigen muss.» Der Klerikalismus in der Kirche, insbesondere in Spanien und Italien, führe laut dem Papst dazu, dass die Kirchen in Gebäuden eingeschlossen seien, anstatt das Wort auf den Strassen zu predigen, so Krasniqi. «Ich hatte keine Erwartungen an das, was er sagen würde», erinnert sich Krasniqi. «Er ist fast 90 Jahre alt, und es war beeindruckend, sein Herz und sein Gedächtnis für Dinge zu sehen. Er hatte ein gutes Verständnis.» Und weiter: «Der Papst sagte, er wolle, dass sein Vermächtnis darin bestehe, dass die katholische Kirche für die Evangelisation lebe, denn die habe sie verloren. Das hat mich sehr überrascht.»

Der Papst ermutigte auch Protestanten und Katholiken zu mehr partnerschaftlicher Zusammenarbeit, so Krasniqi. «Er nannte Beispiele in Polen, bei denen katholische Prediger zu protestantischen Gemeinden predigten und umgekehrt protestantische Prediger zu Katholiken», sagte Krasniqi. «Am Ende des Treffens betete er ganz normal für uns, einfach zu Jesus.»

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Datum: 20.04.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Daily

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