Zwischen Verbot und Auftrag

Junge Christin predigt in Metro von Paris

Pastorin Tina Rali mit ihrer Tochter Erine
Sie predigte öffentlich in der Metro in Paris. Dies führte zu einer Auseinandersetzung mit einem Fahrgast und einer nun weiterreichenden Diskussion in der «Grande Nation».

Eine Auseinandersetzung zwischen einem Fahrgast und einer jungen evangelischen Christin, die in der Pariser Metro das Wort Gottes predigte, führte kürzlich zu einem Artikel auf der Webseite «Libération» und wirft Fragen über den Ausdruck des Glaubens im öffentlichen Raum in Frankreich auf.

Für Pastorin Tina Rali, Mutter der jungen evangelischen Christin Erine Rali, die in der Metro predigte, ist es einfach nur eine Antwort auf den Ruf Gottes. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das die Auseinandersetzung zwischen der jungen Evangelistin und dem Fahrgast zeigt.

«Darf sie das?»

«Hat diese junge Evangelikale das Recht, in der Pariser Metro zu predigen?», lautete die Frage, die in diesem Artikel gestellt wurde. Das Video, das in den sozialen Netzwerken vielfach geteilt wurde, zeigt, wie Erine Rali in der Metro über Jesus spricht, bevor sie von einem Fahrgast heftig angeschrien wird: «Es ist verboten, was Sie tun. Wir sind hier in einer säkularen Republik, Sie haben kein Recht, das zu tun. Halten Sie die Klappe! Madame, Sie haben kein Recht dazu. Ich will Sie nicht hören!»

Geldstrafe von 60 Euro möglich

Die Webseite berichtet, dass das Mädchen laut der Hausordnung des Transportdienstes RATP tatsächlich nicht das Recht hat, in der U-Bahn zu predigen. Gemäss Artikel 15 des Erlasses vom 9. Dezember 1968 über den Betrieb des Schienennetzes ist es verboten, «Flugblätter zu verteilen, um die Unterzeichnung von Petitionen zu bitten, irgendeine Art von Propaganda zu betreiben, zu betteln oder die Ruhe der Reisenden auf irgendeine Weise in den Zügen und in den Teilen der Stationen, deren Zugang der Öffentlichkeit gestattet ist, zu stören».

Die von den Medien kontaktierte RATP erklärte, dass «aggressiver Proselytismus, ungebührliche Raumbesetzung oder auch die Störung der öffentlichen Ordnung» in der Metro verboten seien. Solche Predigten könnten mit einer Geldstrafe von mindestens 60 Euros geahndet werden.

Liebe Gottes in U-Bahn teilen

Das christliche Internetportal «Infochretienne» sprach mit Pastorin Tina Rali, die erklärte, dass sie seit nunmehr fünf Jahren jede Woche in der U-Bahn predige. Sie fügte hinzu: «Es läuft eigentlich sehr gut, solche Vorfälle gibt es nicht so oft.» Sie sagte weiter, sie habe von Gott den Ruf erhalten, sein Wort in der Pariser U-Bahn zu «säen».

«Das ist es, was der Herr Jesus mir aufgetragen hat, und wenn Gott uns ruft, müssen wir gehen. Ich bin seinem Ruf treu.» Die Pastorin stellt klar, dass sie noch nie eine Busse erhalten habe. «Was ich tue, ist wirklich wohlwollend, es ist ein Teilen der Liebe des Evangeliums. In der U-Bahn gibt es sehr viel Werbung, Betteln, Gewalt und unsere Präsenz dient auch einem Zweck. Die RATP lässt uns gewähren. Es ist sogar schon vorgekommen, dass ich von Kontrolleuren verteidigt wurde», erzählt Tina. «Sie erkennen, dass es sich um Wohlwollen handelt.»

Datum: 17.01.2023
Autor: Camille Westphal Perrier / Daniel Gerber
Quelle: Infochretienne / gekürzte Übersetzung: Livenet

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