Kirchen kritisieren militärisches Vorgehen Israels

Bethlehem. Die Kirchen kritisieren einhellig das militärische Vorgehen Israels in den palästinensischen Gebieten. Gerügt wird insbesondere die Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem, in der sich rund 200 bewaffnete Palästinenser verschanzten und mehr als 50 Priester und Nonnen als Geiseln nahmen, sowie die Besetzung der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche, die dem deutschen Jerusalemsverein gehört.

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko (Genf), bezeichnete Schüsse auf die Weihnachtskirche und das Pfarrhaus als klare Verletzung internationalen Rechts. Er berief sich auf Angaben von Pfarrer Mitri Raheb, dass israelische Soldaten auf die Kirche geschossen und das Büro sowie ein angrenzendes Begegnungszentrum verwüstet hätten. Auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Hans Christian Knuth (Schleswig) sowie die Bischöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Pommerschen Evangelischen Kirche, Johannes Friedrich (München) und Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), forderten einen sofortigen Abzug der israelischen Armee von dem Kirchengelände.

Patriarch: Kirchenasyl für Anführer der El-Aksa-Brigaden

Nach Angaben einer italienischen Zeitung befindet sich in der Geburtskirche auch ein Anführer der El-Aksa-Brigaden, die für zahlreiche Selbstmordattentate in Israel verantwortlich sind. Eine Erklärung des römisch-katholischen Patriarchen von Jerusalem, Michel Sabbah, dass die Eindringlinge ihre Waffen niedergelegt hätten, wurde durch Medienberichte widerlegt. Laut Sabbah haben die Mönche nur einigen Verwundeten Kirchenasyl gewährt. Nach israelischen Angaben warfen Palästinenser Handgranaten aus der Kirche. Bei einem Feuergefecht seien ein Palästinenser getötet und zwei Soldaten verletzt worden. Bethlehems palästinensischer Bürgermeister Hana Nasser berichtete hingegen, die Israelis hätten ein Kirchendach in Brand geschossen und einen Palästinenser erschossen, der das Feuer löschen wollte.

Diplomat: Kirchenführer verbreiten Lügenpropaganda

Der israelische Gesandte in Berlin, Mordechai Lewy, warf palästinensischen Kirchenführern, darunter Sabbah und Raheb, die Verbreitung von Lügenpropaganda vor. Raheb verschweige auch seine palästinensische Identität und trete als deutsch sprechender evangelischer Pfarrer auf. Nach Lewys Angaben respektiert Israelis Israel die heiligen Stätten in der Geburtsstadt Jesu. Von Christen erwartet der Diplomat eine klare Verurteilung von Selbstmordattentaten. Die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem warf den Palästinensern vor, heilige Stätten zu entweihen und Zivilisten als Schutzschilde zu benutzen. Das christliche Hilfswerk World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) kritisierte, dass es den Hilfsorganisationen nicht erlaubt sei, Lebensmittel in die Geburtskirche zu bringen, Verwundeten zu helfen und Tote zu bergen.

Datum: 10.04.2002
Quelle: idea Deutschland

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