Israel wirft kirchlichen Sprechern Desinformation vor

Berlin. Der israelische Gesandte in Berlin, Mordechai Lewy, hat führenden kirchlichen Palästinensern Desinformation vorgeworfen. In einem Interview) sagte Lewy in Berlin, er vermisse von kirchlicher Seite eine Verurteilung der Selbstmordattentate und des Auftretens der bewaffneten Tanzim-Kämpfer, die sich "wie Rowdys oder Wildwest-Helden" bewegten.

Der Selbstmordterrorismus sei ein "Kult des Todes und des Märtyrertums", der von den Kirchen entschiedener verurteilt werden müsse. Kritik an einem überharten Vorgehen der israelischen Armee in Bethlehem wies er zurück. Er könne sagen, dass Israel den Charakter der Heiligen Stätten in der Geburtsstadt Jesu respektieren und die Geburtskirche nicht angreifen werde. "Bewaffnete Terroristen" verletzten dagegen die Heiligen Stätten.

Namentlich bah nannte der israelische Diplomat bei seiner Kritik den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Michel Sabbah, sowie die lutherischen Pastoren in Bethlehem und Beit Jallah, Mitri Raheb und Jadallah Shihadeh. Sabbah habe mit der Gewährung von "Kirchenasyl" für bewaffnete Kämpfer in der Geburtskirche seine Kompetenzen überschritten und informiere nicht über Verletzungen kirchlicher Räume durch Palästinenser. Shihadeh äussere sich wegen der "tatsächlich nicht einfachen" Situation der Christen in der Region falsch. Und Raheb sei "dafür schon berüchtigt", dass er einseitig die Israelis als "sehr schlimm" schildere.

Auf wiederholte Nachfrage zur Härte der vorrückenden israelischen Armee, die auch humanitäre Helfer oder Kirchenleute aus Europa vor Ort schilderten, meinte Lewy, dass "die Desinformation sehr stark ist". Man dürfe "Lügenpropaganda" aber keinen Glauben schenken. Lewy bekräftigte, die israelische Armee werde nicht auf die belagerte Geburtskirche schiessen. Wegen der "Sensibilität" der Heiligen Stätten würden dort nur sehr erfahrene Reserveeinheiten eingesetzt, die ganz bewusst den Befehl zur Zurückhaltung hätten. "Wir achten die Heiligen Stätten", sagte er.

Tanzim-Kämpfer hätten aber bewusst die Geburtskirche und nicht die in der Nähe liegende Moschee als Zufluchtsort gewählt, um Aufsehen zu erregen, die Sache zu "komplizieren" und die Christenheit zu "involvieren". Das stehe dafür, dass die muslimischen Kämpfer die Christen bedrängten. Es gebe aber "besonnene Leute" sowohl in der Botschaft des Papstes in Jerusalem und im Vatikan als auch auf israelischer Seite. Es gehe um eine "diplomatische und einvernehmliche" Lösung ohne Waffengewalt.

Datum: 09.04.2002
Quelle: Kipa

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