Darf die Evolutionstheorie hinterfragt werden?
Es provoziert und ist brisant, weil es den weltweit verbreiteten Absolutheitsanspruch der naturalistischen Evolutionslehre ins Wanken bringt; und die Diskussionsbasis schafft, ob denn auch andere Thesen und Lehrermeinungen Platz hätten, beziehungsweise überhaupt in Betracht gezogen werden könnten?
Dazu führte Alex Stebler eine Studie zu einigen offiziellen Biologielehrmitteln durch, in welchen der Schülerschaft ein einseitiges Welt- und Menschenbild systematisch gelehrt wird. Anhand von vielen Beispielen zeigt er auf, dass die Instrumentalisierung des Biologieunterrichts unweigerlich zu vielfältigen sachlichen Ungereimtheiten und Widersprüchen führt. Diese werden jedoch in der Schule nicht erwähnt oder gar kritisch diskutiert.
Der Autor ist der Überzeugung, dass es den pädagogischen Grundsätzen wie dem Lehrplan 21 widerspricht, in offiziellen Lehrmitteln eine bestimmte Ideologie zu favorisieren.
«Zufälle» mit Wahrscheinlichkeiten von 1:10130
Ein Hauptunterschied liegt im Ansatz, dass die Entstehung des Lebens einerseits mit einer Zielgerichtetheit, einem Zweck oder Plan gesehen wird – im Gegensatz dazu herrscht das Dogma: «Alles ist reiner Zufall.»
Alex Stebler bringt ein Beispiel: «Wie sollen beispielsweise die Schülerinnen und Schüler rational nachvollziehen, wie das Leben zufällig entstanden ist, wenn doch die Chance, dass ein winziges, 100-teiliges Protein spontan entsteht, bei 1:10130 liegt! Trotzdem wird ihnen zugemutet, das Unglaubliche schlicht und einfach zu glauben.»
Das Buch illustriert weiteres und zitiert auf Seite 53 die Autoren von «Linder-Biologie»: «Ist nämlich ein Protein aus 100 Aminosäuren aufgebaut, so ist in ihm eine Möglichkeit von 10130 verwirklicht. Zum Vergleich: Die Weltmeere tragen etwa 4x1046 Wassermoleküle in sich und das Weltall schätzungsweise 1080 Elementarteilchen.» Diesen Autoren sind diese Unwahrscheinlichkeiten zwar bewusst, dennoch rechnen sie damit und verbreiten sie auch so.
Der Autor und Lehrer Alex Stebler veranschaulichte gegenüber Livenet weitere Aspekte seines Buches.
Wie
kamen Sie auf diese spezielle Thematik?
Alex Stebler: Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt mich
das Thema Schöpfung und Evolution. Als ausgesprochener «Kopfmensch» war ich auf
der Suche nach der sogenannten «Wahrheit». Dies führte mich immer tiefer in den
Bereich der Naturwissenschaft und später auch der Wissenschaftstheorie und der
Philosophie. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen fand und finde ich
absolut spannend und sehr lehrreich. Dabei wurde mir aber auch immer klarer,
dass es sich bei der Auseinandersetzung zwischen Schöpfung und Evolution eben
nicht um eine «spezielle», das heisst gesonderte Thematik handelt. Denn unser
gesamtes Welt- und Menschenbild wird geprägt von der Antwort auf diese
existenzielle Grundfrage. Eine Gesellschaft, die grösstenteils das
materialistische Menschenbild angenommen hat, wird in Politik und Wirtschaft
anders entscheiden, als eine Gesellschaft, welche die Unantastbarkeit der Würde
des Menschen in ihrem Menschenbild noch zu verankern vermag.
Was ist zusammengefasst die
Quintessenz des Buches?
Die Studie der
untersuchten Biologielehrmittel zeigt an vielen Beispielen auf, dass die
Ideologie des Naturalismus (der Glaube, dass die Materie sich selbst durch
Zufall zum Leben organisiert hat) als Tatsache gelehrt wird. Dies bedeutet einen
klaren Verstoss gegen die im Gesetz verankerte Glaubensfreiheit und gegen die
erkenntnistheoretische Forderung des Lehrplans 21, nach welchem die
Schülerschaft lernen muss, zwischen Fakt und Glaube (beziehungsweise Deutung)
kategorisch zu unterscheiden. Da die Schülerinnen und Schüler gar Inhalte
lernen müssen, die rational nicht mehr nachvollziehbar sind, stellen
naturalistische Biologielehrmittel sogar den gesunden Menschenverstand in
Frage! Wenn aber der moderne Biologieunterricht den gesunden Menschenverstand
der materialistischen Ideologie unterstellt, kann von der vielgerühmten
Selbstkompetenz unserer Schülerinnen und Schüler keine Rede mehr sein.
…und ein
Lösungsansatz dazu?
Bei meinem Buch
handelt es sich um eine Studie. Das Ziel einer Studie besteht jedoch nicht
darin, irgendwelche Lösungsansätze anzubieten, sondern einen Istzustand
aufzuzeigen. Als Autor ist für
mich wichtig, dass öffentlich wird, welch dreiste und irrationale Behauptungen
naturalistische Biologielehrmittel ihrer jungen Leserschaft zumuten. Die Studie
möchte Lehrkräften aufzeigen, dass auch die Evolutionslehre auf Grundannahmen
basiert und deshalb nicht als Tatsache gelehrt werden darf. Andererseits möchte
sie betroffenen Eltern ermutigend dokumentieren, dass sie den ideologischen
Übergriffen nicht hilflos ausgeliefert sind; denn da die pädagogischen
Verstösse doch einigermassen offensichtlich sind, kann diesen auf der Sachebene
sehr wohl klar entgegengetreten werden.
Ihnen ist der christliche
Glaube wichtig, hatten Sie ein spezielles Schlüsselerlebnis?
Nein, ich hatte
kein religiöses Schlüsselerlebnis. Je mehr ich mich jedoch mit dem Thema
Schöpfung und Evolution auseinandergesetzt habe, desto mehr hat dies meinen
Glauben an einen liebenden Schöpfergott gestärkt.
Was ist Ihre
Meinung zu den «Kreuzen im Schulzimmer»?
Das sogenannte christliche Abendland hat sich
grösstenteils vom Christentum verabschiedet. Die Forderung, das Symbol des
Kreuzes in unsere Schulstuben zurückzubringen, erachte ich als unrealistisch. Wenn
aber im Namen der Neutralität christliche Symbole in unseren Schulstuben nichts
mehr zu suchen haben, so gilt dies umso mehr für die ideologische Vereinnahmung
gewisser offizieller Biologielehrmittel!
Zum Buch:
«Die Glaubenssätze im modernen Biologieunterricht»
Zum Thema:
Evolutionsbiologe beginnt zu zweifeln: «Die Theorie der Schöpfung ist wahrscheinlicher»
Naturalismus intolerant: «Solche Debatten gehören nicht an die Universität»
Dinos zu Vögeln?: «Schrittweise Entstehung trifft nicht zu»
Es gibt kaum Junk-DNA: Biologen: «Dann ist die Evolutionstheorie falsch»
Datum: 01.09.2022
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet