Statement aus Ukraine

Verfolgung und Krieg: «Da kann man nicht neutral bleiben»

Im Gespräch mit Livenet berichtete ein ukrainischer Pastor über das Ergehen der Christen in einer beängstigten Zeit. Elisey Pronin bittet um Gebet und praktische Hilfe.
Elisey Pronin (Bild: zVg)

Täglich informieren die Medien über den Ukraine-Konflikt und normalerweise geniessen dabei Russland, die EU oder die USA die grösste Aufmerksamkeit. Um sich über das Ergehen der Menschen im Land zu erkundigen, sprach Livenet mit einem ukrainischen Pastor. Elisey Pronin (43) ist verheiratet mit Oksana und lebt in Lviv (Ukraine).

Gemeinde in Lviv

Als Pastor dient Elisey in einer jungen Gemeinde in Lviv. «Wir starteten vor sechs Jahren und haben inzwischen 85 Mitglieder. Aktuell sind wir dabei, eine Tochtergemeinde zu gründen.» Er ist spürbar begeistert von seiner Gemeinde. «Der Gemeinde geht es gut», berichtet er.

In den Anfängen hatte er unter den Flüchtlingen gedient, welche aufgrund des Krieges vom Osten des Landes geflohen waren. «Diese Menschen verloren all ihr Hab und Gut und flüchteten in den Westen der Ukraine.» In den letzten Jahren fokussierte sich Elisey zunehmend auf die lokale Jugend.

Leute bitten um Hilfe

«Jetzt leben wir in einer schlimmen Situation. Wir erfahren viel Druck durch die Russen.» Im Osten der Ukraine zieht diese ihre Truppen zusammen. «Jederzeit kann es explodieren und der Krieg beginnt erneut.» Die Bevölkerung ist verängstigt, Elisey spricht sogar von Panik. «Leute rufen mich an und bitten mich, ihnen zu helfen.» Viele wollen in den Westen der Ukraine fliehen. «Bei uns ist es nicht wirklich sicher, aber viel sicherer als im Osten.» Aktuell bestehe eine sehr rege Kommunikation mit Angehörigen überall im Land. «Viele von uns haben Freunde und Verwandte im Osten der Ukraine.»

Der Konflikt

Es sei schwierig, sich auf einen Krieg vorzubereiten. «Niemand weiss, was geschehen wird. Ich versuche, meinen Leuten zu sagen, sie sollen sich nicht fürchten und Gott vertrauen.» Letztlich gebe es keine Sicherheit ausser dem Wissen, dass Gott sie durchtragen wird. «Er wird uns geben, was wir brauchen.»

Die Erinnerung an den Krieg, der 2014 ausgebrochen ist, seien noch sehr frisch und entsprechend herrsche überall Unsicherheit und Furcht.

Menschen finden zu Jesus

«Die schwierigen Umstände bringen die Leute zusammen und uns unsere üblichen Meinungsverschiedenheiten sind nebensächlich geworden. Die Kirchen kommen zusammen und als Gläubige werden wir eins im Gebet.» Elisey sagt, dass dies fast überall im Land so sei: Christen kommen zusammen!

«Die Leute fürchten sich und deshalb ist es auch eine gute Zeit, um unseren Glauben zu teilen und Menschen zu ermutigen.» Es sei die Zeit, um Menschen zum Glauben zu führen. «Früher bezeichneten uns viele Nachbarn als Sekte. Durch den Krieg änderte sich das. Manche kamen zum Glauben und ich taufte sie.» Elisey erwartet, dass sich auch in dieser Krise wieder viele Menschen Jesus zuwenden. Das sei realistisch.

Sehnsucht nach Frieden

«Mein grösster Wunsch für die Ukraine ist Frieden. Wir brauchen Gebet!» Mit diesem Aufruf wendet er sich auch an die Christen anderer Länder. «Es ist wichtig, von guten Nachbarn umgeben zu sein und ohne Furcht und Verfolgung zu leben. Es ist unser grösstes Anliegen, unseren Glauben in Friede leben zu können.»

Schon öfters hat Elisey die Schweiz besucht. Er spricht von guten Menschen, die neutral sind und sich deshalb (zu oft) still verhalten. In der Ukraine funktioniere das nicht. Da muss das Übel beim Namen genannt werden. «Die Russen haben meine Kirche niedergebrannt», spricht er über die Zeit, als er selbst noch im Osten der Ukraine lebte. «Ich erlebte Verfolgung und musste fliehen. Da kann man nicht neutral bleiben.»

Praktisch helfen

Elisey hat aber auch die vielen hilfsbereiten Menschen in der Schweiz bemerkt. «Es gibt so viele Christen, die gerne helfen, damit die Leute in der Ukraine mit Hilfsgütern versorgt werden können.» Für diese Hilfe ist er dankbar. «Gemeinsam können wir Hilfe leisten», ist er überzeugt und wiederholt: «Es ist wichtig, für die Ukraine zu beten. Besonders für die Christen.» Und dabei liegt eine Dringlichkeit in seiner Stimme.

Seit 2011 ist Elisey Partner des Schweizer Hilfswerks HMK, welches seit 1991 in den Ukraine aktiv ist. Wer praktisch helfen möchte, darf gerne über deren Webseite mit HMK Kontakt aufnehmen. Dort finden sich auch Angaben zum Spenden. Mit dem Vermerk «Ukraine Elisey» beim Zahlungszweck wird das Geld entsprechend eingesetzt werden.

Zur Webseite:
HMK Hilfe für Mensch und Kirche

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Datum: 18.02.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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