Glaube darf nicht nur den Kopf ansprechen
Der christliche Glaube beruht auf historischen Tatsachen. Das Sterben von Jesus am Kreuz, seine Auferstehung und manches mehr muss einfach gewusst werden. Die praktische Erfahrung des Glaubens ist wichtig, beruht aber immer auf Wissen um die Grundlagen des Glaubens. Müssen diese aber zwingend nur als sachliche Information vermittelt werden? Oder gibt es da vielleicht auch andere, kreative Wege?
Geschichten zum Anfassen
Marc Lendenmann (51) lebt mit seiner Ehefrau und seinen drei jugendlichen Kindern in Pfäffikon. Seit 2008 arbeitet er beim Bibellesebund, wo er seine Leidenschaft, biblische Inhalte auf kreative Weise zu den Menschen zu bringen, ausleben kann.
Inspiriert wurde Marc in seiner Kindheit durch die Nachmittage im Cevi, an welchen er in eine Geschichte eintauchten konnte. «Da wurden wir beispielsweise von Mose begrüsst, der uns dann durch verschiedene Stationen seines Lebens führte. Auf diese Weise wurden wir Teil der Geschichte.» Später entdeckte er das Theater. «Ich liebte es, in Storys einzutauchen.»
Marc absolvierte ein Theologiestudium und arbeitete sieben Jahre lang als Pastor. Sein Wissen vermehrte sich und die Leidenschaft, dieses in kreativer Form auszudrücken, blieb. «Ich probierte manches aus und machte mehrere Weiterbildungen. So kam ein Schatz zusammen, aus dem ich immer wieder neue Kreativität schöpfen konnte.» Das Ziel dabei war, biblische Geschichten den Menschen nahe zu bringen. Sie sollten sie nicht nur hören, sondern spüren und erfahren können.
WhyNACHT – in die Weihnachtsgeschichte eintauchen
Die Ursprünge der Weihnachtsausstellung WhyNACHT reichen ins Jahr 2005 zurück. «Ich stellte damals fest, wie stressig die Adventszeit ist und wollte Entlastung bringen.» So kam die Idee auf, mit der Jungschar in den Sommermonaten mehrere Workshops durchzuführen, in welchen eine Ausstellung der Weihnachtgeschichte vorbereitet wurde. «Bei verschiedenen Posten konnten die Kinder Beiträge zu Weihnachten machen. Es wurden Hörspiele aufgenommen, ein Tanz in einem Videoclip festgehalten und vieles mehr.»
Marc fragte Senioren an, das Projekt mit ihren handwerklichen Fähigkeiten zu unterstützen. So wurden beispielsweise Ortstafeln mit der Beschriftung «Bethlehem» erstellt. «In dieser Zeit kamen Kinder dazu, welche sonst nicht mehr zur Jungschar kamen.»
Die Ausstellung steht
Dass in der Adventszeit kein Krippenspiel oder etwas ähnliches eingeübt werden musste, war für die Kinder eine grosse Entlastung. Und trotzdem konnten sie etwas präsentieren, das sehr gut ankam. «Es war nicht zu kindlich, sodass Erwachsene angesprochen waren und gleichzeitig nicht zu kompliziert, dass auch die Kinder alles gut verstanden.»
Die Planung für die Ausstellung geschah Schritt für Schritt. «Die Präsentation war damals ja auch nur für unsere eigene Kirche bestimmt.» Um den Besucher durch die verschiedenen Stationen der Weihnachtgeschichte zu führen, entwarf Marc eine zusätzliche Figur – einen Nachtwächter, der ein entlaufenes Mädchen suchen muss. Dabei geraten sie plötzlich selber in die Weihnachtsgeschichte und erfahren unterwegs, worum es bei Weihnachten geht. Ein Posten zeigt beispielsweise die Suche nach einer Herberge, ein anderer, wie in damaliger Zeit gereist wurde.
Kirchendistanzierte Besucher reagieren positiv
Während der Ausstellung, staunte Marc über die positiven Reaktionen kirchendistanzierter Besucher. «Sie fanden es interessant und informativ». Ähnliches sagten aber auch die Mitglieder der Kirche, welchen ganz neue Aspekte der Geschichte aufgingen.
«Die Besucher werden nie direkt angesprochen, sondern können einfach in die Geschichte eintauchen und diese auf sich wirken lassen.» Das Resultat war so gut, dass die Ausstellung in den folgenden Jahren in anderen Kirchen aufgebaut wurde. Schon bald wurde WhyNACHT auch von Schulklassen besucht und zog zahlreiche Interessierte mit ganz unterschiedlichem Hintergrund an. Bis heute wurde die Ausstellung an 28 Orten durchgeführt, wo Marc in 876 Führungen insgesamt 8'500 Besucher in 50 Minuten durch die Weihnachtsgeschichte führte.
Neue Wege wagen
Marc ist überzeugt, dass es sich lohnt, neue Wege zu gehen und auch mal etwas zu wagen. Er selbst ist dankbar, dass er innerhalb seiner Tätigkeit (zum Beispiel die LEGO Stadt) den nötigen Raum zum Experimentieren hat. «Viele Ideen bleiben bei einem Vermerk auf dem Notizblatt. Doch manchmal entsteht auch mehr daraus.» Auf jeden Fall lohnt es sich dranzubleiben. Wenn Marc sieht, wie Menschen auf die kreativ dargestellten biblischen Geschichten reagieren, motiviert ihn dies zum Weitermachen.
«Gott ist kreativ, das bezeugt schon die Schöpfung», erklärt Marc. «Und auch die Bibel ist kreativ. Sie hat viele Arten verschiedener Texte.» Das legitimiert, selbst nach kreativen Formen zu suchen, um biblische Wahrheiten zu vermitteln. «Wissen ist heute kein Problem, im Internet lässt sich genug Information finden.» Deshalb will er sich auch nicht auf ein Vermitteln von Wissen beschränken. «Ich will den Menschen etwas geben, das sie berühren können, an einem Ort, wo sie anderen Menschen begegnen und konkrete Fragen stellen können.» Begeisterung für die Bibel soll auf jeden Fall ansteckend wirken.
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Datum: 27.10.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet